Ich bin kein Single, das möchte ich noch sagen ...

15. Februar 2010 in Deutschland


... ich hab mich gebunden und bin nicht mehr zu haben - Eine ungewöhnliche Faschingspredigt zum Zölibat im Jahr der Priester von Pfarrer Rupert Ebbers / Kempten / Allgäu


Kempten (kath.net)
Kath.Net dokumentiert mit freundlicher Genehmigung von Pfarrer Ebbers die Faschingspredigt vom vergangenen Sonntag:

Liebe Kinder und Jugendliche, liebe Schwestern und Brüder, nicht nur an Weihnachten heißt´s: „Alle Jahre wieder..“

Auch ist der Sonntag vor Beginn der Fastenzeit für die etwas andere Predigt bekannt und bereit.

Die Gläubigen hören dann noch viel aufmerksamer zu Und der Pfarrer kann schwätzen eine viertel Stunde im Nu.

Sagt der Herr Jesus heute nicht gerade sacht: „Weh euch, ihr lieben Leute, die ihr jetzt lacht..!“

Hält Jesus nichts vom gut katholischen Humor? Oder schiebt er dem heiteren Frohsinn einen Riegel vor?

Wenn unser Lachen schmeckt seicht und fad, wenn wir auf Kosten anderer lachen, ja in der Tat,

dann wird so ein Lachen uns nicht zum Segen! Doch „Freut euch und jauchzt“ ruft uns Jesus entgegen,

wenn wir schreiten voran zu des Himmels Schar, dort wird unsere Freude endgültig und wahr!

Drum greife ich heute ein Thema auf, das uns will begleiten auf unserem Himmelslauf.

Ein ganzes Jahr lang sollen wir es bedenken, darum wollte der Papst uns ein „Jahr der Priester“ schenken.

Priester werden – das ist heute nicht gerade der Rann, zu wenige ergreifen das Ziel. Wer das verstehen kann?

Die Leute meinen, sie wüssten den Grund: „die Priester sollen heiraten“, heißt es in aller Mund.

Doch da, meine Lieben, da täuscht ihr euch schwer. Drum verrate ich euch heute, warum ich den Zölibat schätze so sehr.

Der Mann, der tut seinem Weibe anhangen, der muss immer neu um ihre Treue bangen.

Schon deshalb sieht ein jeder ein, dass meine Lebensform muss leichter sein! Doch war das nicht der Grund meiner Wahl: mir zu ersparen vieler Eheleute Qual.

Sagte doch früher im Seminar unser Kardinal: Der Ehemann verzichtet auf 999 Frauen an der Zahl,

und die Priester widerstehen ganzen 1000 Frauen, was macht der Unterschied? Sollen wir uns das nicht zutrauen?

Doch spürte ich nie die Lust, ein großes Opfer zu bringen, denn auch Eheleute müssen verzichten, kämpfen und ringen.

Der Opfergeist, der ist kein gutes Motiv, da steht das Lebenshaus bald wacklig und schief.

Schon sehr jung war mir eigentlich eines klar: Ich wollte eine Familie mit einer großen Kinderschar!

Die Frauen, die von mir damals erhielten eine flüchtigen Kuss, die hörten meinen Wunsch nach Kindersegen – und machten dann Schluss..

So machte ich mir so meine Gedanken, ob der Zölibat wirklich jede Fruchtbarkeit hält in Schranken,

oder ob nicht auch der Dienst für Gottes Reich kommt einer geistlichen Vaterschaft gleich.

Auch hat mich beeindruckt das Wort des Konzils, das die Frage des zölibatären Lebensstils

macht fest an der beständigen Bitt im Gebet, damit das Glück des Zölibatären fällt und steht.

So habe ich´s versucht und jahrelang viel gekniet, bis eines Tages für mich das lang ersehnte Wunder geschieht:

Gott flüsterte mir zart und leise, verständlich und klar Ins Ohr: „werde Priester! Verschenke Dich ganz und gar

Als Mensch, als Mann, so wie du bist, und meine Gnade Dir täglich Kraft und Stütze ist.“

Jeder Stand hat seine Plage,
auch das Zölibat – das ist keine Frage.

Doch hört, was uns Jesus mehrmals im Evangelium sagt: wer um seinetwillen die jungfräuliche Nachfolge wagt,

dem wird er hundertfach vergelten. Und unterdes: „Wer es fassen kann, der fasse es“,

dann spürt, wer näher hin schaut, ganz genau: ein Geheimnis nennt Paulus die Liebe von Mann und Frau!

Als Geheimnis sieht Christus die gottgeweihte Ehelosigkeit! Ein Geheimnis zu wahren, zu achten – vermag das noch unsere Zeit?

Nach 22 Jahren komme ich zu dem bescheidenen Schluss: Der Zölibat bringt mir mehr Freude als Verdruss!

Es ist schon manchmal kaum zu glauben: Ob wir Zölibatären denn alle verstauben?

Oder haben wir alle eine psychische Störung? Warum sorgt der Zölibat immer neu für Empörung?

Und ist es heute in den Medien anscheinend erlaubt, zu behaupten: Enthaltsamkeit macht kriminell; und manch einer das glaubt,

dann haben wir hier nicht nur eine unschöne Situation, dann ist das Diffamierung; die hatten wir in den 30er Jahren schon..

Und ob wir Priester an unserer Lebensform scheitern..? Wer so fragt, der soll seinen Horizont erweitern

Und beim näheren Hinsehen wird er erkennen, dass viele Priester sich nicht nur ehelos nennen,

sondern Gott an den ersten Platz stellen in ihrem Leben
und so den Eheleuten ein Beispiel der Treue geben.

Seid also kritisch und schaut ganz genau hin Ob für euern Pfarrer der Zölibat macht einen Sinn.

Ich bin kein Single, das möchte ich noch sagen, ich hab mich gebunden und bin nicht mehr zu haben.

Auch hat mich niemand gezwungen, so zu leben, nach fünf Jahren Prüfung kam dann meine freie Entscheidung eben.

Ich hoffe, Ihr habt jetzt einwenig kapiert, warum ich heute ganz ungeniert

Euch ein wenig erzählt hab aus meinem Leben! Ich bin gerne Priester! Und mein Zölibat ist ein Segen!

Ich freue mich immer, wenn ich erfahre von der Ehe Glück,
denn das ist von derselben Medaille das andere Seitenstück.

Wie die Ehe ein Sakrament ist in Gottes Namen, so ist auch Zölibat eine Gnade. Jetzt glaubt´s mir´s halt! Amen.

Pfr. Rupert Ebbers, Kempten/Allgäu


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