Jesus Christus ist die wahre Aufklärung des Menschen über sich selbst

30. Dezember 2008 in Deutschland


Bischof Gerhard Ludwig Müller sprach am Christtag über die Vernünftigkeit des Glaubens.


Regensburg (kath.net/pdr) Es ist vernünftig, „Gott über allem und in allem als Herkunft und Zukunft des Menschen zu sehen“. Die Abwertung des Menschen zu einem bloß höher organisierten Tier sei unmenschlich, die Leugnung der Existenz Gottes und seiner Liebe zu den Menschen sei widervernünftig und unaufgeklärt.

Das sagte der Bischof von Regensburg, Gerhard Ludwig Müller, am ersten Weihnachtsfeiertag, dem Hochfest der Geburt des Herrn, beim Pontifikalamt im vollbesetzten Hohen Dom St. Peter in Regensburg. Zu Beginn nannte der Bischof die Menschwerdung Christi das „größte Ereignis der Geschichte überhaupt“.

Der Mensch begreife sich nur dann, wenn er sich im Hinblick auf Gott versteht und so im Verhältnis zu sich selbst und zum Nächsten eine positive und bejahende Einstellung gewinnt. Jesus Christus sei die wahre Aufklärung des Menschen über sich selbst.

Alle Versuche, mit menschlicher Vernunft und Willenskraft ein Paradies auf Erden mit atheistischen Vorzeichen zu errichten, seien sie nationalistisch, kommunistisch oder kapitalistisch, seien gescheitert und würden dies auch immer wieder um den Preis endloser Unmenschlichkeiten tun.

„Hat nicht die von sündiger Habgier herbeigeführte Finanz- und Wirtschaftskrise wieder einmal bewiesen, dass der Mensch ohne Gott und ohne das Gebot ,Du sollst nicht stehlen und rauben´ am Ende nur Unheil stiftet?“, fragte der Bischof.

Außerdem kritisierte Bischof Gerhard Ludwig die „Propagandisten eines neuen Atheismus“, die die gottgeschenkte Würde des Menschen bestreiten und das Grundrecht der Religionsfreiheit in Frage stellen: „Sie predigen offen Verachtung für die Menschen, die an Gott glauben. Man will uns an den Rand der Gesellschaft drängen und uns gerade noch unsere physische Existenz belassen.“

Der Bischof sprach sich gegen mehr Säkularisierung und Laizismus im öffentlichen Leben aus. Der militante und totalitäre Neuatheismus könne nicht der Kitt sein, der eine pluralistische Gesellschaft zusammenhält.

„Was die geistige und seelische Not von Millionen Menschen und die Sinnleere der ganzen Gesellschaft zum Guten wendet, ist die geistige Begegnung der Menschen mit Jesus Christus, dem wahren Gott in unserem Fleische“, so Bischof Gerhard Ludwig.

Am Donnerstagnachmittag feierte der Bischof im Dom eine Pontifikalvesper, an der rund 600 Gläubige teilnahmen. Die Domspatzen sangen Gregorianischen Choral und Falsi-Bordoni-Sätze.

In der Heiligen Nacht feierte der Bischof mit mehreren Tausend Gläubigen ein Pontifikalamt. Das Geschehen der Liturgie am Altar wurde eigens auf Monitoren in den Seitenschiffen übertragen. Zu Beginn begrüßte der Regensburger Bischof in dem völlig überfüllten Gotteshaus die Christen aus nah und fern, darunter ausdrücklich auch jene, die sonst eher selten den Weg in den Gottesdienst finden. „In dieser heiligen Nacht ist uns der Retter geboren, das ist für uns alle ein Grund zur Freude.“

In seiner Predigt berichtete Bischof Gerhard Ludwig von den Menschen, denen er vor wenigen Wochen während seiner Peru-Reise begegnen durfte. In den riesigen Armenvierteln von Lima hat das Bistum Regensburg den Bau mehrerer Kirchen unterstützt. Stimmen, die einen solchen Bau angesichts der Armut als „aufgesetzten Luxus“ sehen, wies der Bischof als „materialistisch“ zurück. „Die armen Völker sollen nicht abgespeist werden und Ruhe geben, damit die Reichen ungestört ihr Leben im Überfluss genießen können. Es geht um Hilfe zur Selbsthilfe, damit die Menschen sich aus Lethargie und Verzweiflung erheben“, so Bischof Gerhard Ludwig. Dabei seien Glaube, Gebet und die Versammlung der Christen zum Gotteslob mit Jubelliedern und Danksagung die entscheidenden Kräfte, die im Aufblicken zum lebendigen Gott mobilisiert werden.

Der Bischof erinnerte an die vielfältige religiöse, geistige und seelische Not so vieler Menschen in unserem Land: „Wenn wir dies vor Augen haben, dann wissen auch wir, was es heißt, dass mitten in unserer Finsternis Gottes Licht aufstrahlt.“ Denn die Erlösung sei nicht von den Weltmächten des Geldes, des Luxus, der Macht und der Eitelkeit zu erwarten. Dagegen sei Gottes Licht mächtiger als die Finsternis des brutalen Bösen und mächtiger als die Gleichgültigkeit des Lebensgenusses ohne Verantwortung für die Mitmenschen und die Umwelt.


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