Graz: Bischof Kapellari erstmals im Chatraum seiner Diözese

in Jugend


Er nahm Stellung zu Politik, Rolle der Frau, Priestertum, Kriegsgefahr, 'Priesterinnenweihe', seinem Lieblingsdichter und auch zu kath.net.


Graz (www.kath.net)
Woher kommt eigentlich der Name "Kapellari"? Und wie ist die Rolle der Frauin der Kirche? Viele verschiedene Fragen musste der Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari amMittwoch am Abend im Chatroom seiner Diözese beantworten. Es war der erste Chat mit dem GrazerOberhirten auf der diözesanen Website. Sein Name komme aus dem Italienischen und sei einZünftename, so wie Tischler oder Müller, er heiße auf Deutsch "Hutmacher", antworteteKapellari auf die Frage nach der Herkunft seines Namens. Auf eine Anfrage von "eho" in Zusammenhangmit "Politik und Parteien" meinte Kapellari: "Die Kirche hat Respekt vor allen politischenKräften im Lande und möchte mit allen zum Wohl der ganzen Gesellschaft zusammenarbeiten."

Verena stellt die Frage nach der Rolle der Frau in der Kirche. Der GrazerBischof dazu:"Man kann in der katholischen und orthodoxen Kirche als Frau vieleVerantwortungen übernehmen, und wir sind den Frauen ungemein dankbar dafür, dass sie dieKirche so stark mittragen. Weil aber die zwölf Apostel Jesu Männer waren und das Bischofsamtals Nachfolge der Apostel verstanden wird, können in unserer Kirche nur Männer Bischöfewerden."

Auf die Frage von Laurel, ob Kapellari als Priester und Bischof inseinem Beruf glücklich sei, meinte der Grazer Bischof: "Ja, ich bin als Priester und als Bischofmit diesem Beruf immer glücklich gewesen, er ist schwer und auch schön, weil dasSchöne in der Welt immer schwierig ist." Zur Frage von "finch00", wann derBischof erstmals an den Priesterberuf gedacht habe, meinte Kapellari: "Ich habe zum ersten Malmit 20 Jahren gedacht, jetzt werde ich Priester; ans Bischof-Werden habe ich nicht gedachtund nie danach gestrebt, man wird dazu vom Papst berufen"

Einer der Chatter stellte die Anfrage, was Kapellari von der Umstruktierungin der Priesterausbildung der Erzdiözese Wien hält. Kapellari wörtlich: "Es istSache jedes Diözesanbischofs, sein Seminar so zu organisieren, wie er es für richtigfindet, in Übereinstimmung mit den allgemeinen Rahmenbedingungen der Kirche. Das WienerModell ist kein Ende des Priesterseminars, sondern nur eine Teilveränderung,entsprechend einem Vorbild, das in Paris schon lange praktiziert wird." Zur Frage nach einem möglichenAtomkrieg zwischen Pakistan und Indien meinte der Bischof: "Ich kann nur hoffen und beten, dassbei den Politikern in beiden Staaten und bei den treibenden Kräften der öffentlichen Meinungdort die Vernunft siegt, um eine Katastrophe zu verhindern, die über beide Länder weithinausreichen würde."

"Wo lässt der Bischof seine Seele baumeln und wer sind die Lieblingsdichterdes Bischofs?" fragte Laurel. Kapellari dazu: "Das Wort vom Baumeln derSeele liebe ichnicht sehr, eher möchte ich sagen, dass ich durch Beten und Betrachten derNatur Erholung und immer neue Kraft finde, einen Lieblingsdichter habe ichnicht, so wie ich auch außer der Bibel kein Lieblingsbuch habe, aber Bücherund Dichter sind mir sehr wichtig."

Was hält Kapellari von der katholischen Webzeitung "kath.net", fragte einChatter. Der Bischof: "kath.net halte ich für eine lobenswerte, von viel Idealismus getrageneInitiative junger Katholiken." Auf die Frage von "Pretti", wann es den ersten verheiratenkatholischen Pfarrer geben wird, meinte Kapellari: "In der röm-kath. Kirche ist jeder Priesterzum Zölibat verpflichtet; in der griech-kath. Kirche, die mit Rom ebenfallsverbunden ist, können Priester, nicht aber Bischöfe verheiratet sein. Diese Ordnung kann von einerTeilkirche nicht eigenmächtig verändert werden." Zur Frage von "ehi", ob auch Steirerinnenbei der geplanten "Priesterinnenweihe" in Oberösterreich dabei sein werden, meinte Kapellari:"Ich habe keineNachrichten darüber, eine solche Eigenmächtigkeit wäre aber ohnediesungültig und es würde auf ihr kein Segen ruhen."

"Warum spielen heute so viele Nebensächlichkeiten in der christlichen Lehreeine so große Rolle und das eigentlich Jesuanische kommt zu kurz?", fragte "pretti". Kapellari:"Über das, was in der Kirche nebensächlich sein soll, gibt es bekanntlich ganz gegensätzlicheMeinungen. Das Gesamtbewusstsein der Kirche und des Lehramtes in ihrer Mitte sollten wirjedenfalls als mehr vom Heiligen Geist erfüllt ansehen, als gegenteiligeWünsche von Gruppen oder einzelnen Katholiken. Jesus hat zum Apostelkollegium gesagt, wer euchhört, hört mich."


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