'Wenn ihr 10 Minuten täglich so betet, wird sich euer Leben verändern'

2. Juni 2009 in Spirituelles


Wellness für die Seele - Begegnungstage mit dem stigmatisierten Fra Elia aus Italien in Wigratzbad - Teil 1 - Von Franziskus v. Ritter-Groenesteyn


München (kath.net)
Knapp 200 Euro kosten die vier Tage Vollpension für Geist und Seele in dem vom satten Grün Allgäuer Wiesen gerahmten Wigratzbad und damit noch nicht einmal soviel wie nur ein Tag in einem der wie Pilze aus dem Boden sprießenden Fünf Sterne Wellnesstempel in den verborgensten Winkeln der Alpen.

So unscheinbar der Ort, unweit von Lindau, auch erscheinen mag, so Großes scheint sich bereits bei der Anreise anzukündigen. Gleich einem apokalyptischen Ritt durch die Wolken, verdunkelt sich der Himmel mit einem Schlag, brausen Sturmböen daher, zerren und rütteln an dem dünnen Dach der Kirche, als wollten dunkle Mächte es mit sich fortreißen, prasseln mit sintflutartigen Wasserstürzen dagegen, verwandeln den Parkplatz vor der Kirche in einen See.

Was mag da wohl in diesen vier Tagen auf uns zu kommen?

Rund zweihundert Personen haben sich eingefunden zu diesen Wellnesstagen der Seele. Helga leidet seit über 20 Jahren an ihrer Krankheit. Sie und ihr Mann erhoffen sich Hilfe in ihrem Leid und Wachstum im Glauben.

Der da helfen soll ist der italienisch stämmige Fra Elia Cataldo aus Terni. Eva kennt ihn bereits von anderen Einkehr-tagen aus Königstein. Er hatte sie sehr beeindruckt, „besonders die Wundmale an seinen Händen.“ Sie musste einfach wieder kommen. Natürlich hat auch sie ein Anliegen mit gebracht. So wie wohl jeder von uns. Ich etwa, bin hier, weil ich mir eine klare Wegweisung für mein Leben, für meine Berufung erhoffe. Bruder Elia hat es einmal so ausgedrückt: „Am Ende unserer Tage wird uns Gott nicht nach unseren Sünden fragen, sondern danach, was wir aus unseren Talenten gemacht haben“. Denn jeder sei einzigartig und habe auch eine einzigartige Aufgabe. Diese herauszufinden, bin ich hier. Welches Motto passt dafür besser, als das dieser Tage „Vertraut auf den Herrn.“

Wie und auf welche Art und Weise dies geschehen soll, dies wird uns Fra Elia in den kommenden Tagen unter Anleitung seines Schutzengels Lechitiel näher bringen wollen.

Fra Elia, so lese ich in seiner Biographie, kommunizierte von Kindesbeinen an mit den verschiedenen Boten des Himmels als seien es die Jungs vom Nachbarn. Als er erstmals seiner Mutter davon erzählte, gab es gleich mal eine höchst „irdische“ Watschn. Später entschloss er sich Kapuziner zu werden, wurde es auch, trat dann aber, bereits gesegnet mit den Wundmalen Christi und mit dem Einvernehmen seiner Ordensoberen, wieder aus und begann seinen ihm, von jenseits dieser Welt, vorgezeichneten Weg in eine eigene, von ihm erst vor wenigen Jahren gegründete, neue Gemeinschaft von den Aposteln Gottes.

Die Tagung beginnt mit einem Vortrag in der byzantinisch anmutenden Wellblech Basilika von Wigratzbad, der so genannten Sühnekirche. Mindestens elf kleinere, konisch zulaufende, Kuppeln gruppieren sich um eine große Kuppel über dem Altarraum und lassen unseren Lobpreis himmelwärts steigen. Der Direktor und Spiritual der Gebetsstätte, Thomas Maria Rimmel, der jüngst die Passion von Fra Elia höchstpersönlich miterleben durfte, führt Bruder Elia ein:

„ Also bitte. Fra Elia ist kein Orakel. Und wer hier krank ist, muss immer auch den Arzt fragen. Anders geht das nicht. Die Gespräche mit Elia können immer nur eine Ergänzung sein, aber nie ein Ersatz.“

Dann steht er vor uns, Fra Elia. Das erste, was auffällt, ist seine sympathische Erscheinung. Ein Italiener durch und durch und von einer feinen Art. Von den Wundmalen ist nichts zu sehen. Sie verbergen sich unter den langen Ärmeln seines weißen Gewandes.

