Erneut Rücktritt von Erzbischof Fisichella gefordert

9. März 2010 in Aktuelles


Professor Josef Seifert, ein weiteres Mitglied der renommierten Päpstlichen Akademie für das Leben (PAV), hat sich in einem offenen Brief für den Rücktritt des Präsidenten der PAV, Erzbischof Rino Fisichella, ausgesprochen.


Rom (kath.net/LifeSiteNews.com)
Professor Josef Seifert, der die Philosophische Akademie in Liechtenstein mitbegründet hat und seit einigen Jahren an der Päpstlichen katholischen Universität von Santiago de Chile lehrt, hat auf Nachfrage von LSN erklärt, dass er im vollen Einverständnis mit den fünf Unterzeichnern der öffentlichen Stellungnahme ist, die LSN am 17. Februar veröffentlicht hat. In dieser Stellungnahme hatten fünf Mitglieder der Akademie ihren Präsidenten, Erzbischof Rino Fisichella, scharf kritisiert, weil dieser in einem Artikel die Abtreibung von Zwillingen bei einem neunjährigen Mädchen in Brasilien geduldet hatte.

„In meinen Augen ist Monsignore Fisichella, ungeachtet einer Entscheidung, die nur der Autorität des Papstes zusteht, als Präsident der PAV absolut nicht geeignet“, schreibt Seifert in einem offenen Brief.

Der einzige Aspekt, mit dem Seifert in der öffentlichen Stellungnahme nicht übereinstimmt, ist der Vorschlag der Unterzeichner, Erzbischof Fisichella in einem anderen Bereich der Kirche unterzubringen. Auch wenn Fisichella „ein brillanter Kopf“ sei, eine „großartige Ausbildung“ genossen habe und auch ein „außergewöhnliches linguistisches Talent“ besitze, würde, nach Ansicht Seiferts, seine Haltung in Bezug auf die Abtreibung es „unmöglich machen, ihn zum Bischof einer Diözese zu ernennen, geschweige denn einer Diözese, die mit einem Kardinalshut verbunden ist.“

„Nur ein unerschütterliches und mutiges Bekenntnis zur Fülle der katholischen Lehre kann eine Person für einen so einflussreichen und verantwortlichen Posten für die Herde, für die Christus sein Leben gegeben hat, qualifizieren.“

Während er auf die Eröffnung der Plenarversammlung der PAV im Februar in Rom wartete, habe Seifert noch gehofft, in der Plenarversammlung werde eine Lösung „in Frieden und in der Wahrheit“ gefunden werden. Er habe ein Dokument vorbereitet, in dem er die Lehre der Kirche erneut dargestellt habe und Erzbischof Fisichella aufgefordert, dieses Dokument zu unterzeichnen. Dieses Dokument sollte „alle unsere Differenzen beilegen und wahrhafte Ruhe und Ordnung wiederherstellen“. Dann sollte es dem Papst unterbreitet werden. Der Text habe auch eine Erneuerung des Schwurs beinhaltet, den alle Mitglieder der Akademie für das Leben leisten müssen, um zu zeigen, dass sie bereit sind, die katholische Lehre zu verteidigen. „Ich zeigte diesen Text Monsignor Fisichella, bevor ich ihn an alle anderen austeilen wollte. Aber er lehnte ihn ab.“

In Anbetracht von Fisichellas Antwort auf die Kritik der PAV Mitglieder und seiner Stellungnahme in den Medien, meint Seifert, müsse man befürchten, Fisichella werde seine Haltung, die er in seinem Artikel dargestellt hatte, nicht ändern. Er würde seine Rechtfertigung der Abtreibung „nicht einmal privat bereuen“, was „ungeheure schädliche Konsequenzen“ mit sich bringe.

Seifert analysiert in seinem Schreiben noch einmal den Artikel, den Erzbischof Fisichella vor einem Jahr im „L’Osservatore Romano“ veröffentlicht hat und meint, dass er darin behauptete, die Abtreibung sei unter diesen Umständen sogar „ein guter Akt“. Mit dieser Meinung vertrete der Erzbischof eine Ethik des „Proportionalismus“ oder des „Konsequenzialismus“, also „utilitaristische ethische Theorien, die im Gegensatz zum absoluten moralischen Gesetz stehen, das der katholischen Moraltheologie zugrunde liegt.“

Diese Ideen seien „in Übereinstimmung“ mit denen jener katholischer Theologen, die sich von der katholischen Morallehre entfernt haben, vor allem seitdem sie sich gegen die Enzyklika Humanae Vitae von Papst Paul VI. gewendet hatten.

In der Tat hatte die internationale Presse den Artikel im „L'Osservatore Romano“ als ein Beispiel dafür zitiert, dass der Vatikan auf seiner höchsten Ebene Abstand nimmt von einer Verurteilung der Abtreibung in allen Umständen. Die Washington Post titelte unter anderen: „Vatikan-Vertreter verteidigt Abtreibung bei einem Kind“.

Auch wenn Professor Seifert nicht unter den fünf Unterzeichnern der öffentlichen Stellungnahme vom 17. Februar war, meint er jetzt: „Es schien mir recht und notwendig, nicht weiter über eine extrem wichtige doktrinäre Frage zu schweigen, auch nicht gegenüber den Medien, eine Frage, die das Leben vieler ungeborener Kinder und Seelen in Gefahr bringt und enorme praktische, ethische und spirituelle Konsequenzen hat.“ Seiner Ansicht nach seien „die Medien schlecht informiert worden über das Treffen unserer Versammlung. Ich dachte mir daher, die Zeit des Schweigens ist vorbei.“

Weiters fügte er hinzu: „Wenn ich Bischof wäre und der brillanteste und intelligenteste Seminarist der Welt mich bitten würde, ihn zum Priester zu weihen, würde ich ihn nie zum Priester weihen, wenn er solch eine Ansicht über die Abtreibung vertreten würde, und wenn ich es täte, würde ich um die Rettung meiner Seele fürchten.“

Seifert bestritt, dass er und die anderen Mitglieder der PAV eine „böse Absicht“ gegen Fisichella hegen, sondern meinte, dass er täglich für ihn bete, und diese Kritik „mit einem blutenden Herz“ geschrieben habe, „nicht mit einem fanatischen Interesse für Kämpfe und interne Auseinandersetzungen.“

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