Seligsprechungsprozess für vietnamesischen Kardinal Van Thuan

7. Oktober 2010 in Weltkirche


Der spätere Kurienkardinal verbrachte 13 Jahre in kommunistischer Haft - Jetzt wird in Rom am 22. Oktober das Seligsprechungsverfahren eingeleitet


Rom (kath.net/KAP) Für den vietnamesischen Kurienkardinal Francois-Xavier Nguyen Van Thuan (1928-2002), der 13 Jahre lang in kommunistischer Haft verbrachte, wird am 22. Oktober in Rom das Seligsprechungsverfahren eröffnet. Der feierliche Prozessbeginn findet am Sitz des römischen Vikariats, im Lateranpalast statt, teilte die italienische katholische Nachrichtenagentur SIR mit.

Der Erzbischof-Koadjutor von Ho-Chi-Minh-Stadt (dem früheren Saigon) war nach Ende des Vietnamkriegs 1976 in Umerziehungslager gesteckt und meist in Isolierhaft festgehalten worden. Nach seiner Freilassung 1988 reiste er nach Rom, konnte jedoch nicht wieder in die Heimat zurückkehren.

Papst Johannes Paul II. berief Van Thuan 1994 zum Vizepräsidenten des Rates für Gerechtigkeit und Frieden und machte ihm 1998 zu dessen Präsidenten. Der vietnamesische Kardinal, der als "lebender Märtyrer" galt und bereits bei der Totenmesse als "heiligmäßig" bezeichnet wurde, erlag im September 2002 einem Krebsleiden.

Die Vorbereitungen für das Seligsprechungsverfahren wurden bereits 2007, fünf Jahre nach dem Tod Van Thuans, eingeleitet. Bei einem Treffen mit Mitarbeitern von dessen früherer Vatikan-Behörde bezeichnete Papst Benedikt XVI. den Kardinal im gleichen Jahr als "einzigartigen Propheten der christlichen Hoffnung".

Unter Van Thuans Leitung hatte das vatikanische "Sozial-Ministerium" mit den Arbeiten am "Kompendium der Soziallehre der Kirche" begonnen. Der katholische "Sozialkatechismus" erschien jedoch erst Ende 2004.

Van Thuan war 2001 von Johannes Paul II. in den Kardinalsrang erhoben worden. Im Jahr zuvor hatte er die Fastenexerzitien für den Papst und die römische Kurie geleitet, was als Zeichen hoher kirchlicher Wertschätzung gilt.

Francois-Xavier Nguyen Van Thuan war 1966 im Alter von 38 Jahren zum Bischof geweiht worden. 1975, wenige Monate vor der kommunistischen Machtübernahme im Süden Vietnams, wurde er von Paul VI. zum Erzbischof-Koadjutor für Saigon ernannt. Wenig später wurde er von den neuen Machthabern wegen einer angeblichen "Verschwörung zwischen dem Vatikan und den Imperialisten" verhaftet. In den folgenden 13 Jahren durchlitt er verschiedene Formen von Gefangenschaft, davon neun Jahre in Einzelhaft.

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