Behüten statt Verhüten

26. März 2009 in Jugend


Viele derjenigen, die in Worten fuchsteufelswild auf den Papst einschlagen, scheren sich in Wirklichkeit wenig um das Leid der Afrikaner und um die wahre Achtung vor dem Leben - Ein Kommentar von David Ianni


Linz (kath.net)
Ein Satz von Papst Benedikt hat wieder mal ausgereicht, dass ein Aufschrei des Entsetzens durch alle Welt geht. In diesem wilden Gebrüll gegen Papst Benedikt und gegen das, was offensichtlich weder verstanden noch hinterfragt wurde, ist es fast unmöglich, hinzuhören auf das, was der Papst wirklich vertritt. Aus diesem Grund werden tagtäglich unnötigerweise bissige, bösartige und zum Teil auch einfach dumme Kommentare auf der Welle des Anti-Papst-Hypes veröffentlicht.

Der Papst könnte es sich leicht machen - wie leider viele Vertreter der Kirche es tatsächlich tun - er könnte die Lehre der katholischen Kirche verleugnen und Kondome als Schutz vor Aids empfehlen. Die Welt würde ihm vielleicht sogar ein wenig zujubeln.

Es scheint der Mehrheit der überaus aufgebrachten Menschenmenge zu entgehen, dass die Kirche eine der aktivsten und erfolgreichsten Hilfsorgane in den betroffenen Gebieten auf dem afrikanischen Kontinent bildet. Viele derjenigen, die in Worten fuchsteufelswild auf den Papst einschlagen, scheren sich in Wirklichkeit wenig um das Leid der Afrikaner und um die wahre Achtung vor dem Leben. Wer ist denn bereit, aktiv zur Linderung des Leides beizutragen, etwa durch monatliche Spenden oder gar durch einen Aufenthalt in Afrika?

Ich kann nicht umhin, an unzählige Katholiken zu denken, an Geistliche, an Ordensschwestern, die auf eine Karriere und auf den Luxus, den sie in unseren Kulturkreisen gehabt hätten, verzichten, um vor Ort - ungesehen von unseren Medien - die Welt ein klein wenig zum Guten zu verändern.

Hätten der Papst und romtreue Katholiken nicht den Mut, sich heute noch für Enthaltsamkeit und eheliche Treue einzusetzen, wer würde diese Möglichkeit überhaupt in Erwägung ziehen und sie als schönste und idealste aller Vorstellungen von Sexualität leben und verkünden? Wahrscheinlich niemand.

Schauen wir einen Augenblick auf unsere “aufgeklärte” und “fortschrittliche” Gesellschaft, da das Stichwort “Kondome” uns direkt anzusprechen scheint. Anders ist die Wucht der emotionalen Reaktionen auf die Aussagen des Papstes nicht zu erklären. Ein verantwortungsloser Umgang mit dem Geschenk der menschlichen Sexualität, eheliche Untreue, ein auf die reine Körperlichkeit beschränktes Verständnis von Sexualität sind auch bei uns für unsagbares Leid verantwortlich.

Wir haben uns derart an häufige Partnerwechsel von Jugend an und an die erschreckend hohe Zahl von Scheidungen und Trennungen gewöhnt, dass wir scheinbar nicht mehr wahrnehmen, wie viel Schmerz und Verletzungen, Entfremdung und Misstrauen damit einhergehen. Unzähligen Scheidungskindern wird das
Recht auf eine glückliche Kindheit in einer intakten Familie genommen.

Unnötiges Leid fügen “Lebensabschnittspartner” sich gegenseitig zu, weil sie die größere, heilige Dimension der Sexualität, für die die Kirche sich einsetzt, nicht verstehen und nicht leben. Wird unseren Kindern in diesem Umfeld später eine gesündere Partnerschaft, ein besseres Familienleben glücken?

Wir ignorieren ebenso den direkten Zusammenhang zwischen falsch gelebter Sexualität und Abtreibung. Das Abtreiben unschuldiger Menschenkinder ist fraglos der größte Skandal in unserer Gesellschaft, vor allem deswegen, weil die Aufklärungsarbeit hier in die gänzlich falsche Richtung geht und die wahren Werte in perverser Weise verdreht werden. Das Recht auf Töten wird als Freiheit der Frau propagiert. Präsident Obama, dem im Gegensatz zu Papst Benedikt die Welt frenetisch applaudiert, ist ein Vorreiter dieser menschenverachtenden
Bewegung, über die unsere Nachfahren hoffentlich mit Entsetzen und Trauer in den Geschichtsbüchern lesen werden.

Kommen wir zum Papst-Interview während seines Flugs nach Afrika zurück: Papst Benedikt hat durch seinen Hinweis, dass “das Übel nicht mit der Verteilung von Kondomen gelöst werden” kann, bekräftigt, dass die Kirche ein ganzheitliches Verständnis von körperlicher Liebe fördern möchte, das als Folge nicht nur einen drastischen Rückgang an HIV-Infizierungen haben könnte (und bereits hat!), sondern auch eine intaktere Gesellschaft, da letztlich nur gesunde Familien als “Keimzellen der Gesellschaft” zu einer wirklich friedvollen und guten
Gemeinschaft der Menschen untereinander dauerhaft beitragen können.

Dass auf einem derart niedrigen und bösartigen Niveau über die Kirche geschimpft wird, ist ein gutes Beispiel für den Verlust wahrer Werte in unserer Kultur.

Durch das Verteilen von Präservativen wird das wahre Übel eben nicht bekämpft, sondern nur ein Symptom, und das auch erwiesenermaßen nie so
wirksam wie eheliche Treue oder Abstinenz im Falle einer Infektion. Es wird eine falsche Botschaft ausgesendet, die auf Dauer das Problem nie an der Wurzel packen kann. Es sollte auch nicht übersehen werden, dass niemand sich vorschreiben lässt, mit dem Sex bis zur Ehe zu warten oder seinem Partner die Treue zu wahren. Genau so wenig wird letzten Endes niemand - auch nicht in Afrika - sich sagen lassen, ob er Kondome benutzen darf oder nicht. Wieso also die ganze Aufregung?

Vernehmen wir etwa eine leise Rührung des Gewissens? Wird vielleicht so laut gebrüllt, damit man den eigenen Lebenswandel nicht in Frage stellen muss?

Anstatt zu schimpfen, sollten wir dankbar sein, dass eine einsame Stimme in der Wüste noch den Mut hat, sich durch das Aussprechen der Wahrheit unpopulär zu machen. Es geht dem Papst auf einer tieferen Ebene um Behütung vor tragischem Leid. Hierzulande und in Afrika. Wer Ohren hat, der höre!

David Ianni ist Pianist und Komponist und Mitglied der Gemeinschaft "Amici di Dio"





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