Wer Wind sät, wird Sturm ernten

8. Februar 2011 in Interview


Der Aufstand der Theologen ist eine Rebellion im Altenheim. Jetzt sind vor allem die deutschen Bischöfe gefordert. Der Papst weiß, dass die größten Angriffe auf die Kirche aus der Kirche selbst kommen - Kath.net-Interview mit Peter Seewald


München (kath.net)
Herr Seewald, wie finden Sie die Zölibatsdiskussion mit dem Memorandum der Theologen?

Seewald: Wir ringen alle um den richtigen Weg. Die Kirche kann nicht bleiben, wie sie ist. Es geht um Reinigung, um eine Renaissance der Werte, um ein deutlicheres Profil, um die Positionierung der Kirche in der Moderne – letztlich um die Aufgabe, das Angebot des Christentums in dieser dramatischen Lage deutlicher zu machen und damit Menschen zu retten. Das Memorandum jedoch geht in die andere Richtung.

Kath.Net: Warum?

Seewald: Hier ist eine konzertierte Aktion neoliberaler Kräfte am Werk, die einen Umbau forcieren, der die katholische Kirche ihres Wesens und damit ihres Geistes und ihrer Kraft berauben würde. Am Ende steht dann eine Allerweltskirche, in der nicht Gott, nicht das Evangelium, sondern das autonome Gemeindemitglied das Maß aller Dinge ist, dirigiert von den Hohenpriestern des Zeitgeistes.

Wie sagte Paulus: „Es wird eine Zeit kommen, in der man die gesunde Lehre nicht ertragt, sondern sich nach eigenen Wünschen immer neue Lehrer sucht, die den Ohren schmeicheln; und man wird der Wahrheit nicht mehr Gehör schenken, sondern sich Fabeleien zuwenden“ (2 Tim 4,3).

Kath.Net: Die Initiatoren des Memorandums sagen, sie hätten damit einen Nerv getroffen?

Seewald: Das kann man wohl sagen. Den Nerv von Millionen von Gläubigen, die diese Diskussion, die wir unzählige Jahre geduldig ertragen haben, endlich satt haben. Man wolle „die Kirche aus ihrer lähmenden Selbstbeschäftigung herausführen“, heißt es mit Krokodilstränen in den Augen. Absolut irre. Es sind genau diese Gruppierungen, die die Selbstbeschäftigung geradezu zu einer Manie ausgebildet haben und damit seit 25 Jahren verhindern, dass sich die Kirche in Deutschland der wirklichen Probleme annimmt. Ich staune über die Unredlichkeit der Diskussion, die schiefen Argumente, das Ausmaß der Demagogie, die hier betrieben wird. Diese Kampagne hat aber möglicherweise auch einen Mobilisierungs- und Solidarisierungseffekt der Kirchentreuen, mit dem die Initiatoren nicht gerechnet haben.

Wer Wind sät, kann Sturm ernten.

Kath.Net: Wer steckt hinter dem Memorandum?

Seewald: Es ist kein Aufstand der Jungen, sondern eine Rebellion im Altenheim. Das theologische Establishment paart sich mit so charismatischen und integren Politikern wie Althaus und Schavan. Als Frontmann ein Parlamentspräsident Lammert, der den Papst zu sich einlädt, um ihm dann die Mitra über die Ohren zu ziehen. Was für ein schäbiges Spiel. Nicht zu vergessen jene Agitatoren, die längst ihre Lehrerlaubnis verloren, weil sie Jahr und Tag nichts unversucht ließen, aus dem Sohn Gottes einen Räuberhauptmann zu machen. Hier sind die wahren Gestrigen. Sie führen nicht in die Zukunft, und sie haben auch selbst keine Zukunft. Sie werden weder grünen, noch jemals blühen. Sie können Funktionäre hinter sich versammeln, aber niemals größere Massen begeistern, schon gar keine Jugendlichen. Als morsche Äste können sie freilich noch Schaden anrichten, wenn sie vom Baum herunterfallen.

Kath.Net: Sie regen sich ganz schön auf.

