Tödliche Schlagzeilen

2. September 2009 in Buchtipp


Ein neues Buch zeigt das Wirken eines zu Unrecht Vergessenen: des mutigen katholischen Journalisten Fritz Gerlich, der bereits 1934 im KZ Dachau ermordet wurde. Von Barbara Wenz.


München (kath.net/elsalaska.twoday.net) Fritz Michael Gerlich, geboren 1883 in Stettin, ermordet 1934 im KZ Dachau, zählte zu den profiliertesten, einflussreichsten und scharfsinnigsten Gegnern der Nationalsozialisten, die er ab 1923 immer heftiger öffentlich attackierte.

Von 1920 an arbeitete er acht Jahre als Chefredakteur der Münchner Neuesten Nachrichten, dem Vorläufer der Süddeutschen Zeitung. Seit 1931 bis zu seinem Tod war er Herausgeber von „Der gerade Weg. Deutsche Zeitung für Wahrheit und Recht“. Wie ernst Adolf Hitler diesen Gegner nahm, beweist ein Foto, das ihn an einem Schreibtisch sitzend zeigt, auf dem eine aktuelle Ausgabe von „Der gerade Weg“ erkennbar ist.

Gerlich schrieb zunächst aus politischer Überzeugung, nach seiner Konversion aus entschieden christlicher Grundhaltung gegen die Nazis an. Ihre Machtergreifung Anfang 1933 sollte er nicht lange überleben. Seine Redaktion wurde von SA-Leuten gestürmt, Gerlich brutal misshandelt und gefangen genommen, anlässlich des Röhm-Putsches 1934 nach Dachau überführt und dort erschossen. Kath.net hat einmal über ihn berichtet.

Der mutige Journalist, der 1931 zum Katholizismus konvertierte und anlässlich seiner Taufe den zweiten Vornamen Michael erhielt, ist heute zu Unrecht weitgehend vergessen. Umso wertvoller ist die vorliegende Gerlich-Biografie des italienischen Historikers und Deutschlandkenners Ovidio Dallera und Ilsemarie Brandmair, Dozentin für deutsche Kultur und Sprache in Brescia, das 2009 im Verlag Sankt Michaelsbund auf Deutsch erschienen ist. In „Tödliche Schlagzeilen“ erzählen sie nicht nur von Gerlichs Werdegang mit Schwerpunkt auf den entscheidenden Jahren ab 1923, sondern sie zeigen auch auf, welche Faktoren bei der Machtergreifung eine wesentliche Rolle spielten.

Wer wissen möchte, wie es dazu kommen konnte, dass Hitler überhaupt an die Macht kam, der wird dieses Buch nicht nur als Gerlich-Biografie schätzen, sondern auch als spannendes Geschichtsbuch mit Gewinn lesen. Die Originalzitate aus Gerlich-Artikeln, die die Autoren anführen, erstaunen heute noch durch ihre Hellsichtigkeit und ihren beachtlichen psychologischen Scharfsinn: Gerlich hatte Hitlers Psyche bis auf den Grund durchschaut.

Die Hinwendung zum katholischen Glauben – Gerlich war eigentlich nach Konnersreuth gefahren, um die Geschehnisse um die stigmatisierte Therese Neumann als „Schwindel“ auffliegen zu lassen, was ihm nicht gelang – behandeln die Autoren in einem eigenen Kapitel.

Über Leben und Wirken Fritz Michael Gerlichs gab es bislang hauptsächlich wissenschaftliche Veröffentlichungen. Anlässlich seines 75. Todestages war es dem Verlag ein Anliegen, das Buch in deutscher Übersetzung zu bringen, um eine neuere Biografie über Gerlich vorzulegen, die auch breitere Leserkreise anspricht. Es eignet sich hervorragend, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen und enthält zahlreiche Informationen zur weiterführenden Beschäftigung mit den historischen Vorgängen in Deutschland zwischen 1925 und 1934 und mit der Person Fritz Michael Gerlichs.

Das Buch wird mit einem Vorwort von Franz Herre eingeleitet und ist mit einem Anmerkungsapparat, einem Literaturverzeichnis, Personenregister sowie Schwarz-Weiß-Fotos ausgestattet.


Ovidio Dallera und Ilsemarie Brandmair: Tödliche Schlagzeilen. Fritz Michael Gerlich, ein Journalist gegen Hitler. Mit einem Vorwort von Franz Herre.
Aus dem Italienischen übersetzt von Beate Lindemann.
Verlag St. Michaelsbund
19,90 Euro

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