Wenn der Kardinal richtig zornig wird

13. Juli 2011 in Österreich


Kardinal Schönborn erzählt in Pöllau von seiner Berufung mit 11 Jahren und wann er richtig zornig werde. "Abtreibung ist Mord" und "Kirche ist nicht gegen Homo-Ehe, denn die Kirche ist nicht gegen etwas, was es nicht gibt" GESAMTVIDEO ONLINE!


Pöllau (kath.net/rn)
Der Wiener Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn hat am Mittwoch in Pöllau in der Steiermark im Rahmen des derzeitigen Jugendtreffens eine Katechese zum Thema “Wächter des Morgens” gehalten. Schönborn ermutigte zu Beginn die jungen Teilnehmer, eine Freundschaft mit Jesus haben. “Er ist der Wächter des Morgens, er wacht über uns. “

Dann berichtete der Kardinal eine Erinnerung an den Seligen Johannes Paul II., wie er einmal vor vielen Jahren miterlebt habe, mit welcher inneren Kraft dieser neue Selige der Kirche gebetet habe. “Ich hatte den Eindruck, das ist ein Mann, der ins Gebet richtig eintaucht. Er tauchte ins Gebet ein, wie ich es ganz selten bei Menschen erlebt habe.”

Schönborn erzählte dann eine Geschichte aus seiner Kindheit und sprach von einem Berufungserlebnis, das er mit elf Jahren gehabt hatte. Der Erzbischof sagte wörtlich: “Ich habe mit elf Jahren eine Berufung bekommen. Ich war elf Jahre und in der ersten Klasse im Gymnasium. Ich hatte einen sehr guten Religionslehrer, und der hatte von Priesterberufungen gesprochen. Das hat mich sehr stark angesprochen. Da hat etwas begonnen, eine persönliche Beziehung zu Jesus”.

Der Kardinal berichtete, wie er damals mit dem Ministrieren begonnen habe und oft in die Wochentagsmesse gegangen sei: “Ich hatte zuhause davon nichts erzählt. Das war mein Geheimnis.” Als er dreizehn war, hätten sich dann seine Eltern getrennt und scheiden lassen. Im frühpubertären Alter habe er damals zu seiner Mutter gesagt, dass die Pfarre das Zuhause sei: “Es war die Erfahrung und die hat mich seither nicht verlassen. Ich hatte in der Kirche mein Zuhause empfunden.” Der Kardinal rief dann in Erinnerung, dass es in seiner Familie viele Ehedramen, Scheidungen und Konflikte gegeben habe. “Ich habe inzwischen erlebt: Der Glaube hat unsere Familie wieder zusammengeführt. Die Eltern haben nicht wieder zusammengefunden, aber sie haben sich wieder versöhnt“, sagte er. Die Freundschaft mit Jesus schenke auch die Freundschaft unter den Menschen.

“Wächter des Morgens” heiße für ihn daher vor allem, in der Freundschaft mit Jesus zu sein. Dazu gehöre, dass man Zeit für Jesus habe: „Das ist mein täglicher Kampf als Bischof. Es ist wirklich ein sehr, sehr voller Kalender. Aber wenn die Freundschaft mit Jesus zu kurz kommt, kommt alles andere zu kurz. Bitte nehmt euch Zeit für Jesus, im persönlichen Gebet”, rief er den jungen Menschen zu.

Der Kardinal ermutigte dann die Teilnehmer des Jugendtreffens, dass sie ihren Glauben kennen müssten, und rief die jungen Menschen auf, den neuen YOUCAT zu lesen. Es sei notwendig, den Katechismus gut zu studieren.

Ein weiterer Punkt im Glauben sei die Gabe der Unterscheidung und damit die Frage, was richtig und was falsch sei. Schönborn erinnerte dabei an den Seligen Franz Jägerstätter, “das Ruhmesblatt Oberösterreichs”. Wörtlich sagte der Kardinal: “Ein einfacher Bauer hat die Lügen der Nazis durchschaut, unglaublich klar. Christen sollten dank des Heiligen Geistes eine Klarsicht haben. Wächter des Morgens heißt auch Klarsichtigkeit haben.”

Kardinal Schönborn ermutigte die gläubigen Jugendlichen, dafür zu kämpfen, die Gabe der Unterscheidung zu haben. Man solle nicht auf jeden „Schmäh“ hereinfallen. Dann sprach der Kardinal das Thema “Abtreibung” an und sagte den Teilnehmern: “Abtreibung ist ein Mord. Es ist so. Es wird ein unschuldiges Lebewesen, ein unschuldiger Mensch im Schoß der eigenen Mutter umgebracht. Das heißt nicht, dass jemand, der an Abtreibung schuldig geworden ist, keine Barmherzigkeit finden kann. Wir müssen die Sünde als Sünde bezeichnen.” Noch zwei Mal betonte der Kardinal später, dass Abtreibung Mord sei.