Peter Seewald: Es ist wirklich ein schäbiges Spiel. Und ein entsetzlich trauriges, wenn dann auch noch ein Kardinal Lehmann glaubt, sich für einen tapferen Kardinal Brandmüller, der die Dinge beim Namen nennt, öffentlich schämen zu müssen. Jetzt sind jene Theologen gefordert, die noch auf dem Boden der katholischen Verfassung stehen. Jetzt sind auch Journalisten gefordert, die Sinn für Wahrheit und Gerechtigkeit haben. Und die zeigen sich auch. Das ist das Erfreuliche an dieser Geschichte.

Jetzt sind vor allem die deutschen Bischöfe gefordert. Sie müssen klar machen: Kirche ist nicht da, wo die Gegenpäpste in den Medien sind; sie ist nicht da, wo die Politstrategen sind, die kalten Macher; sondern sie ist da, wo die Beter sind, wo Maria ist, wo Petrus ist. Wo Jesu ist, der uns das Wort gab: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen“. Er sprach nicht davon, auf Sand zu bauen.

Kath.Net: Was sagt der Papst zu dieser Kampagne?

Peter Seewald: Das kann man sich ja wohl denken. Er weiß ja, dass die größten Angriffe auf die Kirche aus der Kirche selbst kommen. Im Januar 2009 war es die Piusbrüder-Affäre. Im Januar 2010 das Bekanntwerden der schrecklichen Missbräuche durch gefallene Priester. Im Januar 2011 nun die aufgewärmte Offensive der Theologen gegen ein Wesensmerkmal der katholischen Kirche, mit der man sie im Innersten verwunden will. Wohlgemerkt: nicht alle Zölibatskritiker sind Kirchenfeinde. Der Zölibat ist kein Dogma. Keine andere Regel wurde ja auch tatsächlich so intensiv auf den Prüfstand gestellt. Als junger Theologe hat auch der heutige Papst diese Frage kritisch durchleuchtet. Wir haben in unseren drei Interview-Büchern sehr ausführlich darüber gesprochen. Benedikt XVI. hat nicht zuletzt zu Beginn seines Pontifikats den Zölibat zum Thema gemacht und die Weltkirche darüber entscheiden lassen. Ergebnis: Es gibt eine überwiegende Menge an Argumenten nicht gegen, sondern für den Zölibat. Das wissen auch die Gegner, und das macht sie umso wütender.

Kath.Net: Darf man über den Zölibat nicht mehr diskutieren?

Peter Seewald: Doch. Aber nicht immer und zu allen Gelegenheiten. Vielleicht sollte man die Frage in zehn Jahren erneut checken. Aber für jetzt ist sie entschieden. Punkt. Und das gilt es zu akzeptieren. Zum Wohle der Kirche. Zum Wohle aller. Wir können nicht wie Alzheimer-Patienten unentwegt dieselbe Frage stellen. Das wäre so, als würde die SPD pausenlos immer nur über Mindestlohn reden, wo es längst eindeutige Parteitagsbeschlüsse gibt. Wer heute unentwegt dagegen opponiert, ist objektiv ein Spalter. Er setzt bewusst die Einheit der Weltkirche aufs Spiel – zugunsten eines Weges, für den es weder ein überzeugendes Plädoyer, noch eine Mehrheit gibt. Es wird unter diesem Papst hier definitiv keine Aufweichung geben. „Der Zölibat“, so der Papst, „ist ein großes Zeichen des Glaubens, der Gegenwart Gottes in der Welt.“ Es wäre völliger Wahnsinn, darauf zu verzichten, in einer so gottfernen Zeit, die dringend solcher Zeichens bedarf.

Im Übrigen fragt niemand die Betroffenen selbst, die 400.000 Priester und Millionen von Ordensleuten weltweit, die in der Ganzhingabe der Nachfolge Christi eine bewundernswerte Arbeit leisten. Schon die Rede vom „Zwangszölibat“ ist irreführend und beleidigend. Sie zeigt die Unfähigkeit, den wertvollen, ja heiligen „evangelischen Räten“ – Keuschheit, Armut, Gehorsam – und den Menschen, die in einer besonderen Berufung stehen, Achtung und Respekt zu zollen. Niemand muss Priester werden. Niemand muss auch Feuerwehrmann werden. Aber wenn er wirklich berufen ist, wird er weder Angst vor Feuer noch Angst vor Wasser haben.

Kath.Net: Sie sagten, die Argumentation der sogenannten Kritiker sei unredlich?

