Weltweit sind Christen in großer Bedrängnis

15. April 2011 in Weltkirche


Katholisches Hilfswerk stellt Bericht über Christenverfolgung vor - Dokumentation 2011 / Von KIRCHE IN NOT


München (kath.net/KIN) Das katholische Hilfswerk "Kirche in Not" hat heute in Berlin seinen aktuellen Bericht über Diskriminierung und Unterdrückung von Christen weltweit vorgestellt. Unter dem Titel "Christen in großer Bedrängnis - Dokumentation 2011" ist das 160 Seiten umfassende Buch ab sofort unentgeltlich im Münchner Büro des Hilfswerks erhältlich.

Wie der Autor des Berichts, "Kirche in Not"-Menschenrechtsexperte Berthold Pelster, betonte, lägen besondere Schwerpunkte der diesjährigen Dokumentation auf der Situation von Christen in Nordafrika, dem Irak und Pakistan. Weitere Streiflichter würden auf die Lage der Kirche in totalitären Staaten wie China oder Myanmar geworfen.

Die Christen in Nordafrika schwankten nach Aussage Pelsters im Zuge der politischen Umbrüche in der Region zwischen Hoffnung auf mehr Freiheit und Angst vor drohenden islamistischen Regimen. Religiös motivierte Übergriffe, wie zuletzt der blutige Bombenanschlag auf eine koptische Kirche in Alexandria zum Jahreswechsel, gäben Grund zur Sorge.

Die Christen im Irak seien seit der Veröffentlichung der letzten Dokumentation "Christen in großer Bedrängnis" aus dem Jahr 2008 weiter unter Druck geraten. Erst Ende Oktober waren Islamisten während des Sonntagsgottesdienstes in die syrisch-katholische Kathedrale in Bagdad eingedrungen und hatten die Gläubigen als Geiseln genommen, um die Freilassung von Al-Qaida-Kämpfern zu erzwingen. Bei der Befreiungsaktion sprengten sich die Geiselnehmer in die Luft und rissen mehr als fünfzig Menschen mit in den Tod.

In Pakistan seien in letzter Zeit zwei namhafte Politiker von Islamisten ermordet worden, weil sie sich gegen die Diskriminierung von Minderheiten und für die Abschaffung des sogenannten Anti-Blasphemiegesetzes eingesetzt hatten. Dieses Gesetz stellt eine nicht näher definierte "Beleidigung" des Islam unter Strafe und wird oft zur Denunzierung von Minderheiten missbraucht.

Aus den beiden "Brennpunktländern" Ägypten und Algerien waren der Patriarch von Alexandria, Antonios Kardinal Naguib, und der Erzbischof von Algier, Ghaleb Bader, auf Einladung von "Kirche in Not" zur Vorstellung von "Christen in großer Bedrängnis – Dokumentation 2011" nach Berlin gekommen.

Patriarch Naguib berichtete, in Ägypten herrsche unter den Christen die Angst vor einem islamistischen Regime. Man hege aber immer noch die Hoffnung, dass die gegenwärtigen politischen Veränderungen zu demokratischen Zivilgesellschaften führen könnten. Der Patriarch appellierte an die Christen in Europa, die Kirchen in Nordafrika und im Nahen Osten zu unterstützen. Wichtig für den Weg Ägyptens hin zu einer funktionierenden Zivilgesellschaft sei es vor allem, Bildungseinrichtungen und soziale Einrichtungen weiter auszubauen.

Erzbischof Bader sagte, die Gründe für die Revolutionen in Nordafrika seien nur zweitrangig wirtschaftlicher Art. Vor allem treibe die fehlende Freiheit die Menschen auf die Straße. Es müsse nun die Frage gestellt werden, ob dieser Wunsch nach mehr Freiheit durch die Revolutionen erfüllt werden könne. Sei das nicht der Fall, hätten diese ihren Sinn nicht erfüllt. Es sei noch zu früh, etwas über den Ausgang der gegenwärtigen Umwälzungen zu sagen, räumte Bader ein. Allerdings werde sich das Ausmaß der allgemein gewonnenen Freiheit in einer neuen Staatsordnung vor allem am Umfang der Religionsfreiheit messen lassen müssen. "Die dann gewährte Religionsfreiheit wird uns zeigen, ob die neue Freiheit wirklich für alle gilt, oder nur für einige", betonte der Erzbischof abschließend.

Die Dokumentation "Christen in großer Bedrängnis – Dokumentation 2011"" kann unentgeltlich bei www.kirche-in-not.de/shop oder im Münchner Büro von "Kirche in Not" bestellt werden.

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Foto: Pressekonferenz Übersetzerin - Naguib - Pelster - Bader - Fenbert (c) KIRCHE IN NOT


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