Größte Glocke der Welt im Kölner Dom ist verstummt

7. Jänner 2011 in Deutschland


Größte freischwingende Glocke der Welt: Kurz vor Epiphaniefeier fiel Klöppel der 24 Tonnen schweren Glocke herab und zerbarst - Der "decke Pitter" ist die deutsche Friedensglocke


Köln (kath.net/KAP) Schock im Kölner Dom: Die von den Einheimischen liebevoll "Decker Pitter" genannte St. Petersglocke schweigt. Am Donnerstagmorgen fiel der Klöppel der mit 3,24 Meter Durchmesser und rund 24 Tonnen größten freischwingenden Glocke der Welt herab. Über die Ursache gibt es noch keine Informationen. Möglich scheint eine Materialermüdung an der Aufhängung. Verletzt wurde niemand, wie Dompropst Norbert Feldhoff gegenüber dem Kölner "Express" bestätigte.

Damit ist zumindest bis zur Reparatur der Kölner Glocke die rund 21 Tonnen schwere Pummerin im Wiener Stephansdom die weltweit größte freischwingend läutbare Glocke in einem Kirchturm. Ihr 800 Kilogramm schwerer Klöppel wird im Februar durch einen 200 Kilogramm leichteren ersetzt.

Das tiefe C des Geläuts im Kölner Dom hätte eigentlich kurz vor 10 Uhr das Fest "Erscheinung des Herrn" (Epiphanie) am Dreikönigstag mit einläuten sollen. Dazu kam es nicht mehr. Der rund eine Tonne schwere Klöppel sei gegen 9.30 Uhr abgefallen, hieß es. Er stürzte auf den Boden der Glockenkammer und brach entzwei. Die Domverwaltung will nach Angaben des Kölner "domradios" am Freitag die Öffentlichkeit über das Ausmaß der Zerstörung informieren.

Seit 1924 "deutsche Friedensglocke"

Die Glocke wurde 1923 im thüringischen Apolda gegossen. Sie wurde am 30. November 1924 als "deutsche Friedensglocke" eingeweiht. Die Vorgängerin war 1873 aus erbeuteten französischen Geschützen entstanden und 1918 zu Kriegszwecken eingeschmolzen worden. Der "decke Pitter" wird zu hohen christlichen Feiertagen geläutet, verkündete der Stadt aber auch das Ende des Zweiten Weltkriegs und erklang am Tag der Wiedervereinigung Deutschlands.

Der "decke Pitter" hält seinen Rekordtitel als größte freischwingende Glocke bis heute - zum Verdruss der Bürger der US-amerikanischen Stadt Newport. Dort ließen zwar Mäzene zur Jahrtausendwende in Frankreich eine neue, 30 Tonnen schwere Glocke gießen, die die Kölner Petersglocke in den Schatten stellen sollte. Allerdings gibt es derzeit keinen Glockenturm, der stabil genug wäre, um sie aufhängen und läuten zu lassen.

Die weltweit größte Glocke überhaupt ist die 1734 gegossene "Zar Kolokol" in Moskau. Sie wiegt 200 Tonnen und ist sechs Meter hoch. Sie hat allerdings kein einziges Mal geläutet, weil sie noch in der Gießerei durch ein Feuer schwer beschädigt wurde.

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