‚Ich bin an deiner Seite’

2. Februar 2011 in Buchtipp


Als Ermutigung für pflegende Angehörige legt Lore Bartholomäus einen Erfahrungsbericht vor: Sie hat ihren an Multiple Sklerose erkrankten Mann über Jahre bis zu seinem Tod gepflegt. Eine Rezension von Bischofsvikar Christoph Casetti.


Chur (kath.net) Aus verschiedenen Gründen sehen sich immer mehr Menschen in der Situation, ihnen nahestehende Personen zu pflegen. Es ist eine anspruchsvolle Aufgabe, einen Angehörigen in der Krankheit und im Sterben zu begleiten.

Wer könnte uns besser ermutigen als jemand, der diese Erfahrung selber gemacht hat? Einen solchen Erfahrungsbericht legt Lore Bartholomäus unter dem Titel vor: “Ich bin an deiner Seite”. Sie hat ihren an MS erkrankten Mann während Jahren bis zu seinem Tod gepflegt.

Das eindrückliche Buch ist verfasst als Gespräch mit dem Verstorbenen, in dem die gemeinsamen Erinnerungen noch einmal anklingen dürfen. Diese sind eingefügt zwischen den Erfahrungsbericht der Todesstunde und demjenigen der Vorbereitungen sowie des Feier des Begräbnisses.

Die Pflege eines Menschen ist etwas Ganzheitliches. Sie umfasst Leib und Seele. Sie ist sehr anspruchsvoll und belastend. Deswegen müssen die Pflegenden auch mit sich selber pfleglich umgehen. Sie brauchen Phasen der Erholung für den eigenen Leib und die eigene Seele.

Gegenseitige Verletzungen werden nicht ausbleiben. Da ist es ganz wichtig, einander vergeben zu können - möglichst noch am gleichen Tag. Ein grosser Trost war für die Autorin und ihren schwerkranken Mann die Musik.

Wenn das Leiden unerträglich wird, dann kommt die Versuchung, ihm eigenmächtig ein Ende zu setzen. Auf sehr existentielle Weise begegnet nun das Thema der Euthanasie. Aber was ist ein guter Tod? Letztlich kann die Versuchung zum mehr oder weniger organisierten oder auch suggerierten Suizid nur bestanden werden in der Kraft des Glaubens.

“Für gläubige Juden und Christen ist das menschliche Leben vom Augenblick der Zeugung an bis zum letzten Atemzug unverfügbare Leihgabe, nicht Eigentum des Menschen, sondern heilige Gabe des Schöpfers, nicht beliebig verwendbare und zum Vernichten freigegebene Sache eines Besitzers”, sagt L. Barholomäus dazu in grosser Klarheit (57f). Diese Überzeugung ist deshalb so glaubwürdig, weil sie durch die eigene Erfahrung gedeckt ist.

Eine kurze Besprechung kann nur auf die Hauptthemen hinweisen. Lesenswert macht dieses Buch die einfühlsame, sehr konkrete und vom trockenen Humor des Patienten gewürzte Weise der Darstellung. Trotz schwersten Leidens die Heiterkeit der Seele nicht ganz zu verlieren, ist Ausdruck gelebten Christentums.

Die Autorin ist an der Seite ihres Mannes geblieben. Mit ihrem Buch tritt sie auch an die Seite von pflegenden Angehörigen und ermutigt sie. Das im Brunnen-Verlag erschienene Buch hält, was es verspricht.

Lore Bartholomäus hat sich seit vielen Jahren mit dem Thema der Begleitung von Leidenden befasst. Schon ihre Dissertation ging der Frage nach, wie in der Erziehung mit dem Thema der Leidbewältigung umgegangen wird. Ihre Erfahrung in einem Sterbehospiz legte sie nieder in dem Buch “Ich möchte an der Hand eines Menschen sterben”.

Beispielhaft in der Pflege von Todkranken und Sterbenden ist für sie der heilige Kamillus von Lellis. Über ihn als einen Diener der Kranken hat sie eine eindrückliche Lebensgeschichte verfasst. Dass auch ihr Buch über das leidvolle Schicksal der armenischen Christen mit dem Thema zu tun hat, sei nur am Rande erwähnt, da das Buch längst vergriffen ist. Sein Titel “In jedem Kreuz ein Lebensbaum” bleibt jedoch gültig.


Lore Bartholomäus
Ich bin an deiner Seite
Ermutigung für pflegende Angehörige
Ein Erfahrungsbericht
Brunnen-Verlag
80 Seiten
6,20 Euro

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