‚Eine Festung Mariens’

21. Oktober 2008 in Weltkirche


Wer hätte sich vorstellen können, dass neben den Ruinen des alten Pompeji ein marianisches Heiligtum von internationaler Bedeutung entstehen würde, fragte der Papst bei seinem Besuch der Rosenkranz-Madonna.


Pompeji (kath.net/Zenit.org/RV) Papst Benedikt XVI. pilgerte am vergangenen Weltmissionssonntag zur Basilika der Gottesmutter vom Heiligen Rosenkranz nach Pompeji. Mit vier Millionen Besuchern pro Jahr gehört Pompeji zu den beliebtesten Wallfahrtsorten Italiens. Das Heiligtum ist 1876 durch das Wirken des seligen Bartolo Longo gegründet worden.

Während der Eucharistiefeier erklärte der Bischof von Rom, dass er vor allem deshalb gekommen sei, um der Mutter Gottes die Vollversammlung der Bischofssynode ans Herz zu legen, die derzeit im Vatikan tagt und das Thema „Das Wortes Gottes im Leben und in der Sendung der Kirche“ in den Blick nimmt.

Gleichzeitig rief der Papst dazu auf, insbesondere am Weltmissionssonntag für alle zu beten, die sich in der Kirche dafür einsetzen, dass das Evangelium allen Völkern verkündet wird.

Die Liebe Gottes habe die Kraft, alles zu erneuern – „ausgehend vom menschlichen Herzen, das sein Meisterwerk ist und in dem der Heilige Geist durch sein verwandelndes Handeln aufs Beste wirkt“, sagte Benedikt XVI. zu den Tageslesungen.

Die christliche Gemeinschaft habe in der Personifikation Israels und Jerusalems in einer weiblichen Figur von Anfang an eine bedeutungsvolle und prophetische Annäherung an die Jungfrau Maria gesehen, und diese Interpretation sei im Bericht über die Hochzeit von Kana (Joh 2,1-11) wiederzufinden.

„Der Evangelist Johannes weist symbolisch darauf hin, dass Jesus der Bräutigam Israels ist, der gekommen ist, um die Gnade des neuen Bundes zu bringen, der durch den ‚guten Wein’ dargestellt wird. Gleichzeitig unterstreicht er auch die Rolle Mariens, die zu Beginn als ‚Mutter Jesu’ bezeichnet wird, doch die der Sohn selbst dann ‚Frau’ nennt und somit vor die Verwandtschaft das geistige Band setzt, nach dem Maria die geliebte Braut des Herrn verkörpert, also das Volk, das er sich erwählt hat, um seinen Segen auf die gesamte Menschheitsfamilie ausstrahlen zu lassen.“

Die Liebe ist nach Worten Benedikts XVI. „das Lebensprogramm einer christlichen Gemeinschaft, deren Mitglieder von der Liebe erneuert worden sind, und die sich um ständige Erneuerung bemühen, damit sie stets den Willen Gottes erkennen und nicht in den Konformismus der weltlichen Mentalität zurückfallen“. Somit sei das neue Pompeji, wenn auch innerhalb der Grenzen, die jeder menschlichen Realität zu Eigen sind, ein Beispiel dieser „neuen Kultur“ der Liebe, die unter dem mütterlichen Blick Mariens entstanden seit und sich unter ihm entwickelt habe.

Der selige Bartolo Longo (1841-1926) habe, von der Liebe dazu gedrängt, die neue Stadt geplant, die dann um das marianische Heiligtum herum entstanden sei – „fast wie ein Ausstrahlen des Lichts seines Glaubens und seiner Hoffnung“.

Der Papst bezeichnete den Wallfahrtsort als „eine Festung Mariens und der Nächstenliebe, die jedoch nicht von der Welt isoliert war, die keine, wie man sagt ‚Kathedrale in der Wüste’ war, sondern eingefügt in das Gebiet dieses Tals, um es zu befreien und zu fördern“.

Wer hätte sich vorstellen können, dass neben den Ruinen des alten Pompeji ein marianisches Heiligtum von internationaler Bedeutung und zahlreiche karitative Werken entstehen würde, fragte der Papst.

