Kirchensteuer durch Sozialabgabe ersetzen?

12. September 2008 in Deutschland


Kirchen weisen Vorstoß der baden-württembergischen FDP-Chefin zurück


Stuttgart (kath.net/idea)
Die Forderung der baden-württembergischen FDP-Vorsitzenden Birgit Homburger, die Kirchensteuer durch eine Sozialabgabe zu ersetzen, stößt bei den Kirchen auf Widerstand. Über die Verwendung der Abgabe soll nach den Vorstellungen der Katholikin jeder Steuerzahler selbst entscheiden. Nach ihrer Ansicht werden die Kirchen stärker auf die Wünsche ihrer Mitglieder eingehen, wenn deren Gelder nicht automatisch kommen. Die Sprecher der evangelischen Landeskirchen wiesen den Vorschlag zurück. Das „bewährte Kirchensteuermodell“ garantiere, dass die Kirchen soziale und pädagogische Einrichtungen betreiben können, sagte Pfarrer Christian Tsalos (Stuttgart) von der württembergischen Kirche.

Wenn der Staat alle Angebote selbst machen müsse, sei es für die Allgemeinheit teurer. Die badische Kirche befürchtet bei einer Verlagerung der Steuerlast vom kirchlichen auf den staatlichen Bereich „eine zunehmende staatliche Monopolisierung und damit eine Verarmung des gesellschaftlichen Lebens“. Laut Kirchenrat Marc Witzenbacher (Karlsruhe) trägt das jetzige System wesentlich zur Freiheit und Unabhängigkeit der Kirche bei. Sozialsteuern gibt es in zwei südeuropäischen Ländern. In Italien zahlt jeder Steuerzahler 0,8 Prozent seiner Lohn- bzw. Einkommenssteuer für kulturelle und soziale Zwecke, in Spanien 0,6 Prozent. Die Bürger können selbst bestimmen, welche kirchliche, staatliche oder sonstige gemeinwohlorientierte Institution diese Abgabe erhält. In den meisten deutschen Bundesländern beträgt die Kirchensteuer neun Prozent der Lohn- bzw. Einkommenssteuer, in Bayern und Baden-Württemberg acht Prozent. Kinder, Rentner und Geringverdienende sind von der Steuer befreit.


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