IGFM: Ausschreitungen in Kairo waren keine 'Religionsunruhen'

10. Oktober 2011 in Weltkirche


Menschenrechtler kritisieren staatliches ägyptisches Fernsehen: An den zunächst friedlich verlaufenden Demonstration von Kopten hatten auch etwa zwanzig Prozent Muslime teilgenommen, die sich mit den Forderungen der Christen solidarisierten.


Kairo / Frankfurt am Main (kath.net/IGFM) Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) berichtet, dass es sich bei den Gewaltexzessen in Kairo am vergangenen Sonntag nicht um „Religionsunruhen“ handelte. Vielmehr hätten an der zunächst friedlich verlaufenden Demonstration von Kopten nach Schätzungen von Beobachtern auch etwa zwanzig Prozent Muslime teilgenommen, die sich mit den Forderungen der Christen solidarisierten.

IGFM-Vorstandssprecher Martin Lessenthin weist darauf hin, dass während und nach der ägyptischen Revolution sowohl Mubarak als auch das Militär Schläger und Provokateure in Zivil eingesetzt haben, um eigene Gewaltanwendung zu rechtfertigen. Die IGFM kritisierte in diesem Zusammenhang den staatlichen ägyptischen Fernsehsender Nil-TV, der einseitig die Position des Militärs dargestellt hätte. Staatsunabhängige und nicht-ägyptische Medien, wie der in Qatar ansässige Sender Al-Jazeera hätten hingegen neutral über den Angriff des Militärs auf die überwiegend christlichen Demonstranten berichtet. Auch die staatliche, größte Zeitung Ägyptens, Al-Ahram („Die Pyramiden“), berichtet, dass der friedliche pro-koptische Demonstrationszug angegriffen wurde und Soldaten und Polizisten Steine geworfen und geschossen hätten.

Die Demonstration hatte am Sonntag im gemischten, aber vorwiegend von Kopten bewohnten Kairoer Stadtteil Schubra begonnen. Anlass des Protests war vor allem der Angriff auf eine im Bau befindliche Kirche in der Ortschaft Elmarinab in der oberägyptischen Provinz Assuan. Die Demonstranten kritisierten den mangelnden Schutz der christlichen Minderheit vor islamischen Extremisten und die schleppende Aufklärung durch die Sicherheitsbehörden. Der Protest richtete sich damit direkt gegen das de-facto herrschende Militär.

Wie die IGFM berichtet, seien schon früher zunächst friedliche Demonstrationen von Schlägern in Zivil angegriffen worden und hätten zu Gewalt mit den Sicherheitskräften geführt. Warum das Militär in diesem Fall so heftig reagiert habe, sei jedoch offen. Auch die Zahl der Todesopfer und Verletzten ist nach wie vor unklar. Unter den Todesopfern seien auch Muslime, so die IGFM.


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