Im innersten Kern lebt die Sehnsucht nach dem Ewigen

28. Februar 2010 in Schweiz


Der jugendliche Daniel ließ sich selbst in einer feindlichen Umwelt nicht von den Grundsätzen seiner Religion abbringen. Hirtenbrief für die Jugend zur Fastenzeit 2010 von Vitus Huonder, Bischof von Chur.


Chur (kath.net/Bistum Chur)
Brüder und Schwestern im Herrn, die Jugend, ihr Glaube, ihre Zukunft, ihr ewiges Heil muss uns ganz besonders am Herzen liegen. Dabei dürfen wir davon ausgehen, dass im innersten Kern auch des jungen Menschen die Sehnsucht nach dem Ewigen und nach Gott lebt und wirkt.

Ein Vorbild für die Jugend ist die biblische Gestalt Daniels. Daniel gehört zu den jungen Männern, welche nach Babylon in das Land Schinar verschleppt und am Hof des Königs in Dienst genommen wurden.

Beeindruckend ist die religiöse Haltung Daniels. Wir lesen im gleichnamigen Buch (Dan 1, 8): Daniel war entschlossen, sich nicht mit den Speisen und dem Wein der königlichen Tafel unrein zu machen, und er bat den Oberkämmerer darum, sich nicht unrein machen zu müssen. Was bedeutet dieser Hinweis? Wie ist diese Bemerkung zu verstehen?

Sie bringt zum Ausdruck, dass der jugendliche Daniel seinem Glauben treu bleiben wollte. Er ließ sich selbst in einer feindlichen Umwelt nicht von den Grundsätzen seiner Religion abbringen. Hier haben wir ein Beispiel, wie schon Jugendliche im Glauben an Gott gefestigt sein können und gegen den Strom zu schwimmen vermögen.

Es stellt sich daher die Frage, wie Jugendliche so in der Beziehung zu Gott gestärkt werden, dass sie treu zu ihrem Glauben stehen und sich durch nichts davon abbringen lassen.

Aus der Geschichte Daniels und seiner Gefährten lässt sich ein wichtiger Schluss für uns alle ziehen, nämlich: Die Gestalt der Welt von morgen ist kein Zufall und kein Schicksal. Sie ist auch das Ergebnis dessen, wie wir unsere Kinder erzogen und unsere Jugendlichen gebildet haben. Sie ist das Ergebnis dessen, was wir den jungen Menschen mit auf den Weg gegeben haben.

Können sie daraus Sinnvolles gestalten und Sinn in ihr Leben hineinlegen? Können sie auch in einer Welt durchhalten, die dem christlichen Glauben und seinen Werten oft genug gleichgültig oder ablehnend gegenüber steht? Können sie überlegen über den Leidenschaften und Lastern ihrer Umgebung stehen?

Das ist die entscheidende Frage. Erziehung und Bildung muss den jungen Menschen den Lebenssinn erschließen können und Lebenshalt vermitteln. Das ist mehr als Fachwissen und Umgang mit den Ressourcen dieser Welt. Herzensbildung ist mehr als die Vermittlung von technischem Können und einer ausgeklügelten Nutzung der Welt und ihrer Güter.

Bei Daniel und seinen Gefährten steht fest, dass sie durch ihre Glaubenstradition, im jüdischen Umfeld ganz besonders unter der starken Leitung des Vaters, jene Hilfe empfangen durften, die sie im Glauben festigte. Eben hat uns der Apostel Paulus ein sinnstiftendes Wort gesagt: Wer mit dem Herzen glaubt und mit dem Mund bekennt, wird Gerechtigkeit und Heil erlangen (Röm 10,10).

Der Glaube ist für uns Menschen heilsbedeutsam. Denn nicht nur vom Brot allein lebt er, wie es Jesus sagt (Lk 4,4). Er lebt von der Beziehung zu Gott, von der Beziehung zum Sohn Gottes, zu Jesus. Indem er sich Gott zuwendet und den Namen des Herrn anruft, wird er gerettet (Röm 10,13).

Es muss uns ein Herzensanliegen sein, die sinnstiftende Kraft des Glaubens, des Glaubens an Jesus Christus - den Daniel des Neuen Bundes -, weiter zu schenken und vor allem unseren Kindern und Jugendlichen zu vermitteln.

Eine wichtige Grundlage für deren Vermittlung ist der Katechismus der Katholischen Kirche. Auf seiner Grundlage sollen kinder- und jugendgerechte Katechesen erarbeitet werden.

Der Glaube ist mit Werten verbunden. Er weist auf das Wertvolle hin und macht, zu unserem Schutz, auf das Schädliche und Böse aufmerksam. Das Wertvolle kennt viele Namen: Das Leben Gottes, das Gebet, die Gebote Gottes, die Gottes- und Nächstenliebe, die Sakramente, die Gnade, das Heil, das ewige Leben.

Das steht der Sünde, dem Unheil, dem Laster, dem Verderben gegenüber. Es ist wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen eine klare Wertevermittlung empfangen. Wir dürfen diesbezüglich nicht in einer Grauzone stehen bleiben. Wir dürfen ihnen die Grundsätze unseres Glaubens nicht vorenthalten.