Kritik übte der Kardinal in dem Zusammenhang mit einer falschen Sprachregelung; der Begriff “Schwangerschaftsunterbrechung” sei falsch: “Wenn du eine Schwangerschaft unterbrichst, kannst du nachher nicht eine Schwangerschaft weiterführen. Die Sprache ist eine Lüge. Nur wenn wir klar die Dinge beim Namen nennen, können wir darauf hoffen, dass auch die Barmherzigkeit einen Platz hat. In der Lüge hat die Barmherzigkeit keinen Platz“.

Auch das Thema “Homo-Ehe” sprach der Kardinal an und erklärte, dass die Kirche nicht gegen Homo-Ehe sei. “Nein, die Kirche ist nicht gegen die Homo-Ehe, denn die Kirche ist nicht gegen etwas, was es nicht gibt. Es gibt keine Homo-Ehe.” Der Kardinal erinnerte daran, dass es nur eine Ehe zwischen einem Mann und einer Frau gäbe. Normalerweise, wenn die beiden fruchtbar seien, wenn die nicht zu alt seien, sei diese auch offen für Kinder. “Das ist die Ehe. Alles andere ist Etikettenschwindel. Es gibt homosexuelle Beziehung. Ja. Aber das ist keine Ehe. Das ist vielleicht eine Partnerschaft, aber es ist keine Ehe. Es gibt keine Homo-Ehe. Die Kirche ist daher nicht dagegen, weil es diese nicht gibt.”

Der Kardinal erinnerte die junge Generation daran, dass sie die spannende Aufgabe habe, Klarheit zu schaffen. Man müsse die Dinge beim Namen nennen: “Die große Stärke der Kirche sei, dass sie die Dinge beim Namen nennt. Deswegen wird sie auch gehasst, deswegen wird sie auch verfolgt. Sie weiß: Nur wenn wir in der Wahrheit sind, kann Jesu Barmherzigkeit uns erreichen”.

Auch das Thema “Geschiedene und Wiederverheiratete” sprach der Wiener Kardinal an. Für Schönborn ist das ist ein sehr sensibles Thema, das viele Leute betreffe. “Es ist eine ganz große Wunde. Meistens wird die Kirche angeklagt.” Das Thema gehöre zu den Themen, die er bei jedem Schulbesuch gestellt bekomme, verbunden mit dem Vorwurf, dass die Kirche hier unbarmherzig sei.

Der Kardinal erklärte, dass er hier bei diesem Vorwurf manchmal richtig zornig werde. “Wer ist hier unbarmherzig. Die Kirche ist die einzige Einrichtung in diesem Land, die die Heiligkeit und Unauflöslichkeit der Ehe verteidigt. Was ist barmherzig? Ist es barmherzig, Kinder auseinanderzureißen, die zu Mutter und Vater gehören und die zum Spielball für die Eltern werden?” Schönborn erinnerte auch an das Leid der vielen Frauen, die zu Scheidungsopfern wurden: “Wie viele Frauen sitzen in Wien bei 62 % Ehescheidung alleine da? Wie viel Einsamkeit? Wie viel Leid? Und da ist die Kirche umbarmherzig, weil sie sagt: Die Ehe ist unauflöslich? Und Du hast Dich mit Deinem früheren Partner überhaupt nicht versöhnt. Und da ist die Kirche unbarmherzig, weil sie Dich daran erinnert?”

Schönborn erklärte dann: “Ich wünsche uns allen den Mut, euch und auch den Bischöfen, solche Dinge klar zu sagen, nicht um anzuklagen, sondern weil nur die Wahrheit uns frei macht. Wo die Wahrheit ist, kann Gottes Barmherzigkeit hinkommen.”

Zum Abschluss erklärte Schönborn den Jugendlichen, dass diese stolz auf unsere Kirche sein sollen. Die Kirche sei weltweit eine “Großmacht der Barmherzigkeit und der Nächstenliebe” und schaue wie keine andere Organisation in der Welt dort hin, wo die Not sei. Die Kirche habe wie keine andere Organisation in der Welt große Gestalten hervorgebracht hat: die Heiligen. “Die Kirche hat ein Pilgerkleid, das manchmal sehr staubig und ziemlich dreckig ist, weil wir unterwegs sind und arme Sünder sind. Aber diese Kirche trägt einen unglaublichen Schatz, den kostbarsten Schatz, denn es auf Erden gibt, deswegen dürft ihr wirklich stolz sein auf eure, auf unsere Kirche. Es gibt auch Skandale im Vatikan, es gibt auch im Vatikan mafiose Dinge. Ja. Es gibt auch in der erzbischöflichen Kurie in Wien Fehler. Ja. Das brauchen wir nicht schönreden. Es gibt aber auch einen wunderbaren Schatz der Kirche. Den Herrn.”, erklärte Schönborn am Ende.“

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