Peter Seewald: Das Memorandum ist nicht nur unredlich, es ist intellektuell auf niederstem Niveau und täuscht die Öffentlichkeit. Schon der Ansatz ist fragwürdig. Hier wird etwas Reform genannt, was keine Reform ist. Das ist ein wenig so, als würde man fordern, den Eifelturm zu schleifen, weil er nicht mehr zeitgemäß ist, und sich dann bei Ablehnung dieser „Reform“ über den „Reformstau“ mokieren. Oder als verlange man vom FC Bayern, auf seine Toppspieler zu verzichten, zugunsten einer Vereinsreform, die endlich den Amateuren Platz macht.

Sehen wir uns einige „Argumente“ an:

- „Kirchenkrise“: Diese Leute wissen sehr wohl, dass hierfür nicht der Zölibat ursächlich ist, sondern, kurz gesprochen, ein dramatischer Glaubensverfall.

- „Priestermangel“: Im Verhältnis zur Zahl der noch aktiven Messbesucher gibt es heute mehr Priester als je zuvor. Die Kirche als Ganzes hat in vielen Gebieten der Welt sogar einen Priesterüberschuss. Ursache für die Zusammenlegung von Gemeinden ist in erster Linie ein Finanzproblem. Ein Mehr an Priestern wäre in einer Zeit, in der zunehmend Stellen abgebaut und Kirchen geschlossen werden müssen, gar nicht finanzierbar.

- „Attraktivität“ und „Zeitgemäßheit“: Eine Kirche, die auf Zölibat verzichtet, die Frauen ordiniert, die keine Heiligen kennt usw. muss nicht mehr erfunden werden. Es gibt sie längst. Und eigentlich müsste die EKD gegenüber allen Nachahmern ihr Copyright geltend machen. Nur: Dieses Modell ist, mit Verlaub, nicht unbedingt ein Erfolgsmodell. Seit 1950 verliert die EKD mehr Mitglieder als die katholische Kirche. Sie war zahlenmäßig immer stärker, heute ist sie es nicht mehr. Seltsamerweise scheint das niemanden nachdenklich zu stimmen.

Das Memorandum argumentiert sogar mit den Missbrauchsfällen.
Absolut bodenlos. Diese vermeintliche Kausalkette – katholische Sexualmoral plus Zölibat ist gleich Missbrauch – wurde von Kirchenhassern noch am ersten Tage des Bekanntwerdens dieser schrecklichen Skandale bemüht. Sie brach sehr schnell in sich zusammen, als hunderte von Missbrauchsfällen auch in nichtkatholischen Einrichtungen bekannt wurden, etwa der Odenwaldschule. Wer diese Kette heute erneut aus der Kiste zieht, macht sich nicht nur unglaubwürdig, er zeigt eine demagogische Absicht.

Genauso unerhört, wenn Obere der Jesuiten jetzt gegen die katholische „Sexualmoral“ wüten, als wäre der Vatikan und nicht sie selbst verantwortlich für die unglaublichen Schweinereien, die in ihren Häusern passiert sind, von Priestern, die ihre Berufung verraten haben.

Kath.Net: Die „Kritiker“ sehen das anders.

Peter Seewald: Ja. Die „Reformer“ führen ja beispielsweise auch ständig das II. Vatikanum im Munde (das von der „verehrungswürdigen Tradition des priesterlichen Zölibats“ sprach), aber sie wollen es nur soweit akzeptieren, wo es ihnen in den Kram passt. Sie verhalten sich im Grunde nicht anders wie die schismatischen Bischöfe der reaktionären Piusbruderschaft. Beide überbieten sich in einem kindischen Aufstand und in Pöbeleien gegen den Papst.

Die aggressive Durchsetzung bestimmter theologischen Glaubenssätze hat in den vergangenen Jahrzehnten viele der dem Evangelium treu Gebliebenen nahezu verstummen lassen. Wir beobachten den Versuch einer Minderheit, über eine Mehrheit ein Diktat auszuüben – über die vielen, die heute noch in die Kirche gehen, die ehrlich Eucharistie feiern, und für die Frömmigkeit kein Unwort ist. Dieses Diktat ist eine Art theologischer Stalinismus.

Kath.Net: Warum kommt die Zölibats-Debatte jetzt erneut auf den Tisch?