Ich möchte allen, die Jugendliche begleiten und führen, Mut machen, den eindeutigen ethischen Werten unseres Glaubens Priorität einzuräumen. Ich bitte anderseits die Pfarreien, der Jugend eine Heimat zu geben und auch die nötigen materiellen Mittel dafür großzügig zur Verfügung zu stellen.

In diesem Zusammenhang möchte ich auf die Bedeutung der so genannten Welt-Jugend-Tage und ihrer Organisation aufmerksam machen. Jugendliche brauchen für die Festigung ihres Glaubens eine Umgebung. Sie brauchen die Möglichkeit, ihren Glauben in einer Gemeinschaft zu entfalten. Eine solche Möglichkeit bietet eben die Organisation Welt-Jugend-Tage.

Eigens mache ich auf den Welt-Jugend-Tag vom 15. bis 20. August 2011 in Madrid aufmerksam. Seien wir besorgt, dass aus unseren Pfarreien zahlreiche Jugendliche durch eine intensive Vorbereitung daran teilnehmen können.

Liebe Jugendliche, ich möchte Euch sagen, dass Euer Leben wertvoll ist. Es ist einmalig. Deshalb tragt Eurem Leben Sorge. Denkt daran: Das Leben ist ein Geschenk Gottes. Ihr könnt es für Gott und zu Eurem ewigen Heil einsetzen. Ihr könnt es aber auch vertun und zerstören.

Von Euch hängt es ab, was aus Euch wird, was Ihr morgen seid, was Eure Zukunft ist, was zu Eurem ewigen Heil beiträgt. Der Glaube an Jesus Christus hilft Euch dabei, einer guten, glücklichen Zeit entgegen zu gehen und dem Plan, den Gott mit Euch hat, ganz zu entsprechen.

Jesus hat den Bösen überwunden. Das haben wir eben im Evangelium gehört. Das ist auch für Euch eine frohe Botschaft. In Jesus habt auch Ihr den Bösen besiegt (1 Joh 2,12-14). Ihr braucht keine Angst zu haben. Selbst in schweren Stunden ist der Herr wie ein guter Freund bei Euch und lässt Euch nicht fallen. Weist ihn nicht zurück! Bleibt in seiner Freundschaft.

Mein erstes und zweites Hirtenschreiben zur Fastenzeit 2008 und 2009 habe ich eigens den Sakramenten der heiligen Eucharistie und der heiligen Beichte gewidmet. Denn mit diesen zwei Sakramenten will uns Jesus auf unserem Lebensweg ständig begleiten. Sie sind daher eine Hilfe in unserem Alltag.

Vor allem möchte ich Euch auf die Sakramente aufmerksam machen. Wenn Ihr sie nicht kennt, lasst Euch durch einen Priester in sie einführen. Sie sind Gaben von Jesus. Sie sind für Euch die wertvollste Hilfe auf dem Weg durch diese Welt.

Ich habe am Anfang dieses Briefes auf Daniel hingewiesen, auf eine für Euch faszinierende Gestalt! Daniel ist in der Churer Kathedrale, im Kapitell der ersten Chorsäule, auf der rechten Seite, dargestellt. Er sitzt souverän zwischen zwei Löwen. Mit beiden Händen umarmt er sie. Die eine Hand befindet sich sogar im Rachen eines der beiden Tiere.

Dem Künstler ist es gelungen, zum Ausdruck zu bringen, dass der im Glauben gefestigte und von Gott behütete und geleitete junge Mensch allen Gefahren des Lebens zu begegnen vermag. Angesichts seines Glaubens werden selbst gefährliche Wesen zahm.

Ja, Daniel ist ein Vorbild für Euch Jugendliche. Er macht Euch Mut. Er gibt Euch einen Denkanstoß. Er sagt: Siehe, was du mit Gott zusammen und auf Gott bauend kannst und vermagst. In der Gestalt Daniels wie auch in vielen jugendlichen Heiligen der Kirche könnt Ihr einen starken Glauben entdecken, den Mut zum Zeugnis für den Herrn bewundern und Euch diesen Mut auch zulegen. (Es sei hier an die jugendlichen Heiligen Gemma Galgani, Maria Goretti, Francisco Marto, Jacinta Marto, Theresia von Lisieux und Domenico Savio erinnert. Es gibt auch eine ganze Anzahl Seliger, auf die Jugendliche blicken können, wie zum Beispiel auf Marcel Callo.)

Ich wünsche Euch, dass Ihr die Bedeutung des Glaubens für Euer Glück entdeckt, darin Kraft und Sinn findet, und dass Euer Leben gelinge - für das Heute und Morgen, aber auch für die Ewigkeit. Ich danke allen, die sich für die gute Zukunft der Jugend einsetzen und ihnen das geistige Brot reichen. Für alle erbitte ich Gottes Segen und Gnade und den Beistand der Gottesmutter Maria.

Euer Bischof
+ Vitus


Foto: (c) kath.net


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