Kapituliert der Westen vor dem Islam?

31. August 2008 in Aktuelles


Muslimische Drohungen: Ängstlicher Rückzug ist verkehrt - von Eberhard Troeger/idea.


Berlin (www.kath.net/idea)
Mit Salman Rushdis „Satanischen Versen“ fing es an. In letzter Zeit häufen sich die muslimischen Drohungen gegen die kritische Auseinandersetzung mit dem Islam durch westliche Künstler (vgl. die Mohammed-Karikaturen in Dänemark 2005) und Schriftsteller, aber auch die ängstlichen Reaktionen westlicher Verleger und Veranstalter. Nach dem voreiligen Absetzen der Oper Idomeneo in Berlin (2006) hat jetzt der US-Verlag Random-House von der Veröffentlichung des Romans „Das Juwel von Medina“ über Mohammeds Lieblingsfrau Aisha Abstand genommen. Kapituliert also der Westen voreilig vor den (erwarteten) muslimischen Drohungen und Gewaltausbrüchen?

Es geht um mehr …

Der Beobachter fragt sich, warum Verlage und Veranstalter sich ihre Produkte nicht rechtzeitig etwas kritischer anschauen. Aber es geht um mehr. Seit dem letzten Jahrhundert wird im Westen die künstlerische Freiheit immer weiter ausgelegt. Es wird vorausgesetzt, dass man ungestraft alles verspotten darf, was anderen Menschen teuer und heilig ist. Christen haben in den letzten Jahrzehnten viel Hohn ertragen müssen. Fast alle Versuche, sich dagegen mit rechtlichen Mitteln zu wehren, schlugen fehl.

Muslime reagieren anders

Muslime reagieren anders. Wenn rechtliche Mittel nichts nützen, wird mit Boykott und Gewalt gedroht. Was steckt hinter diesen überzogenen Reaktionen? Ist es Hilflosigkeit? Wird Macht demonstriert, weil man keine Argumente hat? Warum können Muslime so wenig ertragen? Warum fühlen sie sich so schnell beleidigt und angegriffen? Es gibt im Islam durchaus Kräfte, die zu Geduld raten und dabei auf Mohammed verweisen, der von seinen Gegnern verspottet wurde. Genau bei Mohammed liegt aber auch das Problem. Er hat den Spott eben nicht durchgehalten. Sobald er die Macht dazu hatte, ließ er die Juden aus Medina vertreiben bzw. vernichten und stellte die Feinde in Mekka vor die Wahl, entweder den Islam anzunehmen oder getötet zu werden. Dieses Vorbild Mohammeds prägt Muslime bis heute.

Christen haben einen langen Atem

Christen sind angesichts von Spott in einer anderen Situation. Jesus Christus hat die Schmach der Kreuzigung im Vertrauen auf Gottes Macht erduldet. Er behielt recht. Gott verwandelte die Schmach in Ehre. Um Christi willen können Christen im Blick auf die Verspottung des ihnen Heiligen einen langen Atem behalten. Angesichts des muslimischen Drucks sind Christen allerdings in eine eigenartige Situation geraten: Einerseits leiden sie unter den Auswüchsen der Freiheit, andererseits müssen sie diese gegen die muslimischen Forderungen verteidigen. Denn dem Islam jetzt nachzugeben, könnte langfristig zu einer neuen Diktatur führen. Das kann niemand wollen. Dem Islam muss widerstanden werden!

Keine Schonräume für den Islam

Ängstlicher Rückzug ist die verkehrte Reaktion. Die muslimischen Drohungen sind nicht hinnehmbar. Der Westen kann auf einen offenen und gewaltfreien Diskurs bestehen. So wie Muslime das Christentum und die westliche Liberalität kritisieren dürfen, so müssen diese es ertragen, dass Mohammed und der Islam kritisch hinterfragt werden. Freilich sollte das auf eine angemessene Weise geschehen, das heißt möglichst sachlich und fair und mit Rücksicht auf die Gefühle von Menschen. Schade, dass erst die muslimischen Reaktionen den Westen daran erinnern, dass Freiheit Grenzen hat; trotzdem darf der Westen nicht vor dem Islam einknicken. Einerseits darf das, was anderen Menschen heilig ist, nicht beliebig durch den Schmutz gezogen werden; auf der anderen Seite kann es in einer offenen und freien Gesellschaft keine Schonräume für den Islam geben. Hier gilt gleiches Recht für alle.

(Der Autor, Eberhard Troeger (Wiehl/Bergisches Land), ist einer der führenden evangelischen Islam-Experten.)


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