Peter Seewald: Man fühlt sich offenbar provoziert. 2011 ist ein Jahr mit Papst-Power: Im März erscheint sein neues Jesus-Buch, im Mai dann das Megaereignis der Seligsprechung Johannes Paul II., im August der Weltjugendtag, ebenfalls mit Millionen von Menschen, im September der Deutschlandbesuch. Zudem wurde soeben Benedikts Interviewbuch „Licht der Welt“ weltweit millionenfach nachgefragt. Der Papst auf der Bestsellerliste, das schmerzt.

Wie schon gesagt, Auseinandersetzung ist wichtig. Und nicht alle Theologen, die dieses beschämende Memorandum unterschrieben, haben den Aufruf von Hans Küng verinnerlicht, der im April 2010 zum offenen Widerstand gegen den Papst aufrief. Ich hoffe es zumindest. Ich kenne großartige Professoren, die in der Nachfolge Christi als Katholiken authentisch geblieben und für unzählige Gläubige unersetzliche geistliche Begleiter sind. Aber dann gibt es eben auch die theologischen Gecken, die Spießer und Wichtigtuer, die in jedes Mikrophon säuseln, das ihnen hingehalten wird, die neuen Frauenkreisvorsitzenden, die an schicken „Impulspapieren“ häkeln, weil Rosenkranz und Anbetung doch so schrecklich altmodisch sind – und schließlich die Wölfe im Schafspelz, die wahren Hardliner, die es nicht ertragen können, wenn die Kirche katholisch ist. Als typische Alt-68 haben sie ein Problem mit Autorität – sobald es nicht ihre eigene ist.

Kath.Net: Was ist eigentlich die Legitimation dieser Gruppen?

Peter Seewald: Ja, das fragt man sich in der Tat. Ein auf Lebenszeit gesicherter Lehrstuhl, auf dem sie für ein fürstliches Salär Zwist und Zweifel säen dürfen? Oder nehmen Sie das Fähnchen an Freizeitdemonstranten, die mit ihren Schriftbändern auftauchen, sobald irgendwo ein Bischof vorfährt? Es gibt keine nennenswerte Gefolgschaft. Sie haben es in zwei Jahrzehnten nicht geschafft, aus ihrem sektiererischen Dasein auszubrechen. Dennoch nennt man sich in einem schizophrenen Absolutheitsanspruch „Wir sind Kirche“. Was ist das? Realitätsverlust? Allmachtsphantasie? Hat man je gehört, dass hier sich jemand auslässt über die Freude am Glauben, über das Große und Gute und Einmalige, das sich in der katholischen Kirche und ihren Traditionen finden lässt?

Kath.Net: Aber sie gelten als modern?

Peter Seewald: Modern geht heute anders. Ist die kalte Professorenreligion der 70er Jahr wirklich modern? Oder ist nicht eher Classico modern: die Rückbesinnung auf die Wurzeln, das Originale, die Kernkompetenz, den Auftrag. Wirklich fortschrittlich ist, was in die Zukunft weist. Die Rezepte der religionspädagogischen Ära sind das nicht. Das Memorandum riecht nach dem Muff aus verstaubten Talaren. Ich frage mich, ob diese Gruppen je einen Menschen zurück zur Kirche gebracht hat – als kleines Gegengewicht zu den hunderttausenden, die man von der Kirche weggetrieben hat. Welche Früchte könnten sie ernten? Ihre Hörsäle sind leer. Sie schleppen, und das ist der Unterschied zu einem Papst Ratzinger, nicht das Feuer mit, sondern die Asche. Damit erinnern sie doch sehr an das Salz der Erde, das schal geworden ist. „Wenn das Salz seinen Geschmack verliert“, fragte Jesus, „womit kann man es wieder salzig machen?“ Gar nicht eigentlich. Es taugt zu nichts mehr.

Nehmen wir die Aktion von deutschen Professoren gegen Johanns Paul II. in der „Kölner Erklärung“ von 1989. Man hat Wojtyla autoritären Führungsstil, Rückwärtsgewandtheit und was weiß ich noch alles vorgehalten. Er sei der Totengräber der Kirche. Na ja. Dem Totengräber folgten Millionen von Menschen trauernd zum Grab. Wie viele werden diesen Professoren folgen? Johannes Paul hat durch seine feste Haltung und seine Leidensbereitschaft der Kirche neue Kraft gegeben. Seine Gegner umgekehrt versuchen nur, von dem Fels Stück um Stück herauszubrechen.

