Lehmann ruft zu mutigem Bekenntnis des Glaubens in der Welt auf

23. Mai 2011 in Deutschland


Mainzer Kardinal: „Wir wollen Gott Wohnung in dieser Welt gewähren, nämlich durch unser Zeugnis in Wort und Tat ihm die Wege auf dieser Erde für sein Kommen bereiten."


Mainz (kath.net/bpm) Zu einem mutigen Bekenntnis des eigenen Glaubens in der Welt hat der Mainzer Bischof, Karl Kardinal Lehmann, die Gläubigen bei einem Gottesdienst am Sonntag, 22. Mai, auf dem Marktplatz vor dem Mainzer Dom aufgerufen. Es lasse sich nicht leugnen, dass in der Kirche von heute immer noch eine Krisenstimmung vorherrsche, sagte Lehmann in seiner Predigt. Deswegen komme alles darauf an, „dass wir diesen Mut zum Verkündigen, zum Zeugnis unseres Glaubens haben, damit andere ihn überhaupt sehen können. Nur so kann die Welt die befreiende Veränderung des Menschen erkennen." Weiter sagte er: „Wir wollen Gott Wohnung in dieser Welt gewähren, nämlich durch unser Zeugnis in Wort und Tat ihm die Wege auf dieser Erde für sein Kommen bereiten."

Der Gottesdienst war Auftakt für das Bistumsfest anlässlich des 75. Geburtstages (16. Mai) von Kardinal Lehmann. Ähnlich wie zum 70. Geburtstag im Jahr 2006 und zum Silbernen Bischofsjubiläum im Jahr 2008 wurde nach dem Gottesdienst wieder ein buntes Programm geboten - in diesem Jahr mit der Rekordmarke von 142 Ständen von Pfarreien und Einrichtungen aus dem Bistum. Der Tag stand unter dem Motto „Gerufen in sein wunderbares Licht" (1 Petr 2,9). Der 90-minütige Gottesdienst wurde vom Südwestrundfunk (SWR) und vom Hessischen Rundfunk (HR) live übertragen.

Lehmann erläuterte in seiner Predigt die befreiende Kraft des Glaubens für den Menschen: „Dann können wir erlöst werden von unseren Götzen: von der Sucht nach immer mehr Besitz, Ansehen und Prestige, von der Kälte unseres Herzens gegenüber anderen Menschen, von der Abneigung gegenüber dem Fremden, von der Perversion dessen, was wir oft Liebe nennen, aber auch dauernd schmählich verraten, von der Besinnungslosigkeit in vielfältigem Rausch hin zu jener Nüchternheit, die zugleich Begeisterung ist."

Der Erste Petrusbrief, aus dem das Motto des Bistumsfestes entnommen ist, wisse darum, „dass wir in dieser Welt und Zeit Gäste und Pilger sind", sagte der Kardinal. „Wenn wir uns wirklich von unseren Idolen bekehren, entschlossen ein neues Leben im Glauben beginnen, dann leben wir gewiss nicht in einer falschen Sicherheit, bleiben bei allem Gelingen immer noch im Unvollkommenen, sodass Erneuerung und Reform zu unserer Lebenseinstellung gehören. Aber so haben wir wirklich ein neues Leitbild für die Zukunft: Wir sind als Christen bei aller vielfältigen Anfechtung auf einem guten Weg, der zu einem Ziel führt. Dafür braucht es Geduld und Standfestigkeit, gerade auch in der Anfechtung und im Leiden."

Der Petrusbrief sei in einer ähnlichen Krisensituation wie heute entstanden, als sich im jungen Christentum „eine Stimmung von Müdigkeit und Enttäuschung" ausgebreitet habe, erläuterte Lehmann. Der Brief erinnere daran, dass Gott sein Volk und jeden einzelnen Menschen in seiner Lebensgeschichte begleite und so „in einzigartiger Form den Lobpreis Gottes und die aufrichtende Ermahnung" verbinde.

Wörtlich sagte der Kardinal: „In Situationen der Anfechtung, des Verlustes und der Trostlosigkeit vergessen wir oft diese liebende Zuwendung Gottes zu seinem Volk und zu jedem Einzelnen. Wenn wir in einer solchen Krise stecken, lassen wir nicht selten den Mut zum Glauben sinken. Dies ist aber genau das, was die Bibel und die großen Lehrer des Glaubens uns verwehren: In aller Bedrängnis und Anfechtung - von innen und außen - dürfen wir uns nicht von der lebendigen Hoffnung, die uns im Evangelium geschenkt ist, abbringen lassen. Dann darf es nicht ein Weniger an Glaubensbereitschaft und Vertrauen zu Gott geben, sondern dann ist ein Mehr an Zuversicht notwendig."

In Situationen von Schwäche und Niedergeschlagenheit sei es notwendig, sich der Zuwendung und Ermutigung durch Gott zu erinnern, sagte Lehmann. „Wir müssen Verluste und Fremdheit, Ablehnung und Enttäuschung nüchtern annehmen, dürfen aber das bleibende Ja Gottes zu uns und zur Welt nicht verdunkeln lassen. So ist ja auch das Kreuz Jesu Christi nicht nur das Symbol des Leidens und des Todes, sondern ebenso der Auferweckung und des Lebens: Gott sagt Ja zu diesem geschundenen Sohn."

Foto: (c) Bistum Mainz


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