Evangelikale und Vatikan führen Lehrgespräche

20. September 2011 in Weltkirche


Begegnung in Rom von „wachsendem Vertrauen“ bestimmt.


Rom (kath.net/idea) Vertreter der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA) und des Vatikan haben theologische Lehrgespräche geführt. Sie trafen sich vom 12. bis 17. September in Rom zur zweiten von drei Konsultationen. Eingeladen hatte der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen. Im Zentrum der Gespräche stand das Thema „Heilige Schrift im Leben und der Mission der Kirche“. Der inhaltliche Schwerpunkt lag auf dem Verhältnis von Schrift und Tradition. Die erste Gesprächsrunde hatte sich 2009 in Sao Paulo (Brasilien) mit dogmatischen und ethischen Fragen befasst.

Die jetzige Konsultation habe in einer Atmosphäre stattgefunden, die von „wachsendem Vertrauen und geistlicher Gemeinschaft“ bestimmt gewesen sei, heißt es in einer am 19. September veröffentlichten gemeinsamen Verlautbarung. Begrüßt wurden die Teilnehmer von Kurt Kardinal Koch und Bischof Brian Farrell, dem Präsidenten und Sekretär des Päpstlichen Rates. Leiter der Delegationen waren der Direktor für ökumenische Angelegenheiten der WEA, Rolf Hille (Heilbronn), und dem Kolumbianer Monsignore Juan Usma Gomez (Vatikanstadt).

Wofür Evangelikale „Rom“ dankbar sind

Hille sagte auf idea-Anfrage, die evangelikale Seite sei dankbar für „die deutliche Haltung der römisch-katholischen Kirche“ hinsichtlich der Inspiration und Verlässlichkeit der Heiligen Schrift, wie sie in offiziellen Lehrverlautbarungen seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil zum Ausdruck komme. Man begrüße auch die Übersetzung und Verbreitung von Bibeln durch die katholische Kirche, die oft in Zusammenarbeit mit den Bibelgesellschaften erfolge. Hille zufolge wurden bei den Gesprächen auch kontrovers-theologische Fragen diskutiert, etwa die Bedeutung der mündlichen Überlieferung in der katholischen Tradition.

Zur dritten Konsultation im kommenden Jahr wird die WEA im kommenden Jahr einladen. Dann soll es um die Frage des Heils im Zusammenhang der Sakramentstheologie gehen. Die ersten Konsultationen zwischen WEA und dem Päpstlichen Rat hatten zwischen 1977 und 1984 stattgefunden. Die zweite Gesprächsrunde dauerte von 1993 bis 2002 und mündete in einen Bericht mit dem Titel „Kirche, Evangelisation und die Bande der Gemeinschaft“. Die römisch-katholische Kirche hat etwa 1,2 Milliarden Mitglieder. Die WEA repräsentiert rund 600 Millionen Evangelikale in 128 Ländern.


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