Was er uns an diesem ersten Abend zu sagen hat, seine Worte über Maria, ist nicht neu. Es ist nicht das, was er sagt, was mich fasziniert, sondern die Art wie er es sagt. Dort vor mir am Ambo steht ein junger Mann von großer Einfalt des Herzens. Er ist einfach im besten Sinne des Wortes. Seine Stimme strahlt soviel Güte und Wärme aus. Es ist eine tiefe Liebe zu uns allen, die da aus ihm spricht.

„Wisst ihr, was die via crucis ist, der Kreuzweg? Er ist ein Geheimnis, einmal die sichtbare Erinnerung an das Leiden Jesu, dann aber auch an das verborgene Leiden der Mutter. Maria hat immer geschwiegen. Sie trug ihr Leid in der Stille, im Verborgenen. Wie tragen wir unser Leiden? Klagen und jammern wir nicht gleich und beschweren uns bei Gott? Gehen wir zur Mutter. Mit ihr spüren wir die Last nicht mehr. Wie oft lest ihr im Evangelium? Täglich? Lest ihr es in euren Familien? Wisst ihr denn nicht, dass es das tägliche Brot ist, was wir brauchen? Ich bitte euch nicht hier zwei Stunden zu beten. Ich bitte euch auch nicht um acht Stunden Gebet. Ich bitte euch um 10 Minuten. Bittet nur 10 Minuten darum, dass Maria in eure Familie komme. Glaubt mir, sie wird euch verwandeln. Wie lange braucht ihr für eine Zigarette? 10 Minuten? Wenn ihr 10 Minuten täglich so betet, wird sich euer Leben verändern, das eurer Familie, das eurer Kinder, das Verhältnis zu eurem Ehepartner. Ihr wisst doch, wir in Italien sagen: Mit dem Essen kommt der Appetit! 10 Minuten täglich machen Appetit auf mehr. Es wird euch zu einem täglichen Bedürfnis werden und ihr werdet dadurch eure Beziehung zu Gott nach und nach vertiefen und festigen.“

Der dies sagt, bereist, so seine Biographin Fiorella Turolli, das Jenseits, wie wir Sommer für Sommer Italien. Wenn er also so etwas sagt, dann bekommen die Worte, seine Worte, einen anderen Klang. Das, was da mit schwingt, ist Authentizität, Glaubwürdigkeit, einfach echt.

In der sich anschließenden Messe werden wir dann vom Priester gefragt, „Was ist der Himmel?“ Schweigen macht sich breit. Niemand weiß so recht darauf zu antworten. Der Priester gibt uns die Antwort „ Der Himmel ist kein Ort. Der Himmel ist die Zukunft. Der Himmel ist ein Zustand. Der Himmel ist die zukünftige Begegnung mit Christus, unser Sein in seiner Gegenwart. Wenn wir also die Heilige Messe feiern, dann feiern wir im Himmel. Dann sind wir im Himmel, oder der Himmel ist unter uns, denn Jesus tritt in unsere Gegenwart.“

Nach der Heiligen Messe versammeln sich die Menschen
um den Altarraum, knien nieder, erwarten geduldig den besonderen Segen von Fra Elia mit dem angekündigten Heilig-Blut-Öl. „Was ist das?“ will Maria, meine Nachbarin, von mir wissen. „Keine Ahnung, vielleicht das Blut seiner Passion in Chrisamöl eingebettet“ rate ich hilflos. Wir wissen es nicht und es ist uns auch egal. Egal ist uns aber nicht, dass Fra Elia uns damit segnet. Als er das Kreuz auf meine Stirn zeichnet, fühlt es sich an wie ein Siegel. Wie eine leuchtende Botschaft auf meiner Stirn die da lautet „ Ich gehöre Christus!“. Und irgendwie passt dazu die heutige Lesung aus dem Brief der Philipper: Freut euch zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich euch: Freut euch!

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