Kirche verzichtet auf Eigentumsansprüche an Prager Veitsdom

25. Mai 2010 in Chronik


Seit Gründung der Tschechischen Republik hatte es Auseinandersetzungen gegeben, wer rechtmäßiger Eigentümer des wichtigsten böhmischen Gotteshauses ist.


Prag (kath.net/KNA) Der Streit zwischen dem tschechischen Staat und der katholischen Kirche um den Prager Veitsdom ist offiziell beigelegt. Staatspräsident Vaclav Klaus und Erzbischof Dominik Duka unterzeichneten am Montagnachmittag eine Erklärung, in der die Kirche auf ihre Eigentumsansprüche verzichtet. Seit Gründung der Tschechischen Republik hatte es Auseinandersetzungen gegeben, wer rechtmäßiger Eigentümer des wichtigsten böhmischen Gotteshauses ist.

Der Veitsdom war in den 1950er Jahren von der damaligen kommunistischen Führung des Landes «nationalisiert» worden. Die katholische Kirche und der tschechische Staat hatten seit fast zwei Jahrzehnten um die Kathedrale prozessiert, deren Bau unter Kaiser Karl IV. begonnen wurde. Die jüngste Gerichtsentscheidung hatte den Dom erneut dem Staat zugesprochen. Kritiker waren der Meinung, dass damit der Raub der Kathedrale unter dem kommunistischen Regime legitimiert würde. Dukas Vorgänger auf dem Stuhl des Prager Erzbischofs, Kardinal Miloslav Vlk, hatte dagegen Verfassungsbeschwerde eingelegt und wollte gegebenenfalls vor dem Europäischen Menschenrechtsgerichtshof ziehen.

Mit der jetzigen Einigung wurden die juristischen Streitigkeiten für beendet erklärt. Sie hätten die Beziehungen zwischen dem Staat und der Kirche «unproduktiv und lange belastet», betonte Präsident Klaus. Künftig wollten Staat und Kirche gemeinsam für die Kathedrale als «nationales Symbol» Verantwortung tragen. Die Kirche kann der Festlegung zufolge die Kathedrale für ihre geistlichen Aufgaben nutzen; der Staat werde die Voraussetzungen dafür garantieren.

Die Einigung über die Kathedrale kam gut einen Monat nach der Amtseinführung Dukas zustande. Duka und Klaus unterhalten sei langem freundschaftliche Beziehungen. Klaus äußerte die Hoffnung, dass die Lösung des Konflikts inspirierend sein könne, um auch andere offene Fragen zwischen Staat und Kirche einvernehmlich zu lösen.

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