Kath.Net: Das Memorandum findet die Zustimmung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken.

Peter Seewald: Wen wundert’s. Aber auch hier gilt: Welche Legitimation hat heute ein solches „Zentralkomitee“ noch, in dem abgehalfterte Politiker ihre Seniorenfreizeit verbringen, um sich auf ihre alten Tage als besonders jung und „aufgeschlossen“ zu profilieren. Als Funktionärskatholiken sind sie vielfach vom Volk so abgehoben, wie es seinerzeit das Zentralkomitee der SED in der DDR war.

Fest steht: Diese sich ewig im Kreis drehende Diskussion hat über Jahrzehnte einen echten Fortschritt blockiert. Sie hat die wahren Probleme verschleiert. Sie verharrt bockig in einer Argumentation, die nicht aufgeht. Sie operiert in Kriterien, die der Verfassung und dem Wesen der katholischen Kirche diametral entgegen stehen. Es ist ein Skandal, wenn dann ein Dr. Hans Langendörfer SJ, der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, auch noch erklärt, das Memorandum kennzeichne einen „notwendigen Aufbruch“. Vielleicht meinte er Abbruch. Er stellt sich gar über die Bischöfe, und fordert als Strippenzieher gegen Rom, die deutschen Bischöfe müssten nun gefälligst „Vorschläge erarbeiten, die h o f f e n t l i c h anregend und weiterführend sein werden.“ So jemand ist in dieser Position nicht mehr tragbar. Die Bischofskonferenz sollte hier endlich Konsequenzen ziehen.

Kath.Net: Was würde Jesus zu dieser Debatte sagen?

Peter Seewald: Das weiß ich nicht. Vermutlich würde er eine Gewissenserforschung empfehlen. Vielleicht die Wachsamkeit und den Widerstand der Getreuen, das Vertrauen in das Vermächtnis, das er gab. Werft das Heilige nicht den Hunden vor, warnte er. Er würde jedenfalls von den Schriftgelehrten einfordern, das Wort Gottes und die Kirche Christi zu verkünden, und nicht eine eigene. Er würde von den Bischöfen einfordern, sich um die Herde zu kümmern. Nichts hat ihn so sehr erzürnt wie das Versagen der Gotteslehrer und der bestellten Hirten. Es war nachgerade der Grund, für das Eingreifen Gottes, die Erscheinung des Sohnes.

Kath.Net: Wird die Auseinandersetzung härter?

Peter Seewald: Es steht zu befürchten. An der Frage des Zölibats als ein maßgebliches Zeichen für Katholizität wird eine Trennlinie verlaufen. Für was steht man – und für was steht man nicht. Und man kann nur raten: trau, schau, wem. Wer hat wirklich Charisma? Wer ist wirklich redlich? Wer steht auf dem Boden des Evangeliums? Wer ist mit dieser katholischen, apostolischen, heiligen Weltkirche – und wer ist gegen sie? Die Bedeutung des Papsttums wird in solchen Zeiten noch größer. Der Besuch Benedikts in seinem Heimatland ist so gesehen auch eine wichtige Prüfung. Man wird sehr gut erkennen können, wer wo steht.

Eines gilt es festzuhalten: Hat nicht gerade auch der Zölibat großartige Priestergestalten und Ordensleute hervorgebracht, wie es sie in keiner anderen Glaubensgemeinschaft gibt? Einen Don Bosco, eine Edith Stein, einen Karol Wojtyla.

Es waren immer Menschen, die aus dem tiefen Glauben der Kirche selbst kamen, die die Kirche retteten, Heilige wie Franziskus, wie Bernhard, wie Mutter Theresa, und keine sogenannten „Vordenker“ aus dem Bildungskatholizismus, die nicht nachdenken wollen.

Sigrid Grabner zitierte unlängst im „Vatikan-Magazin“ eine Antwort Mutter Teresa auf die Frage eines Journalisten, was sich an der Kirche ändern müsste. Denn manchmal ist es ganz einfach: „Sie und ich“, sagte Mutter Theresa, „Sie und ich.“

Kath.Net: Danke für das Interview!

Kathpedia: Kontaktmöglichkeit zu den Professoren der Unterschriftenaktion und zu den zuständigen Bischöfen

kathTube: Die Antwort von EchoRomeo auf das Theologenschreiben




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