Gründonnerstag: Kollektiver Kirchenaustritt in Mainz

19. April 2011 in Deutschland


40 Personen haben sich dazu über das Internet verabredet


Mainz (kath.net/idea) Am Gründonnerstag wollen rund 40 Personen in Mainz gemeinsam aus der römisch-katholischen bzw. der evangelischen Kirche austreten. Sie haben sich zu diesem Schritt über das soziale Netzwerk Facebook sowie im Internet verabredet, teilt der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten mit. Er unterstützt den kollektiven Kirchenaustritt.

Mitorganisator David Häußer (Mainz) sagte gegenüber idea, dass sogar mehr als 80 Personen hinter der Initiative stünden. Sie wollten ein Zeichen gegen die Kirche setzen, die nicht mehr in die Zeit passe. Zwar würden gerne alle Unterstützer aus der Kirche austreten, doch seien einige bei kirchlichen Einrichtungen beschäftigt; sie würden ihre Stelle verlieren. Andere – wie ehemalige Juden und Muslime – seien nie Kirchenmitglieder gewesen. Dennoch begleiteten sie die Austrittswilligen auf den Weg zum Standesamt.

Häußer ist zuversichtlich, dass es gelingt, mit der Aktion die Amtszimmer im Stadthaus für einen Tag lahmzulegen. Keine Erkenntnisse habe er über die konfessionelle Zusammensetzung des Aktionsbündnisses: „Das interessiert uns nicht.“ Es sei aber höchste Zeit, den Kirchen den Rücken zu kehren. Häußer war bisher evangelisch. Wie er sagte, hätten sich auch „einige wenige Gläubige“ angeschlossen, die aus der Kirche austreten wollen, weil sie deren Kurs nicht länger mittragen könnten.

Mainz: 30 bis 50 Kirchenaustritte pro Monat

Der Pressesprecher der Stadt Mainz, Ralf Peterhanwahr, teilte idea auf Anfrage mit, dass man sich auf die Aktion vorbereitet habe. Den Austrittswilligen stehe ein Raum zur Verfügung. Ob es aber gelinge, alle Anträge zu behandeln, sei fraglich. Jeder Austrittswillige müsse sich ausweisen und erhalte dann eine persönliche Belehrung über die Folgen des Schritts. Ein Gruppenaustritt sei nicht möglich. Auch müsse eine Gebühr von 20,45 Euro pro Person entrichtet werden. Das Verfahren dauere jeweils zwischen drei und fünf Minuten. Nach Angaben des Sprechers treten in Mainz pro Monat zwischen 30 und 50 Personen aus den Kirchen aus.

Atheisten werben für Kirchenaustritt

Der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten hat mit dem Bund für Geistesfreiheit ein „Jahr des Kirchenaustritts“ ausgerufen. Es stößt nach Angaben von Frank Welker (Aschaffenburg) vom Atheistenmagazin „MIZ – Materialien und Informationen zur Zeit“ auf breite Resonanz. 50.000 Faltblätter seien bisher weitergegeben worden. Spender finanzierten die geplanten Anzeigenkampagnen in überregionalen Tageszeitungen. In den nächsten Wochen wolle man verstärkt mit Infoständen in den Innenstädten für die Aktion werben.

Keine Erkenntnisse gebe es darüber, ob durch die Kampagne die Zahl der Kirchenaustritte gestiegen ist. Die Organisatoren werfen den Kirchen vor, nur zehn Prozent der Kirchensteuern für mildtätige Zwecke einzusetzen. Durch einen Kirchenaustritt spare ein Normalverdiener mit einem Bruttojahresgehalt von 25.000 Euro etwa 170 Euro Kirchensteuern. Wenn er davon die Hälfte direkt an soziale Organisationen spende, diene dies dem Allgemeinwohl mehr als eine Kirchenmitgliedschaft. Die EKD hat die Kampagne kritisiert. Deren Behauptungen verfälschten die Tatsachen, sagte Pressesprecher Reinhard Mawick (Hannover).


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