'Wir müssen den Frauen den Rücken frei halten'

30. Mai 2008 in Interview


Eva Herman spricht im KATH.NET-Interview über die Lage der Familie und eine mögliche "Eva-Partei".


Wien (www.kath.net)
KATH.NET: Was sagen Sie zur Situation der Familie heute in Deutschland?

Eva Herman:
Viele Jugendliche erleben, wenn sie an die Zukunft denken, heute ein großes schwarzes Loch, sie sind vom Leben irritiert. Sie bräuchten mehr Zeit für sich, Zeit mit den Eltern. Sie sehnen sich nach dem Miteinander mit ihren Eltern. Wir müssen unseren Beitrag dafür leisten, damit sich diese Situation verbessert, zum Beispiel, indem man die Arbeit der Mutter zuhause wieder mehr wertschätzen lernt und ihr somit ermöglicht, bei ihren Kindern zu sein.

Wichtig ist, dass den Müttern, die zuhause bleiben möchten, auch ermöglicht wird, dass sie das finanziell überleben. Viele schaffen es wirtschaftlich einfach nicht, weil sie von der Politik und von der Industrie unter Druck gesetzt werden. Oft reicht auch ein Gehalt heute nicht mehr aus. Wir müssen den Frauen in der Zeit, in der sie bei den Kindern sein wollen, den Rücken frei halten.

Dies tangiert die finanziellen Aspekte wie Steuerfreibeträge oder Familiensplitting. Vor allem aber muss man die Wertschätzung der Familie wieder herstellen. Es muss für alle ein wichtiges Ziel sein, dass es den Kinder gut geht. Deutschland ist bei 78 untersuchten Ländern auf Platz 77, was Kinderfreundlichkeit betrifft. Das muss uns zu denken geben.

KATH.NET: Wie lassen sich junge Menschen konkret motivieren? Welche Rolle spielt hier der Glaube?

Eva Herman: Es ist inzwischen erwiesen, dass die Kinder, die eine gut funktionierende Mutter- und Elternbeziehung hatten, viel leichter zum Glauben finden als diejenigen, die in der Kindheit schon viele Probleme hatten. Wer es nicht geschafft hat, zum Glauben zu kommen, der hat eine andere Einstellung zum gesamten Leben, eine andere Zielsetzung. Wer sich Gott und Jesus Christus nähert, für den wird die Sache doch einfacher.

Man muss den Jugendlichen von heute immer wieder klarmachen, was wichtig ist und zwischen welchen Dingen man sich entscheiden muss. Das sind einerseits Familie, Liebe, Glaube und Werte, auf der anderen Seite Selbstverwirklichung, beruflicher Erfolg und ein dicker Lohnzettel. Mir ist klar, dass es nicht einfach ist, hier den klaren Blick zu bewahren, deshalb werden es auch nicht alle schaffen.

KATH.NET: Hat die Leidensfähigkeit junger Menschen heute abgenommen?

Eva Herman: Ich glaube schon, dass es so ist. Die Kinder erleben ihre Eltern heute als zerrissen: Sie stehen unter Zeitdruck, haben auch keine Zeit für die Kinder. Wenn sie als kleines Kind in den ersten drei Jahren nicht die Verbindung zu ihrer Mutter oder auch zu ihrem Vater bekommen können, dann hat dies Auswirkungen auf das ganze Leben.

Die Menschen leiden daher verstärkt unter Bindungslosigkeit, weil sie zu dieser Zeit vornehmlich damit beschäftigt waren, sich selbst zurechtzufinden. Wir zerstören von Generation zu Generation dadurch immer mehr die Bindungsfähigkeit des Menschen. Und eine gute Bindungsfähigkeit zu haben heißt auch, dass man liebesfähig ist. Wenn Sie nicht liebesfähig sind, werden Sie sich auch nicht für andere einsetzen.

KATH.NET: Ihre Forderungen tangieren ja sehr stark die Politik. Wollen Sie sich einmal in der Politik engagieren? Was sagen Sie zu der Idee einer neuen christlichen Partei wie die AUF-Partei, die auch von Christa Meves unterstützt wird.

Eva Herman: Bei der AUF- Partei steht fraglos das Familienleben im Mittelpunkt. Dennoch: Ich persönlich werde nicht parteipolitisch tätig werden. So wie ich jetzt lebe, bin ich freier und ungebundener und kann tun, was ich will. Ich kenne bisher auch keine Partei, deren Profil ich komplett vertreten könnte.

KATH.NET:Was halten Sie von einer „Eva-Partei“?

Eva Herman: Um Himmels willen! (lacht) Aber wenn Christa Meves die AUF-Partei unterstützt, dann wird da schon vieles richtig sein. Ich glaube, dass ich selber aber mehr bewirken kann, wenn ich so wirke, wie ich es jetzt tue.

KATH.NET: Danke für das Interview!




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