Zeitung: Rom und Piusbruderschaft könnten sich bald einigen

13. September 2011 in Weltkirche


Die große Neuigkeit sei, dass der Vatikan anerkennen werde, dass es sich bei den Streitpunkten nicht um «essenzielle» Fragen des katholischen Glaubens handele.


Paris (kath.net/KNA) Im seit Jahrzehnten währenden Streit zwischen der traditionalistischen Piusbruderschaft und dem Vatikan zeichnet sich nach Einschätzung der französischen Tageszeitung «Le Figaro» eine Lösung ab. Beim für diesen Mittwoch geplanten Treffen des Generaloberen der Piusbruderschaft, Bernard Fellay, mit dem Präfekten der Glaubenskongregation in Rom, Kardinal William Joseph Levada, seien Einigungsvorschläge des Heiligen Stuhls zu erwarten, schreibt das Blatt in seiner Dienstagsausgabe.

Zwar würden Fellay und Levada bei der Begegnung feststellen, dass sie sich in ihrer Bewertung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) nicht einig seien. Die große Neuigkeit sei aber, heißt es dort weiter, dass der Vatikan anerkennen werde, dass es sich bei den Streitpunkten nicht um «essenzielle» Fragen des katholischen Glaubens handele. Der Vatikan werde daher von den Piusbrüdern verlangen, sich zu den zentralen Punkten zu bekennen, die seit zwei Jahrtausenden den katholischen Glauben begründeten. Sollte die Piusbruderschaft dem zustimmen, werde ihnen laut dem «Figaro» eine juristische Lösung vorgeschlagen, die es ihnen erlaube, eine katholische Gruppierung zu werden.

Nach Angaben der Zeitung werden dafür im Vatikan mehrere Modelle überlegt. So könne die Piusbruderschaft zur Personalprälatur erhoben werden, wie dies im Fall des Opus Dei geschehen sei. Alternativ sei auch ein Ordinariat möglich, wie es Rom zuletzt für die zur katholischen Kirche übertretende Anglikaner eingerichtet habe.

Der Religionskorrespondent der Zeitung, Jean-Marie Guenois, schreibt weiter, es sei unwahrscheinlich, dass eine Entscheidung über die Zukunft der Traditionalisten-Bruderschaft bereits am Mittwoch verkündet werde. Grund sei, dass der Generalobere der Piusbrüder die römischen Festlegungen nicht ohne Rücksprache werde akzeptieren können. Es zeichne sich aber ab, dass eine große Mehrheit der Piusbruderschaft die römischen Vorstellungen akzeptieren werde.

Seit fast zwei Jahren hatte es zwischen dem Heiligen Stuhl und der Priesterbruderschaft Gespräche über Fragen des kirchlichen Lehramts gegeben. Mitte August schloss Fellay abermals eine Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils durch seine Gemeinschaft aus.

Die 1969 vom französischen Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) gegründete Priesterbruderschaft Sankt Pius X. lehnt zentrale Kirchenreformen des 20. Jahrhunderts ab. Sie ist vom Vatikan nicht anerkannt. Papst Benedikt XVI. hatte im Januar 2009 die Exkommunikation von vier Bischöfen der Piusbruderschaft aufgehoben, um einen Dialog mit der ultrakonservativen Gruppierung zu ermöglichen.

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