Stellungnahme zu Mixa nicht mit anderen Bischöfen abgesprochen?

17. Juni 2010 in Deutschland


Kath.Net-Exklusiv: Mehrere bayerische Bischöfe über Marx-Stellungnahme wenig erfreut! "Welt": Neue Vorwürfe, falls Mixa weiter Kritik an Bistumsleitung und Bischöfen Zollitsch und Marx übt – P. Gemmingen: Mixa ist krank


München (kath.net)
Die gestrige umstrittene Erklärung von Bernhard Kellner, dem Sprecher von Erzbischof Reinhard Marx, war nicht mit anderen bayerischen Bistümern abgesprochen. Dies hat Kath.Net aus hochrangigen bayerischen Kirchenkreisen erfahren können. Dem Vernehmen nach sind offensichtlich einige andere Bischöfe aus Bayern über das Statement von Kellner wenig erfreut. Der Pressesprecher von Marx hatte gestern wörtlich zu den Vorwürfen von Mixa gemeint: "Es ist alles rechtmäßig gelaufen. Zum Schutz des emeritierten Bischofs sehen wir davon ab, Einzelheiten öffentlich auszubreiten." Die bayerischen Bischöfe wünschten Mixa "weiter gute Genesung". Sein Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik sei "ein erster wichtiger Schritt" gewesen. In den Medien wurde dies so dargestellt, als ob Kellner für die bayerischen Bischöfe spreche. Auch der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, schloss sich dieser Stellungnahme an: „Wir haben der Münchner Erklärung nichts hinzufügen.“, erklärt Kopp.

Kritik an den Aussagen von Kellner wird am Donnerstag in mehreren Zeitungen geübt. So schreibt Martin Schabenstiel in "Nürnberger Zeitung": "Dass sich Mixa über den päpstlichen Gerichtshof auf den Bischofsstuhl zurückklagen kann, ist unwahrscheinlich. Sicher aber werden dort nun einige Vorgänge untersucht werden, über die man in der Bischofskonferenz am liebsten den Mantel des Schweigens breiten würde. Am ungeheuerlichsten ist dabei der Verdacht, dass die Kirche einen für sie existenzbedrohenden Skandal instrumentalisiert hat, um einen der Ihren loszuwerden: Der haltlose Vorwurf des sexuellen Missbrauchs wurde offenbar wider besseres Wissen aus einem kirchlichen Sekretariat der Staatsanwaltschaft zugespielt. Die bayerische Bischofskonferenz begnügt sich angesichts solcher Vorwürfe mit der kargen Aussage, es sei »alles rechtmäßig gelaufen«. Mehr Sorgfalt verwendet man darauf, genüsslich auf Mixas Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik hinzuweisen und ihm »gute Genesung« zu wünschen. Man muss Mixa nicht mögen, um dieses Verhalten unchristlich zu finden."

Kritik übt auch Albrecht Prinz von Croy in der "Freien Welt": "Wer dachte, im Falle Mixa könnten wir nicht mehr tiefer sinken, sei belehrt: wir sinken ins Bodenlose! ...Der Münchner Erzbischof ist der Meinung, dass sein ehemaliger Amtsbruder (und geweihter Bischof immerdar) reif ist für die Klapsmühle. Mein angeborener (und anerzogener) Respekt vor geweihten Herren hindert mich an weiteren Meinungsäußerungen. Nur so viel: sie mögen uns in Zukunft Belehrungen und Kritik über ander Leuts Benehmen (und Umgang mit Andersdenkenden) ersparen."

In der "Süddeutsche Zeitung" heißt es in einem Kommentar: "Es wäre der Fall Mixa eigentlich ein Fall für eine unabhängige innerkirchliche Verwaltungsgerichtsbarkeit, für einen Richter, der prüft, wie schwer die Vorwürfe wiegen, der Gutachter bestellen kann, die den körperlichen und seelischen Zustand des Bischofs untersuchen. Eine Instanz, in der die Anwälte beider Seiten Argumente und Belege vorbringen. Nur gibt es in der katholischen Kirche keine derart unabhängige Justiz, kein befriedigendes Verfahren, das klären könnte, ob ein Amtsträger noch amtsfähig ist oder nicht."

Im "General-Anzeiger" heißt es zu den jüngsten Entwicklungen: "Man kann es drehen und wenden, wie man will: Mixa hat gefehlt, seine Kritiker sind nicht überzeugend vorgegangen, aber kitten lässt sich der Bruch nicht mehr. Zumal Mixa heute noch die Fehler macht, die er etwa den Erzbischöfen Marx und Zollitsch vorwirft: Über sie zu reden (heißt: sie zu verurteilen) statt mit ihnen. Die christliche Lehre ist die von der Nächstenliebe. Da bleibt in den kommenden Wochen viel zu tun in und um Augsburg herum."

Zu Wort gemeldet hat sich am Donnerstag wieder einmal P. Eberhard von Gemmingen, der frühere Redaktionsleiter von Radio Vatikan. Dieser meinte im ZDF-„Morgenmagazin“: „Bischof Mixa müsste zur Wirklichkeit zurückfinden. Er ist auch ein kranker Mann, und deswegen ist es eigentlich blöde, wenn man so viel Lärm um ihn macht.“ Mixa habe in zwei verschiedenen Welten gelebt, sagte von Gemmingen. „Er hat einen Wirklichkeitsverlust, und darüber muss er hinweg. Es ist schwer für ihn. Er bräuchte jetzt vor allem Freunde, die ihn an der Hand nehmen und sagen, so geht es nicht.“ Von Gemmingen zeigte sich gleichzeitig überzeugt, dass der Vatikan Mixa nicht auf den Bischofsstuhl zurückkehren lasse: „Er muss weg.“

Gernot Facius spricht am Donnerstag in der "Welt" davon, dass die Rede umgehe, dass noch einiges an Vorwürfen nachgeschoben werden soll, falls Mixa mit weiterer Kritik an Bistumsleitung und den Erzbischöfen Zollitsch und Marx fortfährt. Schon vor Wochen wurden gezielt Gerüchte über eine zu große Nähe zu Priesterseminaristen und eine Alkoholabhängigkeit des früheren Augsburger Oberhirten und ehemaligen Militärbischofs gestreut, bislang allerdings ohne Nachweise.


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