Vor den Gefahren des Schamanismus warnen

14. Juli 2010 in Chronik


Den einen oder anderen Katholiken aufwecken – Non Draco sit mihi Dux. Ein intensives Konvertitenblog - Von Barbara Wenz / Die Tagespost


Italien (kath.net/DieTagespost)
Konvertiten, die begeistert über ihren neuen Glauben schreiben, sind häufig anzutreffen, wenn man sich im katholischen Internet bewegt. Sie kommen meist aus einer anderen Konfession, vom Atheismus her, oder gar von einer anderen Religion. Der Feuereifer, von dem sie erfüllt sind, führt bei manchen wiegengetauften Katholiken eher zu Skepsis. Doch ihr „ethnologischer Blick“ - der Blick des Anderen - auf das gute alte Mutterschiff der Una Sancta lässt den katholischen Glauben für viele in frischen, neuen Farben erstrahlen.

Eines der bemerkenswertesten und interessantesten deutschsprachigen Konvertitenblogs nennt sich Non Draco sit mihi Dux. Die Autorin Dorothea, 60 Jahre alt, bezeichnet sich selbst als Ex-Baptistin, Ex-Grüne, Ex-Linke, Ex-Feministin und Ex-Schamanin, was erahnen lässt, wie grundstürzend ihr Eintritt in die katholische Kirche vor sechs Jahren gewesen sein muss. Als jemand, der jahrzehntelang esoterische und schamanische Techniken praktizierte und sich dabei etlichen Angriffen ausgesetzt sah, erfährt sie heute, nach ihrer Konversion, die beschützenden Kräfte der Engel, der Heiligen, der Gottesmutter und des heiligen Kreuzes als besonders stark und wirkungsvoll. Dorothea schreibt geradeheraus über ihre Erlebnisse und Erfahrungen. Dieser Umstand macht die Lektüre ihrer Artikel besonders auch für Seelsorger wertvoll, die sich ernsthaft mit den Auswirkungen von Neuheidentum und Esoterik in der modernen Gesellschaft auseinandersetzen wollen.

BW: Dorothea, Ihr Blog trägt als Titel das uralte lateinische Motto Non Draco sit mihi Dux – Nicht der Drache sei mein Führer, Crux Santa sit mihi Lux – das heilige Kreuz sei mein Licht. Dazu schmückt eine künstlerische Darstellung des hl. Michael Ihre Titelseite. Wie sind Sie ausgerechnet darauf gekommen?

Die Aufschrift stammt von der Benediktsmedaille. Der hl. Benedikt kannte sich mit dem Bösen aus. Er wusste: Wenn das Kreuz dein Licht ist, verliert der Drache die Macht über dich. Ich habe das selbst erfahren, als ich mich von der Esoterik und dem Schamanismus abwandte und einfach keine Ruhe bekam. Als ich ein geweihtes Kreuz in die Mitte meiner Wohnung hängte, im Bewusstsein „Christus ist der Herr!“, wurde es ruhiger. Aber erst seit ich mich auf meine bedingungsweise Taufe berufen und Maria bitten kann, wird mein Leben besser.

Ich weiß, dass viele in der katholischen Kirche meinen, es gäbe weder das Böse noch übelwollende Böse. Der Schutz, den sie in ihrer Kirche haben, ist so hoch, dass sie sich scheinbar sehr lange nicht mehr existenziell bedroht gefühlt haben.

Entsprechend hat es gedauert, bis ich jemanden fand, der wusste, wovon ich überhaupt redete und mir weiterhelfen konnte. Was kann jemand wie ich schon mit einem Priester anfangen, der nicht einmal mehr weiß, dass es Engel und Dämonen gibt und mir entweder sagt, mein Weg sei eben besonders, ich müsse jetzt alleine weiter finden, oder meint, mir psychotherapeutische Hilfe anbieten zu müssen - und das war’s?

BW: Sie haben sich an den Erzengel Michael bereits vor Ihrer Konversion zum Katholizismus im Zusammenhang mit Ihrer „esoterischen Arbeit“ gewendet. Ist das nicht eher ungewöhnlich?

Viele von den in ihrer Kirche behüteten Christen ist gar nicht klar, was in esoterischen, schamanischen und neuheidnischen Kreisen passiert. Man sieht sie einerseits als Konkurrenz, andererseits findet man sie chic und meint, man könne sich Elemente aus dem esoterischen Angebot herauspicken und christlich ummodeln. Doch diese Religionen und Philosophien sind dem Christentum diametral entgegengesetzt. Nicht umsonst wird die katholische Kirche am meisten angegriffen, denn all die anderen haben nicht nur keinen persönlichen Gott, sondern auch keinen Gott, der sie liebt und sich so sehr um sie sorgt, dass er sein Leben für sie hingegeben hat. Also genau das, was heute überhaupt nicht mehr „in“ ist.

Jemand, der nicht einmal Kinder bekommen will, weil sie die eigene „spirituelle Entwicklung“ stören, hält natürlich auch vom Dienst am Nächsten nichts. Diese Leute brauchen Hilfe und nicht jemanden, der versucht, sie mit Meditationskursen, Natur-Nachspür-Seminaren und gruppendynamischen Spielchen zu kopieren!
In esoterischen Kreisen „arbeitet“ man durchaus auch mit „der Energie“ der Erzengel. Für Esoteriker ist also auch die Zusammenarbeit mit dem Erzengel Michael nicht ungewöhnlich. Wie viele Katholiken und katholische Priester hätten mir heutzutage den Erzengel Michael freimütig als Schutz anraten können? Man hat ohne Not die Hilfe der Engel, der Heiligen und oft sogar die Hilfe Marias aufgegeben und selbst Jesus wird noch zum netten Rabbi von nebenan erklärt. Damit haben sie aber Menschen, die diesen Schutz dringend benötigen, gleich mit aufgegeben.

