Atheisten packt 'blankes Entsetzen' über Kandidat Wulff

11. Juni 2010 in Deutschland


Konfessionslose attackieren CDU-Politiker wegen Kontakten zu Evangelikalen


Hannover (kath.net/idea)
Wegen seiner Kontakte zu Evangelikalen gerät Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) bei Atheisten unter Druck. Er wäre als Bundespräsident „nicht akzeptabel“, schreiben führende Konfessionslose und Atheisten im Internetmagazin wissenrockt.de. Vor allem stoßen sie sich daran, dass der 50-jährige Katholik dem Kuratorium des Evangelisationswerks ProChrist (Kassel) angehört. Wulff ist Kandidat von Union und FDP für die Bundespräsidentenwahl am 30. Juni in Berlin. Er tritt gegen den DDR-Bürgerrechtler und früheren Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde, Pfarrer Joachim Gauck, an, der von SPD und Grünen aufgestellt wurde. Für die Links-Partei bewirbt sich die frühere Chefredakteurin des Hessischen Rundfunks, die Bundestagsabgeordnete Lukrezia Jochimsen (74), um die Nachfolge des am 31. Mai überraschend zurückgetretenen Bundespräsidenten Horst Köhler.

„Religiöse Wahnideen“

Unter Konfessionslosen und Atheisten rege sich „blankes Entsetzen“ über Wulffs Kandidatur, schreibt der Vorstandssprecher der atheistischen Giordano-Bruno-Stiftung, Michael Schmidt-Salomon (Beßlich bei Trier). Ein Bundespräsident, „der Gruppierungen unterstützt, die aufgrund religiöser Wahnideen die Evolutionstheorie leugnen und Schwulenhetze betreiben“, sei untragbar. Der zweite Vorsitzende des Internationalen Bundes der Konfessionslosen und Atheisten, Rudolf Ladwig (Hagen) befindet, dass hinter Wulffs „bieder-leutseligen Schwiegersohn-Fassade“ ein „Unterstützer knallharter evangelikaler Missionare“ stecke.

Nach Ansicht von Prof. Frieder Otto Wolf, Präsident des Humanistischen Verbands Deutschlands (Berlin), lässt Wulff ein klares Bekenntnis zur verfassungsmäßigen Trennung von Staat und Kirche vermissen. Da wäre Pfarrer Gauck noch eher akzeptabel, wenn er seine Vergangenheit als Geistlicher hinter sich ließe, so Wolf.

„Erbärmliches“ Politik-Niveau

Für Schmidt-Salomon ist es „erbärmlich“ für das intellektuelle Niveau der Politik, wenn man die Wahl zwischen einem protestantischen Pfarrer und einem bibeltreuen Christdemokraten habe. Auch der scheidende Bundespräsident Horst Köhler habe sich bei vielen Religions- und Konfessionslosen unbeliebt gemacht. So habe der Protestant die Bibel als das wichtigste Buch, das er kenne, empfohlen. Mit den Worten „Kämpfen Sie um jeden Einzelnen“ habe Köhler noch kurz vor seinem Rücktritt die Kirchen aufgefordert, sich verstärkt der religiösen Überzeugungsarbeit zu widmen.


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