Großbritannien: Christentum wird zur Minderheitsreligion

9. Mai 2008 in Chronik


Forschungsinstitut: Bis 2050 lassen Muslime die Kirchgänger weit hinter sich.


London (kath.net/idea)
Eine düstere Zukunft sagt ein Forschungsinstitut der Christenheit in Großbritannien voraus. Innerhalb einer Generation werde sie zu einer Minderheitsreligion. Die Zahl der Moscheebesucher werde bis 2050 die Zahl der regelmäßigen Kirchgänger weit hinter sich lassen.

Selbst die religiös aktiven Hindus kämen dann der Zahl aller christlichen Gottesdienstbesucher
nahe, so eine Untersuchung des Instituts Christian Research (Christliche Forschung) mit Sitz in Swindon bei London.

Von den rund 60 Millionen Briten sind heute knapp 72 Prozent Kirchenmitglieder, 2,8 Prozent Muslime und ein Prozent Hindus; der Rest gehört kleineren Glaubensrichtungen an oder ist
ohne religiöses Bekenntnis.

Wie die Londoner Zeitung The Times berichtet, werden durch den vorausgesagten Schwund der Kirchgänger voraussichtlich selbst große Kirchen wie die anglikanische "Kirche von England" und die römisch-katholische Kirche in große Finanznöte kommen, da sie - ohne die in Deutschland übliche
Kirchensteuer - auf Beiträge, Spenden und Kollekten angewiesen seien.

Das Forschungsinstitut schreibt unter Berücksichtigung der Bevölkerungsentwicklung unter anderem eine Kirchenmitgliedschaftserhebung
aus dem Jahr 2005 fort. Die aktuelle Studie sagt voraus, dass die Zahl der Briten, die mindestens einmal pro Monat in die Kirche gehen, von jetzt etwa
vier Millionen bis 2050 auf 899.000 fallen wird. Im Gegenzug werde die Zahl der religiös aktiven Muslime von knapp 400.000 auf 2,6 Millionen anwachsen. Die Zahl der religiösen Hindus werde sich von 400.000 auf 855.000 mehr als verdoppeln.

Methodisten und Presbyterianer besonders überaltert

Durch die Überalterung ihrer Gottesdienstbesucher, die bereits heute vielfach über 65 Jahre alt seien, werde die Krise besonders für Methodisten und (reformierte) Presbyterianer akut, so die Times. Der Forschungsbericht sage voraus, dass diese Kirchen bereits bis zum Jahr 2030 zum Zusammenschluss gezwungen sein könnten.

Bis 2050 werde es noch 3.600 methodistische und 4.400 presbyterianische Kirchgänger in Großbritannien geben. Bei den Katholiken wären es 101.700, bei den Anglikanern 87.800, bei den Baptisten 123.000 und bei den unabhängigen Kirchengemeinden 168.000.

Wer zur Kirche geht, wird ausgelacht

Wie David Voas, Professor für Bevölkerungsstudien an der Universität von Manchester, erläuterte, bestehe das Hauptproblem für die Kirchen darin, die Kinder kirchlich engagierter Eltern bei der Stange zuhalten. Solange man wegen des Gottesdienstbesuchs ausgelacht werde, sei es schwierig, den Trend umzukehren. Junge Muslime lebten in einer völlig anderen Welt. Religiös zu sein, bedeute ihnen, stolz auf das eigene geistliche und kulturelle Erbe zu sein. Junge Muslime seien oft religiös aktiver als ihre Eltern.

Anglikanische Kirche weist Voraussage zurück

Die Kirche von England weist die Voraussage zurück. Die Studie gebe nur einen Teil der Gesamtschau religiöser Trends wider, sagte die Leiterin der
Kirchenforschung, Lynda Barley. Die Kirche von England gehe davon aus, dass derzeit mehr als 1,7 Millionen Menschen jeden Monat eine anglikanische Kirche oder Kathedrale aufsuchen; das übersteige die Zahlen des Forschungsinstituts bei weitem. Der Gottesdienstbesuch sei seit dem Jahr 2000 stabil geblieben. Man erwarte nicht, dass es zu einem wesentlichen Rückgang kommen werde.


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