BW:Ist es nicht paradox, dass heute so viele Menschen an die Existenz von Engeln, Tiergeistern, aufgestiegenen Meistern, an die Wirkmächtigkeit von Reiki-Energien und Chakren-Balancierung glauben, die katholische Kirche in der seelsorgerischen Praxis aber den Glauben an das Unsichtbare aufzugeben scheint?

Es scheint mir eher so, dass die katholische Kirche ein Stück Realität aufgegeben hat. Auch wenn diese für die meisten unsichtbar ist, so ist sie eben doch vorhanden und allemal fühlbar. Und die Menschen wissen das. Zu wem sollen sie denn gehen, wenn gerade die katholische Kirche sie mit dem Bösen alleine lässt? Keine Beichte mehr, keine Vergebung der Sünden, kein Exorzismus, keine Weihe und Reinigung von Räumen, sondern alles nur noch Psychologie. Das kann man ihnen vielleicht eine Weile erzählen, aber sie stellen ziemlich schnell fest, dass das nicht reicht. Und dann suchen sie eben woanders Hilfe und versuchen, wie ich das getan habe, durch magische Praktiken das eigene Leben in den Griff zu bekommen.

Und man kann sich schon ziemlich lange einbilden, dass Kartenlegen, Pendeln, in der Natur lesen und so weiter einem weiterhelfen. Das führt dann dazu, dass man ohne seine Karten befragt zu haben, schon gar nicht mehr aus dem Haus geht. Es führt zu innerer Unfreiheit und Lebensangst. Wenn man Christus wiederfindet stellt man fest, dass er mit seiner Liebe und Barmherzigkeit da ist wenn man in braucht, aber gerade seine Barmherzigkeit lässt zu, dass Du auch Fehler machen kannst. Er lässt uns nicht alleine kämpfen und weiß, wie schwer wir es haben.

BW: Ein beeindruckendes Zitat aus Ihrem Blog, im Zusammenhang mit Ihrer Bekehrung, lautet: „Ich verstand ..., dass es nicht stimmte, was unser Medium uns beibrachte, nämlich dass wir schwer an uns arbeiten müssten, um uns zu verbessern und dadurch die Welt zu retten. (Ich stellte irgendwann - spät - fest, dass er sich davon ausnahm und auch, dass wir uns nicht selbst erlösen können, schließlich habe ich das 25 Jahre lang versucht.) Hier war eine ganze Kirche mit Maria, Jesus, Heiligen, Engeln und allem Drum und Dran, die schon längst an der Rettung der Welt arbeitete.“ Das klingt dramatisch. Können Sie das erläutern?

Es war dramatisch. In der Esoterik ist es wie auch in den östlichen Religionen so, dass Du dich durch bestimmte Techniken der Meditation und Atmung immer weiter verbessern musst, um schließlich Erlösung zu finden. Es ist ein unglaublicher Stress, Du bist dauernd am ackern und keiner hilft dir letztlich. Es gibt auch nicht wirklich einen Gruppenzusammenhalt, denn jeder ist sich nach dieser Philosophie ja selbst der nächste. Das betrifft genauso den Schamanismus.

BW:In Deutschland hat der Fall Anneliese Michel dazu geführt, dass man Exorzismus eher kritisch betrachtet. Haben Sie sich schon einmal damit beschäftigt? Vielleicht in einem eigenen Artikel für Ihr Blog?

Ja, ich kenne den Fall, habe aber in meinem Blog noch nicht darüber geschrieben. Wenn ich das recht in Erinnerung habe, waren die Exorzisten wohl auch sehr unerfahren. Ich denke, medizinische Kenntnisse sind da wichtig, auch ein guter Psychologe kann nicht schaden, wenn sie überhaupt zu einer Zusammenarbeit bereit sind. Wobei weder Medizinern noch Psychologen in der Regel bewusst ist, dass es sich oft nicht nur um körperliche, seelische oder psychosomatische Krankheiten handelt – das ist das Problem. Es sind, wie ich das sehe, auch bösartige Wesen beteiligt. Dem kommt man mit Therapien und Medikamenten nicht einfach bei. Allerdings halte ich auch zum Beispiel das Familienstellen für problematisch genau wie Reiki. Ich habe das in ähnlicher Form praktiziert. Die Herkunft der Kraft, die man „durch sich fließen lässt“, ist nicht nur zu unklar, sondern auch in sich übergriffig. Das ist nicht das Kennzeichen der Freiheit Jesu Christi.

BW: Wen oder was möchten Sie mit Ihrem Blog erreichen? Haben Sie eine „Mission“ oder schreiben Sie vielmehr, um Ihre Vergangenheit aufzuarbeiten?

Es war nicht so einfach für mich zu entscheiden, meine Erfahrungen in einem Blog zu veröffentlichen. Ich halte es jedoch für wichtig, dass jemand, der so viel von dem, was heute zum Zeitgeist gehört, in seinem eigenen Leben intensiv gelebt hat und zu Christus und seiner Kirche zurückgefunden hat, darüber berichtet. Ich hoffe, dass ich mit der Veröffentlichung meiner Erfahrungen vielleicht einigen Menschen, die noch in diesen Kreisen sind, heraushelfen, und einige Katholiken in dieser Hinsicht „wachküssen“ kann.

nondracositmihidux.blogspot.com

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