Zollitsch verteidigt erneut die Kirchensteuer

7. Oktober 2011 in Deutschland


Zollitsch zum Abschluss der Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe: "Grotesk, wenn gewisse Kreise schon jetzt genau kontrollieren wollen, ob sich die deutschen Bischöfe an das halten, was der Heilige Vater gesagt hat"


Fulda (kath.net/KAP) Die deutschen Bischöfe wollen den Dialogprozess, den die Kirche in der Folge des Missbrauchsskandals ins Leben gerufen hatte, in drei Themenkomplexen voranbringen: in der gemeinsamen Verantwortung aller Getauften in der Kirche, in einem barmherzigen Umgang mit gebrochenen Biografien und in einer besseren Kommunikationsfähigkeit: Das betonte der Vorsitzende der Bischofskonferenz (DBK), Erzbischof Robert Zollitsch, am Freitag in Fulda in der Abschlusspressekonferenz der DBK-Herbstvollversammlung. Der von der DBK auf den Weg gebrachte Dialogprozess soll bis 2015 dauern. Das kommende Jahr will die DBK dabei unter das Thema der dienenden, karitativ tätigen Kirche stellen. Dazu soll es vom 14. bis 15. September 2012 einen Kongress geben.

Zum Papstbesuch, der ebenfalls ein wichtiges Thema der Beratungen der Bischöfe darstellte, sagte Zollitsch, er sei Ermutigung für weitere Schritte in der Ökumene und im innerkirchlichen Dialogprozess. Der Papst habe einen "geistlichen Rahmen aufgezeigt", jetzt müsse die Kirche in Deutschland ihre Hausaufgaben machen. Der Freiburger Erzbischof wies erneut die Vermutung zurück, der Papst habe die Abschaffung des Kirchensteuersystems oder der Staatsdotationen gefordert. Zuletzt hatten allerdings Personen aus dem Umfeld von Papst Benedikt XVI. wie beispielsweise Kardinal Koch gegenüber KATH.NET bestätigt, dass der Papst auch die Kirchensteuer gemeint hatte.

Der Erzbischof kritisierte dann innerkirchliche Kreise, die schon jetzt "genau kontrollieren wollen, ob sich die deutschen Bischöfe an das halten, was der Heilige Vater gesagt hat". Das sei "teilweise grotesk". "Der Papst hat uns ermutigt, den Weg fortzusetzen und den Gesprächsprozess auch als geistliches Ereignis zu gestalten", sagte Zollitsch. Zu Recht warne Benedikt XVI. vor zu vielen Strukturen. Sie müssten sich am Ziel der Glaubensverkündigung bewähren.

Zollitsch warnte auch vor deutschen Alleingängen: "Im Gesprächsprozess werden keine Beschlüsse gefasst. Das habe ich immer klar betont. Auch der Papst kann bei seiner Reise nach Deutschland nicht Erwartungen einer Änderung der kirchlichen Lehre erfüllen." Viele Fragen seien nur weltkirchlich zu klären. Das schließe jedoch nicht aus, "dass wir versuchen, sie vertieft zu klären, auch im Gespräch mit Rom".

Mit Blick auf die Ökumene betonte der DBK-Vorsitzende, dass beide Kirchen in Deutschland jetzt konkrete Ziele vereinbaren müssten, insbesondere mit Blick auf den 500. Jahrestag der Reformation 2017. "Der Papst hat sich in Erfurt auf den Reformator Luther zu bewegt und ihn anerkannt", sagte Zollitsch. Das Plädoyer, das Gemeinsame zu sehen und nicht das Trennende, sei ein wichtiger Impuls für die Ökumene.

In der Debatte um die Papstforderung nach einer "Entweltlichung" der Kirche und einem Verzicht auf Privilegien betonte der Erzbischof, das Kirchenoberhaupt habe keineswegs formuliert, "dass er von der Kirche in Deutschland eine grundstürzend neue Verfassung erwartet". Ihm gehe es vielmehr um die richtige Verbindung des Dienstes der Kirche in der Welt und christlicher Kritik und Distanz gegenüber der modernen Welt. Die Kirche solle zu mehr Einfachheit und Eindeutigkeit finden und sich nicht auf falsche Stützen verlassen.

Zugleich betonte der Freiburger Erzbischof, dass sich die Kirche einer Debatte um Staatsleistungen, die vor allem als Entschädigung für Enteignungen von Kirchengütern im 19. Jahrhundert gezahlt werden, nicht entgegenstelle: "Die Kirche wird sich Lösungen nicht verschließen, wenn diese ausgewogen sind." Nach Schätzungen belaufen sich die jährlichen Dotationen an beide Kirche auf rund 450 Millionen Euro, davon 190 Millionen für die katholische Kirche.

Wichtige Personalentscheidungen

Bei der Vollversammlung in Fulda wählten die Bischöfe auch die Vorsitzenden, Mitglieder und Berater ihrer 14 Kommissionen. Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller (63) bleibt demnach Vorsitzender der Ökumene-Kommission der Bischöfe und damit maßgeblich für die Gestaltung des Lutherjahres 2017 von katholischer Seite verantwortlich. Als Medienbischof wurde der
Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst (62) bestätigt. Vorsitzender der Kommission Weltkirche und damit "Außenminister" der Bischofskonferenz bleibt der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick (62).

Vorsitzender der Glaubenskommission ist weiterhin der Mainzer Kardinal Karl Lehmann (75), Vorsitzender der Pastoralkommission der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode (60). An der Spitze der Liturgiekommission steht erneut der Kölner Kardinal Joachim Meisner (77), der Münchner Kardinal Reinhard Marx (58) ist weiter Vorsitzender der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen.

Neu ist der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst (51) als Nachfolger des verstorbenen Berliner Kardinals Georg Sterzinsky in der Position des Familienbischofs. Neuer Jugendbischof ist der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann (51. Zum neuen Caritas-Bischof ist der im Juli ernannte Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki
(55) gewählt worden; er tritt in diesem Amt an die Stelle des Dresdner Bischofs Joachim Reinelt (74).

Schon zuvor war bekannt geworden, dass der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle (69) neuer stellvertretender Vorsitzender der Bischofskonferenz ist. Die Bischöfe wählten ihn zum Nachfolger des Aachener Bischofs Heinrich Mussinghoff (70), der nach 12 Jahren nicht mehr für dieses Amt kandidierten konnte.


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