Kirche von England: Zerreißprobe wegen Bischöfinnen

13. Juli 2010 in Chronik


Kein Entgegenkommen für Gegner der Frauenordination


York (kath.net/idea)
Die anglikanische „Kirche von England“ steht wegen der geplanten Weihe von Frauen zum Bischofsamt vor einer Zerreißprobe. Äußerst knapp wies die Generalsynode am 10. Juli in York (Nordengland) einen Kompromissvorschlag der beiden Erzbischöfe Rowan Williams (Canterbury) und John Sentamu (York) zurück, der Gegnern der Frauenordination entgegenkommen sollte. Das Konzept einer „geteilten Zuständigkeit“ sah vor, dass einer möglichen Bischöfin in einer Diözese ein Bischof zur Seite gestellt werden sollte, der die theologisch konservativen Gemeinden und Geistlichen betreuen sollte. Zwar wurde der Vorschlag in zwei Kammern der Generalsynode angenommen (im Haus der Bischöfe mit 25 Ja- gegen 15 Nein-Stimmen und im Haus der Laien mit 106 gegen 86 Stimmen), aber im Haus der Geistlichen wurde er mit 90 Nein- gegen 85-Ja-Stimmen zurückgewiesen. Damit ist der Vorschlag durchgefallen.

Die Befürworter der Frauenordination befürchteten, zu Kirchenmitgliedern „zweiter Klasse“ degradiert zu werden. Wie die Zeitung Guardian berichtet, suchen Evangelikale und andere theologisch Konservative Dringlichkeitsgespräche mit den Erzbischöfen, um eine Abwanderung von Gemeinden abzuwenden.

„Rom“ nimmt konservative Anglikaner auf

2006 hatte die Generalsynode beschlossen, kirchenrechtliche Hürden für die Weihe von Bischöfinnen wegzuräumen. Wenn der Beschluss, Bischöfinnen zuzulassen, ratifiziert wird, könnten die ersten Kandidatinnen – Jane Hedges und Lucy Winkett (beide London) – 2012 in ihr Amt eingeführt werden. Der Vatikan hatte im vorigen Jahr eine „Apostolische Konstitution“ veröffentlicht, die es Anglikanern erlaubt, Sonderdiözesen innerhalb der katholischen Kirche bilden. Konservative schätzen, dass mehr als 200 Gemeinden der „Kirche von England“ übertreten könnten. Diese hat etwa 25 Millionen Mitglieder, doch ist die durchschnittliche Zahl der Gottesdienstbesucher unter eine Million gefallen. Die rund 70 Millionen Mitglieder zählende anglikanische Weltgemeinschaft steht auch wegen der Weihe schwuler und lesbischer Bischöfe in der US-amerikanischen Episkopalkirche vor der Spaltung. Williams ist das geistliche Oberhaupt der Anglikaner.


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