Kölle Alaaf

13. Februar 2009 in Chronik


Kardinal Meisner: Fasching macht lebenstüchtig und lebensfroh - Karneval hat seine Wurzeln in der Kirche


Köln (kath.net/Zenit.org)
Es gibt Regionen in Deutschland, wo gesagt wird, dass es fünf Jahreszeiten gibt: Frühling, Sommer, Herbst, Winter und Karneval. „Die fünfte Jahreszeit heißt Fasching, Karneval oder Fastnacht. Sie beginnt bei uns in jedem Jahr am 11.11. um 11.11 Uhr“, sagen die Rheinländer.

So ist es auch der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner, der jährlich den Startschuss zur Karnevalssaison in der Domstadt gibt. Einen Tag vor der offiziellen Proklamation des neuen karnevalistischen Dreigestirns hält der Erzbischof nun seit drei Jahren ein feierliches Pontifikalamt im Kölner Dom, und dies vor Tausenden von Karnevalisten.

Die Predigt endete in jedem Jahr mit einem beherztem „Kölle Alaaf“. Die Fürbitten lesen Prinz, Bauer und Jungfrau vom designierten Dreigestirn.

Das Wort „Karneval“ entstammt dem Lateinischen „carne vale“, zu Deutsch: „sich vom Fleisch verabschieden“. Damit ist die Nacht vor Beginn der 40-tägigen Fastenzeit gemeint, also der Karnevals- oder Faschingsdienstag. In manchen Regionen heißt sie auch Fastnacht. In Bayern hingegen spricht man vom „unsinnigen Dienstag“.

Kardinal Meisner betonte in seiner Predigt, der Karneval habe seine Wurzeln in der Kirche. Er habe sich dem Ziel verschrieben, die Menschen einmal aus der Alltäglichkeit ihres Lebens herauszuheben und es mit anderen Augen sehen zu lassen. Der Glaube verleihe ihnen dabei „Flügel, die den Menschen über sich selbst hinaustragen, so dass er lebenstüchtig und lebensfroh ist“. Um Distanz zu sich selbst zu gewinnen, sei es sinnvoll, sich im Karneval zu kostümieren und in eine andere Rolle zu schlüpfen, so der Kardinal.

Die „jecke Messe“ mit dem Erzbischof fand zum dritten Mal statt und gehört damit laut Festkomitee zum „Brauchtum“ der Stadt. Es sieht den Gottesdienst als Chance, den Kölner Karneval für noch mehr Menschen zugänglich zu machen und die Wurzeln des Karneval zu erklären.

Von der Fastenzeit sind nach altem christlichem Glauben die Sonntage ausgeschlossen. Und so errechnet sich jährlich der Aschermittwoch, der die Fastenzeit einläutet.

Vor Aschermittwoch wird vielerorts in deutschen Landen noch mal kräftig gefeiert und vor allem reichlich gegessen. So brauchten in früheren Zeiten die Menschen ihre restlichen Wintervorräte auf, die nach manch langem Winter zur Neige gingen beziehungsweise gehen sollten.

So richtig Karneval feiert man seit dem Mittelalter. Im 13. und 14. Jahrhundert gehörten Gastmähler, Trinkgelage, Reiterspiele und Tanz zu den Bräuchen dieser fünften Jahreszeit. Die Art der Festlichkeiten hat sich seitdem kaum verändert: Mit Tanz, Spiel, Umzügen und Verkleidungen wird in den Tagen vor der Fastenzeit die bestehende Ordnung weitgehend außer Kraft gesetzt.

Gelassen darf der Christ sich in der Faschingszeit entspannen, denn er weiß: „Der liebe Gott ist allmächtig, weiß alles, sorgt sich um alles, und erhält es.“ Aber noch wichtiger ist es für einen echten Karnevalisten, zu beherzigen: „Vergiss nie, dass nicht du der Allmächtige in Person bist.“


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