Moskau: Erzbischof will Ostern immer gemeinsam mit Orthodoxen feiern

20. April 2011 in Weltkirche


Erzbischof Pezzi kann sich vorstellen, dass katholische Kirche in Russland orthodoxen Festkalender übernimmt - Gute Zusammenarbeit mit orthodoxer Kirche im kulturellen und sozialen Bereich


Rom-Moskau (kath.net/KAP) Einen ständigen gemeinsamen Ostertermin mit der orthodoxen Kirche wünscht sich der katholische Erzbischof von Moskau, Paolo Pezzi. Das wäre ein wichtiges gemeinsames Zeichen von Ost- und Westkirche, sagte Pezzi dem römischen Pressedienst "asianews" am Mittwoch. Es gehe darum, den gemeinsamen Glauben zu bezeugen und bestehende Unterschiede nicht als notwendigerweise trennend zu begreifen, sondern als Chance zur gegenseitigen Bereicherung.

Er "träume" von einem gemeinsamen Festkalender von orthodoxer und katholischer Kirche in Russland, so Pezzi. Der gebürtige Italiener ist seit 2007 Erzbischof für Nordwestrussland mit Sitz in Moskau. Er könne sich vorstellen, dass die katholische Kirche auf die russische zugeht und gemeinsam mit dieser nach dem orthodoxen Kalender Ostern und auch Weihnachten feiert. Zur katholischen Kirche bekennen sich eine Million der rund 142 Millionen Russen.

Pezzi sieht aktuell drei große Felder, in denen die katholische Kirche in Russland gefordert sei: Die Festigung der kirchlichen Strukturen im ganzen Land, die Vertiefung der Beziehungen zur Orthodoxie sowie zu anderen Kirchen und Religionen im Land sowie die Zusammenarbeit mit Staat und Zivilgesellschaft. Zum einen benötige die katholische Kirche in Russland eine Neu-Evangelisierung, zum anderen müssten überzeugte Katholiken sich aktiv in die Gesellschaft des Landes einbringen.

Zusammenarbeit im kulturellen und sozialen Bereich

Eine gute Zusammenarbeit mit der orthodoxen Kirche stellte Pezzi für den kulturellen und sozialen Bereich fest. Orthodoxe und katholische Pfarren würden zusammenarbeiten, wenn es beispielsweise um Hilfe für Alkoholiker, Drogenabhängige, Aidskranke, Obdachlose, Familien in Not oder Straßenkinder gehe. Die Zeit der Vorwürfe, dass die katholische Kirche im Land Proselitysmus betriebe, sei vorbei, so der Erzbischof.

Was den schulischen Religionsunterricht betrifft, spiele die katholische Kirche derzeit noch keine Rolle. In Russland ist seit einiger Zeit ein Pilotprojekt an mehr als 10.000 Schulen in einigen Regionen im Laufen. Bei dem Projekt erteilen weltliche Lehrer in den vierten Klassen russisch-orthodoxe, islamische, buddhistische und jüdische Religionslehre. Alternativ wird ein Fach über die Geschichte und Kultur der Weltreligionen sowie Ethikunterricht angeboten. Katholische und evangelische Religionslehre ist nicht vorgesehen. 2012 sollen die Fächer an allen Schulen des Landes eingeführt werden.

Er wolle für die Zukunft nicht ausschließen, so Pezzi, dass auch einmal die katholische Kirche Eingang in den schulischen Unterricht finden werde. Es gebe auch schon erste Beispiele für angesehene katholische Grundschulen und Kindergärten, etwa in Novosibirsk und Tomsk.

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