Benedikt XVI. trifft 4.000 Jugendliche in San Marino

20. Juni 2011 in Jugend


Papst an die Jugend: ergebt euch nicht individualistischen und egoistischen Logiken!


Rom (kath.net) Zum Abschluss seines rund elfstündigen Pastoralbesuchs in San Marino kam Papst Benedikt XVI. in Pennabili (Provinz Rimini), dem Bischofssitz der Diözese San Marino-Montefeltro, mit 4.000 Jugendlichen zusammen, die den Papst in festlicher Stimmung erwarteten. Der 25jährge Sprecher der Jugendlichen bat Benedikt XVI., den jungen Generationen zu helfen, den Sinn des Lebens und den Wert der Erfahrung zu begreifen, „um zu spüren, wie unser Ich vibriert und nicht den Mechanismen des Macht zu erliegen, die uns heute in ihren verschiedenen Formen umgeben“.

In seiner Ansprache an die Jugendlichen betonte der Papst, dass in der Öffnung zur ganzen Wahrheit über uns selbst und die Welt die Initiative Gottes gegenüber dem Menschen ausgemacht werden könne. Gott komme jedem Menschen entgegen und lasse ihn das Geheimnis seiner Liebe erkennen.

In Christus „könnt ihr die Antworten auf die Fragen finden, die euren Weg begleiten, nicht auf eine oberflächliche, leichte Weise, sondern indem ihr gemeinsam mit Jesus geht, mit Jesus lebt“, so der Papst. Die Begegnung mit Christus erschöpfe sich nicht in der Annahme einer Lehre oder einer Philosophie. Christus wolle vielmehr, dass die Menschen sein Leben teilen und so lernen, „was der Mensch ist und was ich bin“. Gerade indem der Mensch mit Wahrheit und Mut in sich blicke, erkenne er die Schönheit, doch auch die Prekarität des Lebens, er spüre eine mangelnden Befriedigung und eine Unruhe, die nichts erfüllen könne.

Benedikt XVI. lud die Jugendlichen ein, sich dieser „gesunden Unruhe“ bewusst zu werden und keine Angst zu haben, sich die grundlegenden Fragen über Sinn und Wert des Lebens zu stellen. Dabei dürften sie nicht bei unmittelbaren, leichteren und bequemeren Teilantworten stehen bleiben, die zwar für einen Moment Glück brächten, doch nicht die wahre Freude des Lebens, die Freude jenes Menschen, der nicht auf Sand baue, sondern auf dem festen Fels. So sei es möglich, nachzudenken und die Welt nicht einer oberflächlichen Weise zu lesen, sondern die menschliche Erfahrung in der Tiefe: „Ihr werdet verwundert und voll Freude entdecken, dass euer Herz ein zum Unendlichen hin offenes Fenster ist“.

Eine der Illusionen, zu denen es im Verlauf der Geschichte gekommen sei, bestehe im Glauben, dass der technisch-wissenschaftliche Fortschritt absolute Antworten und Lösungen für alle Probleme der Menschheit geben werde. Selbst wenn dem so wäre, könnte dies jedoch die Fragen über den Sinn des Lebens nicht auslöschen, da diese in die Seele des Menschen eingeschrieben seien und den Bereich der Bedürfnisse überschreiten würden. Der Mensch bleibe ein für die ganze Wahrheit seines Daseins offenes Wesen und halte nicht bei den materiellen Dingen ein, sondern öffne sich für einen weiteren Horizont, was in der ständigen Frage nach dem Warum sichtbar werde.

Die menschliche Erfahrung sei allen Menschen gemeinsam, ihr könnten jedoch verschiedenen Sinnebenen gegeben werden. Der Papst warnte vor der Gefahr, in der materiellen Welt befangen zu bleiben. Dabei gehe es nicht darum, den Gebrauch der Vernunft geringzuschätzen oder den wissenschaftlichen Fortschritt abzulehnen. Vielmehr müsse der Mensch verstehen, dass er nicht allein aus einer „horizontalen“ Eben bestehe, sondern die „vertikale“ Eben in sich trage.

Abschließend wandte sich Benedikt XVI. mit einem Appell an die Jugendlichen, sich von Christus erleuchten zu lassen und sich für das Gemeinwohl einzusetzen: „Gebt nicht den individualistischen und egoistischen Logiken nach! Es stärke euch das Zeugnis vieler junger Menschen, die das Ziel der Heiligkeit erreicht haben: denkt an die heilige Therese vom Kinde Jesu, den heiligen Domenico Savio, die heilige Maria Goretti, den seligen Pie Giorgio Frassati, den seligen Alberto Marvelli – der aus dieser Gegend stammt und an die vielen anderen uns Unbekannten, die jedoch ihre Zeit im Licht und in der Kraft des Evangeliums gelebt und die Antwort auf die Fragen gefunden haben: Wie soll ich leben? Was muss ich tun, um zu leben?“

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