Vatikan weist Vorwürfe des ‚Stern’ gegen den Papst zurück

7. April 2010 in Weltkirche


Neue Vertuschungsvorwürfe, diesmal in der Causa des Legionäre Christi-Gründers, nennt Papstsprecher Lombardi paradox: Gerade Kardinal Ratzinger habe die Untersuchungen gegen Pater Maciel vorangetrieben.


Vatikanstadt (kath.net/KNA) Vatikansprecher Federico Lombardi hat vom Magazin «Stern» erhobene Vertuschungsvorwürfe gegen Papst Benedikt XVI. im Zusammenhang mit den «Legionären Christi» als paradox zurückgewiesen.

Es sei gerade das Verdienst des damaligen Glaubenspräfekten Joseph Ratzinger, die Untersuchungen gegen den Gründer der Gemeinschaft, Marcial Maciel Degollado (1920-2008), vorangetrieben zu haben, erklärte Lombardi am Mittwoch auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Ratzingers Nachdruck sei auch zu verdanken, dass Maciels Schuld «mit Sicherheit festgestellt» worden sei. «Es ist paradox und für informierte Personen lächerlich, Kardinal Ratzinger irgendein Decken oder Vertuschen zu unterstellen», so der Vatikansprecher.

Das Hamburger Magazin schildert in seiner am Donnerstag erscheinenden Ausgabe den Fall Maciel als angeblichen neuen Missbrauchsskandal für den Vatikan. Die Kirchenleitung habe über Jahre hinweg sämtliche Untersuchungen zu den Missbrauchsvorwürfen gegen den mexikanischen Geistlichen abgeblockt. Ein Verfahren gegen Maciel sei von der Glaubenskongregation unter Ratzinger eingestellt worden.

Tatsache ist, dass Ratzinger als Kongregationspräfekt kirchenrechtliche Ermittlungen gegen den Gründer der «Legionäre» einleitete, nachdem schwere Vorwürfe wegen sexueller Vergehen an Seminaristen laut geworden waren.

Nach dem Pontifikatswechsel 2005 führte Ratzingers Nachfolger Kardinal William Levada die Untersuchungen weiter. Mit Rücksicht auf das hohe Alter und den Gesundheitszustand des 86-jährigen Angeklagten erlegte der Vatikan im Mai 2006 Maciel ein Leben in Zurückgezogenheit und Buße auf und verbot ihm die öffentliche Ausübung seines Priesteramts.

Maciel starb im Januar 2008. Der Generalobere der «Legionäre», Alvaro Corcuera, bat im November 2009 die Opfer Maciels offiziell um Entschuldigung.

Nach Maciels Tod gab es neue Beschuldigungen, denen zufolge der Ordensgründer mehrere Kinder hatte. Zugleich richtete der Vatikan einen Ausschuss ein, der sich mit dem augenblicklichen Zustand der Gemeinschaft von rund 2.300 Mitgliedern befassen sollte.

Der operative Teil dieser so genannten Visitation ist seit März abgeschlossen; die Auswertung der Berichte wird nach Auskunft des Ordens mehrere Monate in Anspruch nehmen. Ende April ist ein Treffen der Kommissionsmitglieder geplant. Dass dabei, wie der «Stern» behauptet, ein Abschlussbericht veröffentlicht werden soll, gilt im Vatikan als unwahrscheinlich.

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