Als das ZdK Kardinal Ratzinger 'Realitätsferne' vorwarf

3. August 2011 in Deutschland


Der jetzige Papst Benedikt hatte 2003 gewagt, Kritik an einem "Ökumenischen Kirchentag" zu üben - Der ZdK-Präsident reagierte damals scharf und meinte: "Kardinal Ratzinger scheint nur das wahrzunehmen, was er sehen will"


Bonn (Kath.net)
Dass das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) nicht unbedingt als romtreue Vereinigung agiert, ist bekannt und wird seit Jahren von Katholiken kritisiert. Auch mit Kardinal Ratzinger gab es vor seiner Papstwahl einen entsprechenden Disput. Dieser hatte es gewagt, im Juli 2003 kritische Worte zum damaligen Ökumenischen Kirchentag zu formulieren. Hans Joachim Meyer, der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), reagierte damals mit einer scharfen Presseaussendung und meinte, dass Kardinal Ratzinger "in herabsetzender Weise" über den damaligen Kirchentag sprach, weil er diesen "mangelnde Kontur" vorwarf.

Wörtlich meinte Meyer in der Aussendung ernsthaft, dass Ratzinger damit nicht nur die 200 000 Christen, die sich in Berlin versammelt hatten, darunter 70 000 Katholiken verletze sondern dieser auch vierzig katholische Bischöfe brüskiert habe.

Wörtlich meinte der ZdK-Präsident in der damaligen Aussendung: "Kardinal Ratzinger scheint nur das wahrzunehmen, was er sehen will und was seine bekannten Vorurteile bestätigt. Einerseits wirft er dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken einen Mangel an Glaubensfreude vor, andererseits rügt er den Feiercharakter des Ökumenischen Kirchentag und vermisst bei diesem Ereignis „das Antlitz Christi des Gekreuzigten“. Natürlich dürfen die üblichen Vorwürfe, das ZdK und die katholischen Verbände, diesmal insbesondere der Jugend, seien funktionärsbestimmt und bürokratisiert, nicht fehlen. Ist ihm wirklich nicht bewusst, wie viele katholische Christen in den Verbänden und Räten er mit solchen Anwürfen persönlich verletzt und herabwürdigt?

Zur Realitätsferne solcher Behauptungen passt, was Kardinal Ratzinger dann als Gegenvorschlag und Heilungsmittel für den deutschen Laienkatholizismus formuliert: „Mein Ideal ist das, was nicht von uns geplant wird, sondern was selber kommt und wächst und in der Kirche Aufnahme findet, was gelebt und geordnet wird.“ Was hier als Tiefsinn daher kommt, ist nichts anderes als die Absage an den katholischen Wirklichkeitssinn. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken ist jedenfalls stolz darauf, sich für christliche Werte im Leben der Gesellschaft mit Nachdruck einzusetzen und nicht darauf zu vertrauen, dass irgendetwas von selbst kommt. Das gilt selbstverständlich auch für alle, die sich darum sorgen, dass es auch noch morgen und übermorgen christliches Leben in Deutschland und Europa gibt. Wie Kardinal Ratzinger seinen Ruf nach dem Gottesbezug in der europäischen Verfassung und nach einem Bekenntnis zu den christlichen Wurzeln Europas mit seiner Verachtung des organisierten Laienkatholizismus in Einklang bringt, bleibt sein Geheimnis. Ohne den Einsatz des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und seiner katholischen Freunde in Europa gäbe es jedenfalls weit weniger Respekt vor den christlichen Werten in der europäischen Gesellschaft."


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