Kirche darf sich nicht an der Vergabe von 'Tötungslizenzen' beteiligen

2. Oktober 2011 in Deutschland


Podiumsdiskussion des Diözesankomitees zum Lebensschutz im Regensburger Kolpinghaus - Thema war der umstrittene Schein - Dabei waren Bischof Müller, Manfred Spieker, Tanja Wein und Marie-Luise Schindler, Philipp Lerchenfeld und Bernhard Piendl


Regensburg (kath.net/pdr) Der Schutz des menschlichen Lebens vom Anfang bis zum Ende spielt im Bistum Regensburg eine maßgebliche Rolle. Allein im Bistum gibt es elf Schwangerenberatungsstellen der Caritas. Ein weiterer Ausdruck für den hohen Stellenwert, den der Lebensschutz in der ganzen Diözese genießt, war eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Der Schein. Katholische Kirche und Schwangerschaftskonfliktberatung“, die das Diözesankomitee der Katholiken im Bistum Regensburg am Donnerstagabend im Kolpinghaus Regensburg veranstaltete und die in der Öffentlichkeit auf ein breites Interesse stieß. An dem Podium beteiligten sich Marie-Luise Schindler, Beraterin der Caritas-Schwangerschaftsberatungsstelle Weiden, Tanja Wein, eine ihrer Klientinnen, Bischof Gerhard Ludwig Müller, Prof. Manfred Spieker, Professor em. für Christliche Sozialwissenschaften und Autor des Buches „Der verleugnete Rechtsstaat“, Philipp Graf Lerchenfeld, Vorsitzender des Diözesankomitees, und Caritasdirektor Monsignore Bernhard Piendl.

Die Veranstaltung begann mit einem Vortrag von Prof. Manfred Spieker. Darin ging er auf die Rechtsfunktion des Beratungsscheins ein. Seit der Reform des Paragraphen 218 im Strafgesetzbuch im Jahr 1992, so der Professor, „verwandelt der Schein die Straftat der Tötung eines ungeborenen Kindes in eine medizinische Dienstleistung“. Er werde damit zur Tötungslizenz, denn würde dem Arzt kein Beratungsschein vorgelegt, würde er mit einer Abtreibung die Straftat einer Tötung begehen. Desweiteren ging Prof. Spieker auf den Konflikt zwischen einem erheblichen Teil der deutschen Bischöfe und Rom bezüglich des Scheins ein. Zum Abschluss beleuchtete er aus der philosophischen Perspektive die Frage „Heiligt der gute Zweck das schlechte Mittel?“

In der Podiumsdiskussion betonte Bischof Gerhard Ludwig: „Jeder neu gezeugte Mensch im Mutterleib ist ein Geschenk Gottes.“ Da der Lebensschutz ein zentraler Teil der Sendung der Kirche sei, lasse weder die Kirche allgemein noch das Bistum Regensburg im Besonderen Frauen in Konfliktsituationen im Stich. Deshalb treffe ihn die Behauptung zutiefst, die Kirche sei aus der Schwangerenberatung ausgestiegen. Es sei nicht Realität, dass die Kirche die Frauen alleine lasse, erklärte der Regensburger Oberhirte. Allein im Bistum Regensburg gebe es elf Schwangerenberatungsstellen der Caritas. „Ich bin froh und dankbar für die vielen Beraterinnen der Caritas“, so der Regensburger Bischof.

Für die Unterstützung der Caritas ist auch Tanja Wein dankbar. Sehr anschaulich schilderte sie, wie ihr die Schwangerenberatungsstelle der Caritas in Weiden in schweren Zeiten geholfen hat. Tanja Wein befand sich wegen einer Schwangerschaft in einem akuten Konflikt. Mit der Hilfe ihrer Beraterin Marie-Luise Schindler fand sie aber den richtigen Weg. Auch nach der Geburt ihres Kindes erhielt sie bei der Caritas weiterhin die nötige Unterstützung. „Ich weiß, dass ich bei den Caritas-Beratungsstellen gut aufgehoben bin“, sagte die 29-Jährige.

Engagiert nahmen auch die zahlreich erschienenen Zuhörer an der folgenden Debatte teil. Es herrschte große Übereinstimmung darüber, dass Abtreibung, wie bereits das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) lehrt, ein Verbrechen ist. Dass sich die Kirche nicht an der Vergabe von „Tötungslizenzen“ beteiligen darf, fand breite Zustimmung.

Foto: (c) Bistum Regensburg


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