Die Kirche und das Marketing

25. August 2011 in Kommentar


In der Kirche gibt es erstaunlich viel Stammpersonal, pardon: viele Priester, die ihren wichtigsten Lebens- und Berufsinhalt darin sehen, gegen Papst und Bischöfe und eben solche Treffen zu stänkern - Ein Kommentar von Dr. Andreas Unterberger


Wien (kath.net/andreas-unterberger.at
Linke und mediale Krawallmacher agitieren heftig gegen den Papstbesuch in Madrid und das damit verbundene Weltjugendtreffen. Diese Krawallmacher innerhalb und außerhalb der Kirche transportieren vor allem zwei Vorwürfe: Erstens, dass sich dieser Papst noch immer traut, für die Familie und gegen die Schwulenehe zu sein. Und zweitens, dass der Papstbesuch und die Betreuung der Million erwarteter Teilnehmer in dem in wirtschaftlicher Seenot befindlichen Spanien rund 50 Millionen Euro kosten wird.

Lassen wir die Schwulenehe beiseite – über deren gesellschaftlichen „Nutzen“ ist hier ja schon des öfteren nachgedacht worden – und wenden uns dem Millionen-Argument zu. Dieses zeigt freilich in Wahrheit nur eines: dass die Kirche mit den üblichen politischen Argumentationslinien und primitivsten Marketing-Regeln in keiner Weise vertraut ist.

Denn würde etwa ein Sozialistentreffen eine Million Menschen anziehen (was freilich eine in vielerlei Hinsicht sehr fiktive Annahme ist) und so viel Geld kosten, würden uns die Organisatoren die Ohren vollblasen mit Sprüchen wie: „Sozialistentreffen als Signal der Solidarität mit dem notleidenden Spanien“ und: „50 Millionen Euro als wichtige Konjunkturspritze“ und: „Sozialistentreffen löst Investitionsboom aus.“

Das ist die übliche Darstellungsweise, die nicht einmal ganz unrichtig ist. Denn alles, was da (von der Sicherheit bis zur Stadtverschönerung) für das Großereignis ausgegeben wird, bleibt ja in Spanien, kommt spanischen Firmen und Arbeitskräften zugute. Und überdies geben die anreisenden Jugendlichen alle auch noch Geld in Spanien aus. Selbst wenn nur eine halbe Million käme und jeder von ihnen im Schnitt nur 100 Euro ausgäbe (zumindest für Getränke, Souvenirs, Imbisse, Tickets), flössen zusätzlich 50 Millionen in die spanische Wirtschaft.

Ähnliche Rechnungen werden beispielsweise auch alljährlich zur Rechtfertigung der Salzburger (und Dutzender anderer) Festspiele von den Kulturjournalisten aufgestellt, oder von den Rathauspropagandisten zur Verteidigung des Donauinsel-Spektakels. Nur die Katholische Kirche bringt in ihrer Weltentrücktheit und inneren Zerrissenheit eine solche Argumentation nicht zusammen.

Diese Zerrissenheit wird freilich immer ärger. In dieser Kirche gibt es erstaunlich viel Stammpersonal, pardon: viele Priester, die ihren wichtigsten Lebens- und Berufsinhalt darin sehen, gegen Papst und Bischöfe und eben solche Treffen zu stänkern. Bei diesen Schüllers aller Nationalitäten hat man freilich das Gefühl, dass sie erst zufrieden wären, wenn die Kirche ihre Selbstauflösung beschließt. Diese Freude will ihnen aber dieser Papst nicht und nicht bereiten. Daher Schande über ihn.


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