Auch der selige Bartolo Longo habe durch seine persönliche Umkehr Zeugnis für die geistige Kraft abgelegt, die den Menschen innerlich verwandle und ihn fähig mache, gemäß dem Plan Gottes große Dinge zu vollbringen. Die Geschichte seiner geistlichen Krise und seiner Bekehrung erscheine heute von großer Aktualität.

So habe er sich in der Zeit seiner Universitätsstudien in Neapel, beeinflusst durch Immanentisten und Positivisten, vom christlichen Glauben entfernt und wäre ein militanter Kirchenfeind geworden, der sich auch mit spiritistischen und abergläubischen Praktiken beschäftigt habe.

Seine Bekehrung beinhalte eine äußerst vielsagende Botschaft für die Menschen von heute, weil es in unseren Tagen an ähnlichen Tendenzen bedauerlicherweise nicht mangle. „In diesem Paulusjahr möchte ich betonen, dass auch Bartolo Longo wie der heilige Paulus von einem Verfolger in einen Apostel verwandelt wurde: in einen Apostel des christlichen Glaubens, der Marienverehrung und vor allem des Rosenkranzes, in dem er eine Zusammenfassung des gesamten Evangeliums sah.“

Pompeji sei ein historischer Nachweis dafür, wie Gott die Welt verändere: „Indem er das Herz des Menschen mit Liebe erfüllt und ihn zu einem ‚Motor’ der religiösen und gesellschaftlichen Erneuerung macht“. Pompeji sei ein Beispiel dafür, wie der Glaube in der Stadt des Menschen wirken könne, wie er Apostel der Nächstenliebe erwecke, die sich in den Dienst der Geringen und der Armen stellten und sich dafür einsetzten, dass auch die Geringsten in ihrer Würde geachtet würden sowie Aufnahme und Förderung fänden.

„Hier in Pompeji versteht man, dass die Gottesliebe und die Nächstenliebe untrennbar miteinander verbunden sind. Hier findet man das echte christliche Volk; die Menschen, die sich hingeben; die Kraft, auf dem Guten zu beharren, ohne sich auf Kompromisse einzulassen.“

Abschließend erinnerte der Papst die Gläubigen daran, dass in Vorbereitung seines Besuchs vor einem Monat eine besondere „Pilgerfahrt der Familien für die Familie“ zu Ende gegangen sei, um der Muttergottes diese fundamentale Zelle der Gesellschaft anzuvertrauen.

Benedikt XVI. brachte schließlich den Wunsch zum Ausdruck, dass das Heiligtum und die Stadt von Pompeji dem besonderen Geschenk Mariens verbunden bleiben mögen: dem Rosenkranzgebet. „Wenn wir auf dem berühmten Bild der Muttergottes von Pompeji die Jungfrau Maria und das Jesuskind sehen, die jeweils der heiligen Caterina von Siena und dem heiligen Dominikus den Rosenkranz überreichen, verstehen wir sofort, dass uns dieses Gebet durch Maria zu Jesus führt.“

Der Rosenkranz sei ein „kontemplatives Gebet“ und allen Menschen zugänglich; er sei ein geistiges Band, das einen mit Maria verbinde, um mit Jesus vereint zu bleiben.

„Der Rosenkranz ist eine geistliche ‚Waffe’ im Kampf gegen das Böse, gegen jede Form von Gewalt und für den Frieden in den Herzen, in den Familien, in der Gesellschaft und in der Welt.“

In der Nähe der Ruinen des antiken Pompeji betete der Papst am Abend einen Rosenkranz in der Basilika.

„Der Rosenkranz ist eine Schule der Betrachtung und des Schweigens. Auf den ersten Blick könnte er wie ein Aneinanderreihen von Worten wirken, also schwer zu vereinbaren mit dem Schweigen, das für Meditation und Betrachtung doch eigentlich empfohlen wird. Aber in Wirklichkeit stört die ständige Wiederholunng des Ave Maria nicht das innere Schweigen, sondern nährt es vielmehr.

Das ist vergleichbar mit dem, was die Psalmen im Stundengebet ausmachen: Das Schweigen blüht durch diese Worte und Sätze hindurch – nicht als Leere, sondern als Präsenz eines letzten Sinnes, der die Worte übersteigt und mit ihnen zusammen zu Herzen geht.“


Foto: (c) Agenzia SIR


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