Christus kann so nah kommen, dass man das Heiraten vergisst

22. März 2011 in Spirituelles


Beim Priestertreffen in Würzburg diskutierten Kardinal Meisner, Bischof Hanke, P. Buob und Regens Straub. Für Meisner ist der Zölibat der stringenteste Beweis für die Gegenwart Gottes


Würzburg (kath.net)
“Gebt uns Heilige Priester!”. Zu diesem Thema haben am vergangenen Sonntagvormittag der Kölner Kardinal Joachim Meisner, Bischof Gregor Maria Hanke, P. Hans Buob und Regens Martin Straub vom Priesterseminar Augsburg im Rahmen des “Kirche-in-Not-Kongresses” in Würzburg diskutiert. Am Beginn der Diskussion stellte Karin Maria Fenbert, die Geschäftsleiterin im deutschen Zweig von “Kirche in Not” fest, dass es durchaus noch gläubige Katholiken gebe, die heilige Priester wollen

Anschließend wurde über die “Heiligkeit” und was das denn sei, am Podium nachgedacht. Für P. Hans Buob ist Heiligkeit etwas, “was mich erschüttern” lässt. “Wenn man Heiligkeit begegnet, ist dies etwas Schaudererregendes, jedoch im negativen Sinn. Heiligkeit ist nicht machbar, es ist Teilhabe an diesem Unbegreiflichen. Es ist schaudererregend. Da kommt etwas anderes auf mich zu, was ich nicht erklären kann. Darum ist Heiligkeit die Grundvoraussetzung für Evangelisation.”

Für Kardinal Joachim Meisner gibt es keinen Unterschied zwischen der “Heiligkeit des Geistlichen und der Laien”. “Heiligkeit wird uns geschenkt durch die Berührung mit dem Heiligen Gott.” Wenn man mit radioaktiver Materie in Kontakt kommt, wird man selbst angesteckt und man steckt andere an. Dann werde ich christoaktiv ansteckend auf die anderen. Das ist jedem Christen aufgegeben und jedem Christen geschenkt.”

Für das Priestertum ist die Grundlage die Jüngerschaft. “Ohne Jüngerschaft ist Priestertum gar nicht möglich, aber Jüngerschaft ist die Berufung aller Christen. Ich nenne euch nicht mehr Knecht sondern Freunde. Was uns verbindet, das ist die Jüngerschaft Jesu Christi, dass wir Freunde des Herrn sind.“ Meisner bekannte dann, dass viele Laien in der Christusfreundschaft viel größer als er selbst seien.

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke erinnerte daran, dass Heiligkeit ein Geschenk und Gott “ein freizügiger und großzügiger Geber” sei. “Ich möchte beim Begriff Heiligkeit an ein modernes Bild denken, an Solarzellen.” Die Wirkung ist dann am besten, wenn „der Winkel zur Sonneneinstrahlung am besten ist.” Die Heiligkeit scheitere laut Hanke oft an “unserer Kleingläubigkeit” und an “unserer mangelnden Ausrichtung” auf Gott hin.

Wie wird man heilig? Darauf hatte Kardinal Meisner eine einfache Antwort: “Da gibt es soviele Wege, wie es Menschen gibt. Man kann es nicht generalisieren.” Für den Kölner Erzbischof gibt es aber immer zwei Pole. Der eine Pol ist, dass man Christus in der Eucharistie berühre. Der andere Pol ist, dass Christus in den Mühseligen und Beladenen berührt werde. “Unser Gott ist in Jesus Christus Mensch geworden, er hat die Welt berührt. Ich bin durch die Taufe mit Firmung und Eucharistie mit dem Herrn in Berührung gekommen.”

