Nicht 'Fundis' sondern Katholiken, die ihre Kirche lieben

15. Februar 2011 in Interview


Kath.net-Exklusiv-Interview mit Peter Winnemöller, Initiator der Petition pro ecclesia: 'Wir möchten denen eine hörbare Stimme geben, die bislang meist geschwiegen haben oder einfach nicht gehört worden sind' - Von Roland Noé


Linz (kath.net/rn)
Kath.net: Sie haben vor einigen Tagen die Petition pro ecclesia gestartet. Was war die Motivation und was ist das Ziel der Unterschriftenaktion?

Winnemöller: Die Motivation speiste sich zunächst einmal aus einem Gefühl der Enttäuschung. Warum machen die das? Warum stellen die so unerfüllbare Forderungen in den Raum? Warum kochen die jetzt die alten Kamellen wieder auf? Das waren die Fragen, die die Enttäuschung zum Ausdruck brachten. Dann aber auch aus der Erkenntnis, dass das Theologenmemorandum nicht unbeantwortet bleiben kann. Viele, das kam in facebook- Gruppen aber auch in persönlichen Gesprächen ans Tageslicht, wollten antworten.

Das II. Vatikanische Konzil gibt in seiner dogmatischen Konstitution "Lumen Gentium" geradezu den Auftrag dazu, dass sich die gläubigen Laien ihren Hirten gegenüber erklären und sich mit Bitten an sie wenden: „Entsprechend dem Wissen, der Zuständigkeit und hervorragenden Stellung, die sie [die Laien] einnehmen, haben sie die Möglichkeit, bisweilen auch die Pflicht, ihre Meinung in dem, was das Wohl der Kirche angeht, zu erklären.“

Kath.net: Wie viele Unterschriften erhoffen Sie sich und wie lange soll die Unterschriftenaktion laufen?

Winnemöller: Die Aktion wird bis zum Beginn der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz am 14. März 2011 laufen. Wir haben heute die 3000er Marke im Internet überschritten. Es gehen ständig Faxe und Briefe mit Listen ein. Bis wir auch nur näherungsweise eine konkrete Zahl nennen können, werden noch ein paar Tage ins Land gehen. Es geht meinen Mitstreitern und mir nicht darum, einen Wettlauf zu gewinnen.

Wir möchten denen eine hörbare Stimme geben, die bislang meistens geschwiegen haben oder einfach nicht gehört worden sind. Das scheint uns zu gelingen.

Es ist kein homogenes Milieu, das sich hier zu Wort meldet. Die Unterzeichner kommen aus vielen unterschiedlichen Berufsgruppen. Sie bilden im Grunde soziologisch gesehen die ganze Kirche in unserem Land ab. Da finden sich Mathematikprofessoren, Schornsteinfeger, Physiker, Hausfrauen, Ärzte, Rentner, Künstler, Richter, Studenten und Schüler sowie viele andere Seit' an Seite auf der Unterschriftenliste "Pro ecclesia" im Internet.

So stellt diese einen interessanten Einblick dar, dass es sich bei den Unterzeichnern nicht um „Fundis“ handelt, wie öfters behauptet wird, sondern einfach um Katholiken in ihrer großen Vielfalt, die ihre Kirche lieben. Eine schöne Überraschung für uns war, dass auch sehr, sehr viele Priester, Ordensleute und Seminaristen unsere Petition unterschrieben haben. Dies zeigt nicht nur, dass in der Zölibatsfrage im Moment wohl über deren Kopf hinwegdiskutiert wird, sondern auch, was "Kirche" ist: Volk Gottes, geeint im gemeinsamen Glauben an ihren Herrn.

Kath.net: Auch die Befürworter der antirömischen Theologenerklärung sammeln derzeit weiter Unterschriften. Kritische Frage: Ist es in der heutigen Medienwelt notwendig, dass quasi durch Unterschriftenaktionen auch Druck ausgeübt wird?

Winnemöller: Ich glaube nicht, dass Druck das richtige Mittel ist, um zu notwendigen Erkenntnissen zu gelangen. Wenn ich als gläubiger Katholik darauf vertraue, dass der Heilige Geist die Kirche leitet, dann kann ich auf lange Sicht gesehen, sehr gelassen bleiben. In dieser konkreten Situation erscheint es mir notwendig, die Stimme zu erheben. Als Druck empfinde ich das nicht.

Vielmehr als ein Annehmen der Einladung zum Dialog, die der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz ausgesprochen hat. Dass die Öffentlichkeit in unserem Land auch auf Zahlen schaut, steht für mich allerdings außer Frage. Umso mehr ist die große Zahl der Unterstützer für uns eine Bestätigung, das Anliegen der Petition weiter zu führen.

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