Kontroverse um 'religionsneutrale' Kindertagesstätte

11. Dezember 2010 in Deutschland


Das Martinsfest wurde in kommunaler Einrichtung als Laternenfest ohne jeden christlichen Bezug gefeiert - Kann man Feste feiern, ohne auf deren religiösen Inhalt einzugehen?


Bochum (kath.net/idea) – Heftigen Widerspruch hat eine städtische Kindertagesstätte in Bochum ausgelöst, die auf religiöse Bräuche und Symbole verzichten will. Im November hatte das WDR-Fernsehen berichtet, dass die Einrichtung den St. Martinstag als Laternenfest feiert – ohne jeden Bezug zur christlichen Tradition. Die Leiterin der Einrichtung begründete dies unter anderem damit, dass eine städtische Einrichtung religiös neutral sei und viele Eltern aus der Kirche ausgetreten seien.

Die CDU-Fraktion im Bochumer Stadtrat richtete daraufhin eine Anfrage an Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz (SPD) und wollte wissen, ob die Praxis in der Kindertagesstätte auf eine Anweisung der Stadt zurückgehe und ob auch andere Feste wie Weihnachten nicht mehr gefeiert würden. Auch in den kommunalen Kindertagesstätten werde Weihnachten gefeiert und „allen Kindern der christliche Sinn des Weihnachtsfestes vermittelt“, sagte die Bochumer Sozialdezernentin Britta Anger gegenüber idea. Das gelte auch für Ostern. Solche Feste seien ein regelmäßiger Bestandteil der pädagogischen Planungen in diesen Einrichtungen. Entsprechend habe sie in einer Ausschusssitzung zur Anfrage der CDU Stellung genommen. Eine schriftliche Antwort werde folgen.

Kritik der Kirchen

Zu der im WDR-Fernsehbeitrag vertretenen Position, dass staatliche Neutralität für städtische Kindereinrichtungen einen Verzicht auf christliche Traditionen bedeute, äußerten sich Vertreter der Bochumer Kirchen kritisch. Der Öffentlichkeitsreferent des evangelischen Kirchenkreises, Pfarrer Johannes Waschk, bedauerte gegenüber idea, dass Kindern wichtiges Wissen vorenthalten werde. Auch das Christfest würde zunehmend auf Weihnachtsmarkt und Glühwein reduziert, und der Inhalt trete in den Hintergrund. Dabei gehöre die christliche Tradition zur kulturellen Identität der Deutschen. Der Vorsitzende des Katholikenrates Bochum und Wattenscheid und CDU-Stadtrat Lothar Gräfingholt erklärte: „Es ist nicht zu verantworten, wenn Kinder ohne jedes Wissen um die Religionen erzogen werden.“


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