Der Augsburger Regens Straub sprach dann über die Praxis im Augsburger Priesterseminar, um die Heiligkeit bei den angehenden Priester zu fördern. Dabei sei die Heilige Messe selbstverständlich, genauso wie andere Gebetszeiten. Straub erzählte auch, dass man vor zwei Jahren wiederum am Abend die eucharistische Anbetung im Seminar eingeführt habe. “Jesus muss den Priester den ganzen Tag begleiten. Die Erfahrung des persönlichen stillen Gebetes scheint mir ein Schlüssel zu sein, damit die Wurzeln der Berufung tiefer gehen.”

Bischof Hanke erklärte dann, dass die Mitfeier der Hl. Messe und die Gestaltung des geistlichen priesterlichen Lebens sich entsprechen müssen. “Ich würde jedem Priester raten, dass er zur Vorbereitung auf die Hl. Messe ein geordnetes geistliches Leben braucht. Er muss sich Zeit nehmen, für das persönliche Gespräch mit dem Herrn, das Wort Gottes zu lauschen und auch das Breviergebet lieben. “

Hanke verwies auch darauf, dass jeder Priester immer wieder Oasen brauche, um sich zu erneuern. Dazu seien die Exerzitienwochen unerlässlich. Außerdem müssten die Priester sich wirklich auf die “liturgischen Höhepunkte des Kirchenjahres” gut vorbereiten, nicht nur organisatorisch. Der Priester müsse sich selbst in die Liturgie einstimmen. “Das, was er am Altar tut, muss im eigenen geistlichen Leben grundgelegt sein.”

Kardinal Meisner erinnerte in dem Zusammenhang, dass es Sakristeien gäbe, wo in lateinischer Sprache zu lesen stehe: “Feiere die Hl. Messe so, als wäre es Deine Erste, Deine Einzige und Deine Letzte.” Meisner erinnerte daran, dass man beim Küssen des Altars auch an Judas denken sollte und dass die “Sauberkeit des Herzens und des Gewissens” zu einer wirklich innigen Feier der Hl. Geheimnisse dazugehören.

Für P. Hans Buob bestehe in Priesterexerzitien immer die Gefahr, dass Priester nur hingehen, um möglichst “viel Stoff zu bekommen, den man wieder verschießen” kann. Das Wichtigste sei aber die Begegnung mit dem Herrn. “Das ist unser Ziel, die Leute zur Entscheidung zu Christus zu führen.” Buob erinnerte in dem Zusammenhang auch daran, dass man, je älter man werde, desto eher erkenne, wer man ist. “Meine Güte, ich kam mir schon bei der Priesterweihe als frommer Mensch vor. Wenn ich zurückblicke, merke ich noch, welche Sehnsüchte ich gehabt habe.”

Regens Straub erzählte dann, dass die heutigen Seminaristen heute ein dezidiert geistiges Interesse haben, um den “priesterlichen Dienst” ausüben zu können.

Nochmals erinnerte dann Kardinal Meisner, dass ein Priestertum ohne Jüngerschaft nicht möglich sei. “Ich kann das Priestertum nur ausüben, so glutvoll, wenn ich ein Jünger Jesu bin und wo ich antworten auf “Ich nenne dich nicht mehr Knecht sondern Freund” Ein solches Echo auf diese Freundschaft sei der Zölibat.“ “Christus kann einen Menschen so nah kommen, dass man das Heiraten vergisst! Im Grunde genommen ist das ein Geschenk. Wenn die Christusnähe nicht da ist, sollte man heiraten oder eine Firma gründen und auf dieser Weise das Reich Gottes in der Welt bauen”

Meisner erklärte dann, warum der Zölibat heute so in Frage gestellt werde. “Die Menschen spüren das schon: Entweder gibt es Gott oder die sind verrückt. Wenn sie merken, dass die nicht ganz verrückt sind, dann wird man fragen: Warum?”

Dann betonte Meisner: “Der Zölibat ist der stringenteste Beweis für die Gegenwart Gottes. Und zwar nicht ein Gott, der in weiter Ferne wohnt, sondern Gott, der den Menschen so nah auf den Leib rücken kann, dass er in die Planung eines Lebens eingreift. Darum sind wir manchen Leuten unheimlich.” Das ganz sei schon “ein wirklicher Beweis für die Gegenwart Gottes.”

