Endlich ein Patron für Fußballer: Luigi Scrosoppi

4. Dezember 2010 in Aktuelles


Motto des Oratorianers war gewesen: „Arbeite, leide, schweige" – Es liegt an den Fans, ob sie ihn als Patron annehmen


Klagenfurt (kath.net/KAP) Russland und Katar - ein orthodoxes sowie ein muslimisch geprägtes Land werden offenbar zur ersten interreligiösen Bewährungsprobe für Aloisius "Luigi" Scrosoppi, den neuen Schutzpatron der Fußballer. Wenn - wie die FIFA gestern bekannt gab - 2018 und 2022 in diesen Ländern um die Weltmeisterschaft gekickt wird, so wird der bittende Blick so manch eines Fußballers nicht einfach gen Himmel gerichtet sein, sondern vielleicht auf ein Bild des Heiligen "Luigi", der ganz offiziell seit August des heurigen Jahres für die himmlische Schützenhilfe der Ledertreter und ihrer Fans zuständig ist.

Die Initiative dazu stammt nicht etwa aus einer fußballerischen Vorzeige-Nation, sondern aus Kärnten: Die Feuerwehr habe den Heiligen Florian, die Autofahrer Christophorus, wer aber ist für die Fußballer zuständig, fragten sich die findigen Manager Walter Walzl und Manfred Pesek. Recherchen bei der Universität Jena, die an ihrem Ethik-Institut ein besonderes Projekt für Ethik und Sport unterhält, ergaben, dass die kickende Welt bis dato noch gänzlich ohne himmlischen Beistand war.

Der Oratorianer ist seit 2001 heiliggesprochen

Aus rund 13.000 Heiligen haben Walzl und Pesek daraufhin nach jenen Heiligen gefahndet, die in besonderer Weise mit den Tugenden aufrechten Kickens - Teamgeist, Fairness und Ausdauer - vereinbar schienen. Fündig wurden sie schließlich bei Aloisius Scrosoppi (1804-1884), einem Priester und Mitglied des Oratoriums des heiligen Philipp Neri, der sich für die Jugend und speziell für Waisen und benachteiligte Kinder einsetzte. "Arbeite, leide, schweige" lautet sein Wahlspruch - wer mag da nicht an die schmerzverzerrten Gesichter stürzender Fußballer in Zeitlupe denken. 1981 wurde er von Papst Johannes Paul II. zunächst selig und 2001 heilig gesprochen. 1996 soll er in Sambia einem schwer an Aids erkrankten Mann erschienen sein, woraufhin er gesundete.

Die Idee fiel offenbar auf fruchtbaren Boden: So wurde nach Anfragen beim päpstlichen Rat für die Laien und einer Abstimmung mit der Heimatdiözese des Heiligen, der Diözese Udine, am 22. August dieses Jahres eine eigens angefertigte Statue des Heiligen in der Pfarre Pörtschach am Wörthersee vom Kärntner Bischof Alois Schwarz gemeinsam mit dem Erzbischof von Udine, Andrea Bruno Mazzocato, gesegnet. Seitdem kann man in der Pfarre bei der Statue des Heiligen verweilen und um den entscheidenden Steilpass bitten.

Zu so viel Sportsgeist scheint die ökonomische Seite des neuen Patrons nicht ganz zu passen. So hat sich Manfred Pesek - ehemaliger Marketingleiter einer Klagenfurter Bank - nicht nur des kirchlichen Segens versichert, sondern gleich auch die Markenrechte schützen lassen. Wie Medien berichten, haben schon jetzt Brauereien und Softdrinkfirmen Interesse an einer Kooperation angemeldet. Die Einnahmen sollen laut Pesek jedoch in eine gemeinnützige Stiftung fließen, die sich für Kinder einsetzen soll. Für den guten Zweck kicken soll außerdem ein eigenes "Team Luigi".

Fußball-Heiliger muss sich erst bei Fans bewähren

In der Diözese Gurk-Klagenfurt übt man sich derweil in Zurückhaltung: Die Initiative sei zu begrüßen, wenn ihr tatsächlich der "Brückenschlag zwischen Volksfrömmigkeit und Sport" gelinge und zugleich an einen in Vergessenheit geratenen Heiligen und die Zeit seines Wirkens erinnert werde, betonte gegenüber "Kathpress" der Kärntner Ordinariatskanzler und Offizial am Diözesangericht, Jakob Ibounig. Schutzpatrone würden laut Ibounig nicht durch die kirchliche Hierarchie festgelegt, sondern sie erfahren ihre Bestätigung durch die Bewährung unter den Gläubigen. "Es liegt also an den Fans in den Stadien, dieses Urteil zu sprechen".

Als Großprojekt und wichtige Bewährungsprobe hat Pesek zunächst die Europameisterschaft 2012 im Auge, die passenderweise im katholischen Polen und in der Ukraine ausgetragen wird. In Russland und Katar kann "Luigi" dann beweisen, dass er sich nicht nur auf die Vermeidung von Blutgrätschen und Schwalben versteht, sondern auch den Dialog zwischen den Kulturen und Religionen vorantreiben kann.


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