Leidenschaft für die Wahrheit und katholischer Journalismus

8. Oktober 2010 in Aktuelles


Benedikt XVI. ruft die katholischen Journalisten auf, den Königsweg der Wahrheit einzuschlagen, um es den Menschen zu ermöglichen, sich auf Christus auszurichten und der Gefahr eines ‚unmenschlichen Humanismus’ zu entgehen. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Dem Menschen von heute helfen sich nach Christus auszurichten: mit diesen Worten definierte Papst Benedikt XVI. am gestrigen Vormittag die Aufgabe des katholischen Journalisten anlässlich der Audienz für den Weltkongress der katholischen Presse. Der Papst spornte die Journalisten an, immer Gott an die Spitze ihrer Werteskala zu setzen und mit Leidenschaft und kompetent Zeugnis für die Wahrheit abzulegen. Dabei warnte Benedikt XVI. vor der Gefahr der Vermischung des Realen mit dem Virtuellen, was auch von den neuen Kommunikationstechnologien begünstigt werden könne.

Der Weltkongress der katholischen Presse tagte diese Woche und konnte Vertreter der katholischen Kommunikationsmittel aus 85 Ländern zählen.

Das Zeugnis für die Wahrheit in Zeiten, die auch durch viele Schattenseiten gekennzeichnet seien, müsse die Hauptaufgabe des katholischen Journalisten sein, um den Menschen der Gegenwart zu helfen, sich auf Christus, den einzigen Retter, auszurichten „und die Flamme der Hoffnung am Brennen zu erhalten, um das Heute würdig zu leben und in angemessener Weise die Zukunft aufzubauen“. Aus diesem Grund ermahnte Benedikt XVI. die katholischen Journalisten, ständig ihre persönliche Entscheidung für Christus zu erneuern und dabei aus jenen geistlichen Ressourcen zu schöpfen, „die die weltliche Mentalität unterschätzt, während sie kostbar, ja unverzichtbar sind“.

Auch angesichts der aktuellen tiefen Umwälzungen in der Welt der Kommunikation müsse sich die katholische Presse tagtäglich dafür einsetzen, „den Königsweg der Wahrheit“ einzuschlagen. Die Suche nach der Wahrheit fordere vom katholischen Journalisten Leidenschaft und Professionalität. Dies sei umso wichtiger in einem geschichtlichen Augenblick, die an den Journalisten als Mittler des Kommunikationsflusses die Anforderung stelle, selbst eine tiefe Änderung zu vollziehen.

Benedikt XVI. betonte dann das immer höhere Gewicht, das die Bilder in der Welt der Kommunikation einnehmen. Das Bild, so warnte der Papst, könne sich auch von der Wirklichkeit loslösen und einer virtuellen Welt Leben verleihen. Dies führe als erste Folge die Gefahr der Gleichgültigkeit gegenüber dem Wahren mit sich. „Die neuen Technologien können bei allem Fortschritt, den sie mit sich bringen, das Wahre und das Falsche vertauschbar machen, sie können dazu führen, das Reale mit dem Virtuellen zu verwechseln“.

Die Darstellung eines freudigen wie traurigen Ereignisses könne zum Spektakel und nicht zum Anlass zu tieferem Nachdenken werden, so der Papst. Die Suche nach Wegen einer immer echteren Förderung des Menschlichen werde so zweitrangig, „da das Ereignis vor allem vorgestellt wird, um Emotionen zu wecken“. Diese Aspekte seien „Warnglocken“. Sie „fordern dazu auf, die Gefahr in Betracht zu ziehen, dass das Virtuelle von der Wirklichkeit entfernt und die Suche nach dem Wahren, nach der Wahrheit, nicht anregt“.

Innerhalb eines derartigen Kontextes sei die katholische Presse dazu aufgerufen, auf neue Weise ihre Potentialitäten zu entfalten und einer unverzichtbaren Sendung nachzukommen. Benedikt XVI. betonte, dass für die Kirche „das Mittel und die Botschaft zusammenfallen“. Der Sohn Gottes sei gleichzeitig Botschaft des Heils und Mittel, durch das sich das Heil verwirklicht. Er sei „eine für alle zugängliche Wirklichkeit“, auch für jene, die als Protagonisten in der Komplexität der Welt leben und dennoch fähig sind, die intellektuelle Redlichkeit „der Kleinen“ zu bewahren.

Abschließend hob der Papst hervor, dass heute die Herausforderung der Kommunikation für die Kirche sehr anspruchsvoll sei. „Die Christen dürfen die Glaubenskrise nicht ignorieren, zu der es in der Gesellschaft gekommen ist, oder einfach darauf vertrauen, dass das in den Jahrhunderten überlieferte Erbe von Werten weiterhin die Zukunft der Menschheitsfamilie inspirieren und formen kann. Die Vorstellung, so zu leben, ‚als ob es Gott nicht gäbe’, hat sich als schädlich erwiesen: Die Welt hat es vielmehr notwendig, so zu leben, ‚als ob es Gott gäbe’, auch wenn die Kraft zum Glauben nicht gegeben ist“. Andernfalls brächte sie nur einen „unmenschlichen Humanismus“ hervor.


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