Meisner erzählte dann auch eine Anekdote aus seiner Kindheit und dass er bereits im 5. Lebensjahr bei einer Sternschnuppe den Wunsch äußerte, dass er gerne Priester werden wolle. Dieser Wunsch sei bis heute geblieben. “Sie sehen, ich bin der Älteste hier oben, aber eine Berufung kann ein ganzes Leben durchtragen.”

Der Kardinal verwies aber auch darauf, dass man auch für die Ehe Christus nahe sein müsse. “Meine Mutter war Christus näher als ihr Sohn, der Christus geworden ist”.

Bischof Hank griff dann das Thema “Überlastung der Priester” auf. “Der Stress ist nicht immer eine Frage der Arbeitsfülle sondern der Motivation. Wenn ein Priester spürt, dass er von der Liebe zu Christus angezogen ist, dann wird er auch Wege finden, dies in der Mitte des Raums zu geben.” Er erzählte, dass er immer ein wenig früher aufstehe, denn “wenn der Tag mit dem Herrn beginnt, dann kann ich ganz anders an die Schwierigkeiten herangehen. Wenn wir da zu sehr jammern, dann berücksichtigen wir da zu wenig die Kraft, mit der wir von Christus angezogen sein müssen.”

Für Hanke kann die Stütze im Gebet “eine große Hilfe” geben. “Ich erfahre am eigenen Leib immer wieder: Stress wird dann vermieden, wenn die Motivation da ist. Das ist das beste Anti-Stress-Mittel und die Gemeinschaft des Gebetes. “

Beim Thema Beichte sprach P. Buob dann, dass dieses Bußsakrament ganz wichtig für seine apostolische Tätigkeit sei. Wörtlich sagte Buob: “Das ist der größte Sieg der Hölle, dass dies abgeschafft wurde. Es wurde zwar nicht abgeschafft, aber vergessen.”

Regens Straub betonte, dass man den Seminaristen eine regelmäßige Beichte nahelege. Die Frucht apostolischer Werke hängt ganz wesentlich an der Beichte. In der Formation der Ausbildung, der Entfaltung der Berufung ist dies ein Schlüssel, ein Werkzeug, um bei den einzelnen Kandidaten konsequent zu arbeiten.” Für Straub ist die “regelmäßige Beichte” der Schlüssel geistigen Wachstums. Der Regens erzählte auch, dass er vor einiger Zeit an einem Wallfahrtsort einmal über 20 Stunden durchgehend Beichte gehört habe. Er war selten so glücklich gewesen wie an diesem Tag. “Gläubige können zur Zufriedenheit der Priester beitragen, indem sie das in Anspruch nehmen.”

Auch Meisner griff dies auf und betonte, dass man den Priestern helfen könne, in dem am zu ihnen beichte gehe. “Wenn wir nicht mehr Beichtväter sind, dann trocknet ein Lungenflügel unser Existenz ein, wir werden schwache Typen.” Der Kölnern Kardinal erzählte dann, dass er seinen Priesteramtskandidaten im ersten Semester sage, dass er die geistige Reife immer daran ablesen werde, wie ihr Verhältnis zum Bußsakrament sei. “Die allerhöchsten Gaben Gottes werden uns im Bußsakrament geschenkt. Wenn ich nicht mehr beichten gehe, dann kündige ich mein Sohnsein auf . Solche Typen können nicht Priester werden.”

Der Kardinal gestand auch ein, dass die Priester nicht ganz unschuldig am Verschwinden des Bußsakraments seien, weil man nicht mehr beichtsitze. Er bekannte, dass er alle 4 Wochen beichten gehe und immer froh sei, wenn er es geschafft habe. “Wenn ich zum Psychiater will, muss ich krank sein, im Beichtstuhl brauche ich nur ein Sünder sein”, erklärte Meisner zum Abschluss seiner Ausführungen.

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