Auftrag und Amt nicht beschädigen

21. Juni 2010 in Deutschland


Man darf getrost davon ausgehen, dass die Annahme von Mixas Rücktrittserklärung durch Benedikt XVI. weder leichtfertig noch übereilt erfolgte - Ein Kommentar von Markus Reder / Die Tagespost


Würzburg (kath.net/DieTagespost)
Benedikt XVI. werde Bischof Mixa in den „nächsten Wochen“ empfangen. Es sei jedoch nicht anzunehmen, dass die Entscheidung des Papstes noch einmal geändert werde. Mit dieser Äußerung zur „Causa Mixa“ hat Vatikansprecher Lombardi hinreichend deutlich gemacht: Auch nach dem Gespräch zwischen dem Heiligen Vater und dem zurückgetretenen Augsburger Bischof wird die Entscheidung des Papstes nicht revidiert werden.

Das kann nicht überraschen. Man darf getrost davon ausgehen, dass die Annahme von Mixas Rücktrittserklärung durch Benedikt XVI. weder leichtfertig noch übereilt erfolgte. Gleichwohl hat der frühere Augsburger Oberhirte in dieser Woche mit einem Interview für Aufsehen gesorgt, in dem er seine Sicht der Vorgänge schilderte, die zu seinem Rücktritt geführt haben, und andere Bischöfe sowie Mitarbeiter seiner engsten Umgebung heftig angriff. Sein Rücktritt sei unter enormem Druck erfolgt, weshalb er einen Gang vor den päpstlichen Gerichtshof erwäge, so Mixa. Die Reaktion aus dem Erzbischöflichen Ordinariat München auf Mixas Äußerungen fiel kurz, scharf und andeutungsreich aus. Es sei alles rechtmäßig gelaufen. „Zum Schutz des emeritierten Bischofs sehen wir davon ab, Einzelheiten öffentlich auszubreiten.“ Die bayerischen Bischöfe wünschten Mixa „weiter gute Genesung“. Sein Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik sei ein erster wichtiger Schritt gewesen, sagte der Sprecher des Münchner Ordinariats. Eine Erklärung, die nicht mit den bayerischen Bischöfen abgestimmt war. Was der Tonart wegen für erheblichen Unmut unter den Oberhirten des Freistaats sorgte.

Nun stehen also zwei sich widersprechende Sichtweisen ein und desselben Vorgangs einander gegenüber. Auf der einen Seite ein zurückgetretener Bischof, der sich aus dem Amt gedrängt fühlt und in erster Linie als Opfer wahrnimmt. Auf der anderen die Erzbischöfe Marx und Zollitsch sowie – das beschreibt die „Süddeutsche Zeitung“ zutreffend – die vielen „Stimmen, deren Urheber nicht genannt werden wollen, die Geschichten, Gerüchte, Informationen weitergeben oder andeuten“ (SZ).

Von diesem Agieren aus dem Halbdunkel gibt es in der Kirche leider viel zu viel. In eben diesem Halbdunkel verschwimmen denn auch die tatsächlichen Fehler und Probleme, die Mixas Rücktritt rechtfertigen, mit kirchenpolitischen Intrigen, die es in dieser Angelegenheit ebenfalls gab.

Dass schroffe Anspielungen auf die psychische Verfassung Mixas in dieser Situation geeignet sind, Licht in das Schattenreich der Spekulationen zu bringen, wird man nicht behaupten können. So agiert man ja noch nicht mal in der Politik. Wenn die Dinge so gravierend und eindeutig sind, wie es im Raum steht, muss man sie wohl beim Namen nennen. Sachlich und fair. Damit ließe sich auch vermeiden, dass der „Fall Mixa“ von interessierten Kreisen zum Modell für das Entsorgen unbequemer Kirchenmänner erklärt wird.

Im Übrigen muss die Kirche ungemein aufpassen, dass sie über all den Skandalen und Querelen der jüngsten Zeit mit ihrer eigentlichen Botschaft noch wahr- und ernstgenommen wird und das Bischofsamt nicht noch mehr Schaden nimmt als dies bereits geschehen ist. Voraussetzung dafür ist freilich, dass die Bischöfe selbst Auftrag und Amt wichtiger nehmen als eigenes Ansehen und persönliche Gesichtswahrung. Das gilt für alle Seiten.

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