‚Glücklich, wer zu Maria eine innige Beziehung hat’

21. August 2010 in Spirituelles


"Was mich im Sterben am meisten stärkte, war die Hilfe der machtvollen Mutter des Erlösers”, sagte Domenico Savio in einer Vision zu Don Bosco. Homilie von Bischof Vitus Huonder von Chur zu Mariä Himmelfahrt


Chur (kath.net) Brüder und Schwestern im Herrn,
“Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt” (Offb 11,1). Das berichtet uns Johannes im letzten Buch des Neuen Testamentes.

Er hat es in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts verfasst und wollte mit dieser Schrift die Gläubigen auf das Ziel des Weltenlaufes hin orientieren, auf das himmlische Jerusalem, auf das ewige Leben.

Er wollte die junge Kirche in der damaligen Auseinandersetzung mit dem römischen Staat und mitten in den harten ersten Christenverfolgungen bestärken und sagen: “Harrt aus, habt vertrauen, bleibt tapfer, bleibt stark, denn ihr bewegt euch trotzt vielen Prüfungen und Bedrängnissen auf ein seliges, glückliches Ende hin.”

Gerade das große Zeichen am Himmel und die ganze Szene, welche sich dabei abspielte, war für die Gläubigen eine Ermutigung und eine Aufforderung zur Beharrlichkeit.

Auch heute sehen wir ein großes Zeichen am Himmel, eine Frau, mit der Sonne bekleidet, wie es eben die Lesung aus der Offenbarung des Johannes schilderte.

Dort ist es die Frau, welche mit dem Drachen kämpft und in die Wüste flieht. Diese Frau ist ein Sinnbild der Kirche, die bedrängt wird, die aber immer wieder, durch die ganze Weltzeit hindurch mit Gottes Schutz und Hilfe der Gewalt des Drachen, der Macht Satans, entgeht.

Diese Frau, die Kirche, ist anderseits ein Abbild jener Frau, die, wie ich eingangs sagte, heute als großes Zeichen am Himmel erscheint, nämlich ein Abbild Marias.

Die Gottesmutter ist heute und für immer umstrahlt vom Glanze der ewigen Herrlichkeit. Sie ist nicht mehr die Frau, die in die Wüste flieht, um gerettet zu werden, sie ist die Frau, die durch das Wirken ihres Sohnes zum Thron Gottes entrückt ist. Sie ist die Frau in Gottes Herrlichkeit, eben “aufgenommen in den Himmel”.

Sie ist auch die Frau, welche am Throne Gottes bittend und sorgend für uns eintritt. Sie ist der Zufluchtsort für die Kirche und für alle, die in Bedrängnis sind. Sie ist deshalb auch unser Ort der Zuflucht.

Denn sie ist nicht nur deshalb in den Himmel erhoben worden, um selber verherrlicht zu werden, sondern um für uns ein Zeichen des Trostes und eine Quelle der Hilfe zu sein.

Deshalb freuen wir uns über ihre leibliche Aufnahme in den Himmel und nehmen diese Festfeier wiederum als Gelegenheit wahr, unsere Beziehung zu Maria zu erneuern und zu vertiefen.

Dazu möchte ich auf eine Begebenheit im Leben des heiligen Priesters Johannes Bosco zurückgreifen. Er lebte von 1815 - 1888. Seine Tätigkeit entfaltete er vor allem in Turin. Er war ein glänzender Pädagoge, gleichzeitig ein begnadeter Seelsorger.

1934 wurde er von Papst Pius XI. heiliggesprochen und ist einer der Patrone der Jugend. Don Bosco war nicht nur ein begeisterter Bewunderer des heiligen Franz von Sales, er war ebenso ein großer Verehrer der Gottesmutter.

Für ihn gab es zwei Säulen, welche die Kirche, die unter der Führung und Leitung des heiligen Vaters wie ein Schiff durch die Zeit gleitet, schützen und vor dem Untergang bewahren: Das allerheiligste Sakrament des Altares und die Gottesmutter.

Don Bosco hatte die Gnade der Vision, eine Gnade, welche zum Beispiel der heilige Paulus auch hatte. So erschien ihm am 6. Dezember 1876 sein früh verstorbener Zögling Domenico Savio. Er hatte mit 15 Jahren diese Welt im Rufe der Heiligkeit verlassen.

Don Bosco sah seinen Schüler in einem wunderbar verklärten Zustand zusammen mit vielen Klerikern und Priestern. Doch er war ein sehr realitätsbezogener Mensch. Er stand auch seinen Visionen kritisch gegenüber.

So werden von ihm bezüglich dieser Vision die Worte berichtet: “Ich fragte mich: Schlafe ich oder bin ich wach? Ich klatschte in die Hände und schlug an meine Brust, um mich zu vergewissern, ob das Wirklichkeit war, was ich sah”.

Nun, in dieser Vision kam Don Bosco auf das Sterben zu sprechen und fragte Domenico: “Du hast die Tugenden in deinem Leben geübt. Was tröstete dich bei deinem Sterben am meisten? Die Tugend der Reinheit, das ruhige Gewissen, die Hoffnung auf das Paradies, die guten Werke?”

Immer antwortete Domenico mit einem Nein. Schließlich gab ihm Domenico zur Antwort: “Was mich im Sterben am meisten stärkte, war die Hilfe der machtvollen Mutter des Erlösers.”

Brüder und Schwestern im Herrn, ich glaube, mehr muss ich zu dieser Vision und zu den Worten des heiligen Domenico nicht sagen. Sie sprechen für sich - vor allem aber sprechen sie für die Gottesmutter. So darf ich diese Gedanken mit den Worten beschließen: Glücklich, wer zu Maria eine innige Beziehung hat. Amen.


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