Die Stunde der Heuchler

5. Februar 2009 in Chronik


Noch nie war die Wahrheit ein Massenschlager - Ein kath.net-Kommentar von Gabriele Kuby


München (kath.net)
Gespannt hat man darauf gewartet, ob Papst Benedikt XVI. in der Mittwochskatechese am 4. Februar 2009 etwas zu dem Skandal sagen würde, den die Medien um die Rücknahme der Exkommunikation von vier Bischöfen der Pius-Bruderschaft inszenieren. Er sagte nichts. Mit ruhiger Stimme und ruhigen Händen verlas er seine Katechese. Aber Gott sagte etwas in der Lesung, die für den Abschluß der Paulus-Katechesen vorgesehen war:

„Denn ich werde nunmehr geopfert, und die Zeit meines Aufbruchs ist nahe. Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue gehalten. Schon jetzt liegt für mich der Kranz der Gerechtigkeit bereit, den mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, aber nicht nur mir, sondern allen, die sehnsüchtig auf sein Erscheinen warten.“ (2 Tim 4,6-8)

Was es bedeutet, „den guten Kampf zu kämpfen“, steht unmittelbar vorher im zweiten Brief des Hl. Paulus an Timotheus:

„Verkünde das Wort, tritt dafür ein, ob man es hören will oder nicht; weise zurecht, tadle, er-mahne, in unermüdlicher und geduldiger Belehrung. Denn es wird eine Zeit kommen, in der man die gesunde Lehre nicht erträgt, sondern sich nach eigenen Wünschen immer neue Lehrer sucht, die den Ohren schmeicheln; und man wir der Wahrheit nicht mehr Gehör schenken, sondern sich Fabeleien zuwenden. Du aber sei in allem nüchtern, ertrage das Leiden, verkünde das Evangelium, erfülle treu deinen Dienst!“ (2 Tim,4,3-6)

Eben dies tut Joseph Ratzinger mit leuchtender Integrität sein Leben lang. Nie hat er sich gescheut, für die Verkündigung der Wahrheit Opfer zu bringen. Der Sturm, der jetzt in deutschen Landen losgebrochen ist, stellt alles in den Schatten, was er bisher erdulden mußte.

Ein Papst hat den Auftrag, die Gläubigen in Christus zu einen. Daß ihm dies ein innerstes Anliegen ist, hat er bei seiner ersten Ansprache als Papst verkündet. Es geht bei der Pius-Bruderschaft immerhin um 600 000 Gläubige und um 600 Priester, die er aus ihrem rechthaberischen, rechten Trotzwinkel herausholen möchte. Mit der Aufhebung der Exkommunikation wurde die Ampel für den Dialog über die Wiedereingliederung von rot auf gelb geschaltet. Die Bischöfe bleiben suspendiert. (Siehe dazu den erhellenden Brief des zweiten Vorsitzenden der französischen Bischofskonferenz)

Das interessiert aber niemanden, denn endlich ist die Gelegenheit da, über den Papst herzufallen. Vier Jahre lang konnten die Küngs und Ranke-Heinemanns im Verein mit den Redaktionen der Mainstream-Medien nichts ausrichten gegen den Glanz der Wahrheit des Pontifikats Benedikts XVI. Mit einer Sicherheit, die nur der Heilige Geist schenken kann, bewegte er sich im medialen Minenfeld auf dem schmalen Grat von Wahrheit und Liebe - immer dem Auftrag des Herrn gehorchend, Einheit zu schaffen: Einheit zwischen neuer und alter Liturgie, zwischen Ost- und Westkirche; und wo Einheit nicht möglich ist, doch den Dialog zu suchen zwischen Juden und Christen, zwischen Christen und Muslimen.

Die Gelegenheit zum medialen Rufmord schuf Bischof Williamson im Verein mit dem schwedischen Fernsehen – ob absichtlich oder nicht, sei dahingestellt. Die Holocaust-Karte sticht, und wenn sie noch so absurd ist, wenn sie noch so verlogen ist. Wer mit diesem Dolch seinen persönlichen Kampf gegen die Stimme der Wahrheit führt, pflegt sich als Widerstandskämpfer gegen die Nazis zu gebärden. Was kostet es denn heute, die Nazis als das zu bezeichnen, was sie sind: Verbrecher? Gar nichts kostet es, im Gegenteil, man weiß sich wohlig eingebettet im Mainstream, dort wo Erfolg und Ehre und Geld zu haben sind. Die Ursachen der heutigen Probleme aufzudecken, z. B. der Familienzerstörung und des europäischen Bevölkerungssuizid, erfordert jedoch zunehmend Opferbereitschaft. Noch nie war die Wahrheit ein Massenschlager.

Tag für Tag nennt der Papst die Ursachen mahnend beim Namen: die Ausbeutung des Menschen, die Armut durch entfesselte Profitsucht, Gewalt zur Durchsetzung von Macht, die Sexualisierung. Deswegen wird er gehaßt von allen, die vom Bösen profitieren und dafür die Gebote Gottes in den Wind schlagen.

Diese Gebote sind uns ins Herz geschrieben, auch wenn die Mahnungen des Gewissens im Haß auf ihren Urheber und ihren Verkünder untergehen.

Das erste Opfer ist der Glaube an Gott, das zweite die Vernunft. Es ist unvernünftig und nichts als manipulativ, dem Papst Sympathien für die Schoa zu unterstellen. Für jeden Gutwilligen wäre es ein Leichtes, klar zu machen, daß die unsäglichen Äußerungen des Bischofs Williamson nichts mit der Intention des Papstes zu tun haben. Dank sei den Bischöfen, die dies tun.

Das Böse trägt in unserer Zeit ein neues Gewand. Nur all zu oft tragen es jene, die sich jetzt moralische Autorität anmaßen, wo es nichts kostet, vielmehr Massenapplaus einbringt. Sie sind zu fürchten als die Wegbereiter eines neuen Totalitarismus, unter dem die Christen – wie immer – nichts zu lachen haben werden.

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