Vatikan kündigt Schritte gegen Christenfeindlichkeit in Europa an

15. Jänner 2011 in Aktuelles


Erzbischof Fisichella, Leiter des Neuevangelisierungsrates: Wahrheitsgetreues Bild von der Aufgabe der Kirche vermitteln. Bericht über wachsende Intoleranz in westlich-aufgeklärten Gesellschaften


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Eine wachsende Christenfeindlichkeit in Europa hat der Präsident des neu geschaffenen Päpstlichen Rates für Neuevangelisierung, Erzbischof Rino Fisichella, beklagt. "In Europa nehmen wir auf dramatische Weise eine zunehmende Christianophobie wahr, die sich auch in Ländern mit alter christlicher Tradition zeigt", sagte Fisichella der vatikanischen Tageszeitung "L'Osservatore Romano".

Dieser für die Kirche sehr beunruhigenden Entwicklung müsse entgegengewirkt werden. Häufig werde die Kirche in "verzerrter Art und Weise" dargestellt. Demgegenüber gelte es, in Europa ein wahrheitsgetreues Bild von der Aufgabe der Kirche zu vermitteln. Dies sei eine der Hauptaufgaben der neuen Kurienbehörde.

Im Unterschied zur Missionskongregation richteten sich die Bemühungen des Neuevangelisierungsrates vor allem auf eine Wiederbelebung des Glaubens in den Ländern mit christlicher Tradition, so Fisichella. Die Neuevangelisierung solle von den Kirchengemeinden ausgehen und weitergetragen werden.

Fisichella hob zudem hervor, dass für den Dialog mit der modernen Welt neue, für den Menschen von heute verständlichere Formen erforderlich seien. Die Aufgabe, die Neuevangelisierung zu überdenken und durchzuführen, betreffe den gesamten Weltepiskopat.

Als symbolisches Bild für den Neuevangelisierungsrat bezeichnete der Erzbischof die von Antoni Gaudi errichtete Basilika Sagrada Familia in Barcelona. Sie rage im Herzen einer säkularisierten Stadt heraus und stelle ein konkretes Zeichen dar.

Der im Oktober vergangenen Jahres mit dem Papsterlass (Motu proprio) "Ubicumque et semper" neu gegründete Rat soll sich weltweit um die Glaubensvermittlung kümmern. Der Behörde gehören derzeit 19 Mitglieder an. Unter ihnen sind auch die Vorsitzenden der Österreichischen und der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn und Erzbischof Robert Zollitsch. Zum Präsidenten der Behörde ernannte der Papst bereits im Sommer den Italiener Fisichella.

Bericht des Wiener "Observatory" vor OSZE

Die in Wien ansässige Menschenrechtsorganisation "Observatory on Intolerance and Discrimination against Christians" hatte vor der OSZE in Wien am 10. Dezember in einem Bericht Beispiele einer wachsenden Intoleranz gegen Christen in westlich-aufgeklärten Gesellschaften präsentiert. Darin wurden Fälle tätlicher Attacken gegen Geistliche, religiöse Veranstaltungen, Kirchen und christliche Friedhöfe ebenso genannt wie die Entfernung religiöser Symbole aus dem öffentlichen Raum oder die Festnahme von Straßenpredigern.

Die Vielzahl der Fälle zeige, wie sehr Christen auch in EU-Ländern aufgrund eines "radikalen Säkularismus und einer übertriebenen Political Correctness" Diskriminierung und Intoleranz ausgesetzt gewesen seien, hieß es. Für derlei Vorfälle gebe es in Europa derzeit noch keine Sammel- oder Dokumentationsstelle, bemängelte der Bericht.

Zugleich appellierte die von Gudrun Kugler geleitete NGO in diesem Zusammenhang ausdrücklich an die EU-Grundrechteagentur (Fundamental Rights Agency/FRA), die Themen Religionsfreiheit, Redefreiheit und Gewissensfreiheit "zu Prioritäten ihrer Arbeit" zu machen.

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