Aichern: Wir dürfen Werkzeug sein für Gottes wunderbares Wirken

in Österreich


Die Predigt von Bischof Maximilian Aichern während der Hl. Messe des Opus Dei am Mittwoch am Pöstlingberg in Linz


KATH.NET dokumentiert die Predigt im Wortlaut:

Wir begehen heuer in Österreich das Jahr der Berufung. Es soll uns daran erinnern, dass alle Getauften und Gefirmten von Gott berufen sind, dass sie in Kirche und Welt eine aktive Rolle und Aufgabe haben. Durch Stärkung der christlichen Familie und lebendiger Pfarrgemeinden soll auch beigetragen werden, dass mehr Menschen ihr Ja zu einer besonderen Berufung im sakramentalen Dienstamt und in der Ordensnachfolge sagen und verwirklichen. Das Gebet, Gott möge Arbeiter in seinen Weinberg senden, und die Förderung von Berufungen sollen zum Herzensanliegen jedes Christen werden.

Die biblischen Lesungen, die wir jetzt gehört haben, unterstreichen diese Berufung durch Gott. Er hat uns ja geschaffen und uns den Auftrag gegeben, die Welt zu gestalten und Verantwortung für sie zu tragen. Gott hat sich aber über die Schöpfung hinaus seinem Volk Israel und jedem Menschen persönlich zugewandt. Er hat uns seinen Sohn gesandt und lässt uns am Wesen und der Gestalt des Gottessohnes teilnehmen. Er hat uns berufen und schenkt uns seinen Geist, der sich unserer Schwachheit annimmt, so haben wir aus dem Römerbrief gehört. Dieser Gottesgeist bewirkt, dass wir unser Lebensziel, die Gemeinschaft mit Gott, die Heiligkeit im umfassenden Sinn erreichen können.Im Evangelium gibt uns Jesus Mut: Fürchtet euch nicht! Er beruft den Petrus und seine Freunde zu einer großen Aufgabe für die Menschen. Die Fischer vom See Genesaret sollen zu Menschenfischern für Gott werden. Jesus steigt in das Boot des Petrus. Er kommt zu uns, bedient sich unserer Möglichkeiten, so bescheiden sie auch sein mögen. Wir dürfen Werkzeug sein für Gottes wunderbares Wirken.

Die Berufung zur Heiligkeit und das Apostolat in der Kirche waren zentrale Anliegen Ihres Gründers, des seligen Josefmaria Escriva. Es ist nicht nur für Sie eine große Freude, dass Papst Johannes Paul II. ihn heuer am 6. Oktober heiligsprechen wird. Sie haben sich in Vorbereitung auf dieses Ereignis bereits intensiv mit Themen wie Heiligung der Arbeit, Heiligung der Familie und Würde des Alltags befasst.Der selige Josefmaria Escriva hat es als seine besondere Aufgabe gesehen, den einfachen Frauen und Männern zu helfen, auf ihrem Platz in der Welt die Berufung Gottes zur Heiligkeit in den alltäglichen Dingen zu verwirklichen.Seine Worte, dass wir von Gott berufen sind, in den weltlichen Aufgaben, in der Fabrik und im Haushalt, an Universitäten und in Spitälern Gott zu begegnen und ihm zu dienen, hat in den letzten Jahrzehnten in vielen Herzen Widerhall gefunden. Von Ihrer Gemeinschaft sind zahlreiche Initiativen ausgegangen.Viele Menschen haben den Herrn im alltäglichen Leben entdeckt und beigetragen, dass das Reich Gottes wächst und sich in der Welt entfaltet. Ich möchte Ihnen dafür danken und Sie ermutigen, im Geist Ihres Gründers weiterhin für die Würde des Alltags und die christliche Berufung im Gesellschaftsapostolat zu wirken. Ich möchte Sie in besonderer Weise auch einladen, an den großen Initiativen der Kirche Österreichs mitzuarbeiten, wie es derzeit die Vorbereitung des mitteleuropäischen Katholikentages ist, die Allianz für den freien Sonntag und das ökumenische Sozialwort der 14 christlichen Kirchen in Österreich. Die Christen sollen verstärkt zum Gewissen unserer Gesellschaft werden und ein Beispiel des Einsatzes für die bedrängten und unterprivilegierten Menschen in unserem Land geben.

Sehen wir unsere Aufgabe wirklich in Hinordnung auf Gott und seinen Auftrag. Gerade heute brauchen wir das Wissen von der großen Berufung jedes Christen und jedes Menschen, brauchen wir den Glauben, dass sich unser Weg zu Gott, unsere Berufung und Aufgaben dort abspielt, wo wir stehen: in der Familie, am Arbeitsplatz, in der Gesellschaft. Gleichzeitig sind wir eingeladen, anderen Menschen auf diesem Weg zu helfen, durch unser Beispiel und unser aufbauendes, ermutigendes Wort.Erinnern wir uns an das II. Vatikanische Konzil, das der Berufung zur Heiligkeit ein eigenes Kapitel in der Kirchenkonstitution gewidmet hat. Dort heißt es: Alle Christgläubigen werden in ihrer Lebenslage, in ihren Pflichten und Umständen und durch sie von Tag zu Tag mehr geheiligt, wenn sie alles aus der Hand des himmlischen Vaters im Glauben entgegennehmen und mit Gottes Willen zusammenwirken und so die Liebe, mit der Gott die Welt geliebt hat, im zeitlichen Dienst selbst allen kundmachen.Ich wünsche uns allen, dass wir die Kraft des Gottesgeistes in unserer Schwachheit erleben, dass wir dankbar erfahren, dass Jesus auch in unser Boot gestiegen ist, und von hier aus für die Menschen wirken will.Jesus mit uns, Jesus Christus heute !

Foto: (c) KATH.NET


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