Heute Abend feiert man sich selbst

3. Dezember 2007 in Aktuelles


Hätte sich Jesus beim Bodyguard eine VIP-Karte geben lassen, um beim Weihnachtskonzert in der vordersten Reihe sitzen zu können? Ein Kommentar von Franziskus v. Ritter-Groenesteyn.


München (www.kath.net) Ja, in diesen Tagen können wir es wieder beobachten, wie sich unsere Kirchen für einen Tag verwandeln. Emsige Helfer überall, vor dem großen romanischen Portal vier in aller Eile hochgezogene weiße Partyzelte, gesäumt von kleinen Fichten, aus der Weihnachtszuchtedition, geschmückt mit lustigen Kugeln.

Das ganze wirkt wie eine vorweihnachtliche Kaufpassage irgendwo in den Fußgängerzonen deutscher Lande. Und in der Tat prangt das Namensschild eines renommierten Münchener Feinkostgeschäfts über den Zelteingängen. Ein Bodyguard verhindert das „unbefugte“ Betreten der Kirche. Ist es zu glauben? Heute hat die Welt hier das Sagen.

Fernsehkameras werden installiert, Begrüßungsgeschenke zurechtgerückt. Heute Abend feiert man sich selbst, bei Sekt und Lachshäppchen, goutiert vorweihnachtliche Kompositionen im eigens errichteten Altarraum – und der Hausherr? Vergessen und versteckt hinter Stellwänden aus Stahl.

Es erhebt sich die Frage, kann ein Ort des Gebets, ein Raum der Stille und Sammlung, bloß weil er groß ist, bloß weil er schön und kunstvoll ist, bloß weil er billiger als ein Konzertsaal zu haben ist, kann und darf ein solcher Raum temporär profanisiert werden?

Eines ist doch klar. Dies mit einer Moschee zu machen käme für den Veranstalter und für den, der es erlaubt, einem Todesurteil gleich. Darf es dann bei Christen anders sein? Ein Blick auf Jesus erleichtert es uns, unserem von Konsum getrübten Auge, eine Antwort darauf zu finden.

Im Johannesevangelium, Kapitel 2, steht, was Jesus gemacht hat. Hat er sich beim Bodyguard eine VIP-Karte geben lassen, um beim Weihnachtskonzert in der vordersten Reihe sitzen zu können? Hätte er die Veranstaltung mit der Begründung gerechtfertigt, so kämen die Menschen wenigstens in die Kirche, und vielleicht würde ja der ein oder andere sogar so zum Glauben finden?

Hätte er ungeniert in Erwartung eines großen Dirigenten Smalltalk mit dem Nachbarn zur rechten und zur Linken betrieben? Wohl kaum. Wir sollen das Haus seines Vaters nicht zu einer Markthalle machen, das hat er gesagt.

Geldsorgen mögen drücken, doch des Geldes wegen Heiliges zu säkularisieren, kann und darf nicht der Preis sein. Es ist eine Ohrfeige in das Gesicht des Vaters, der uns doch sagt: Kümmert euch zuerst um das Reich Gottes, und ich kümmere mich um alles andere!

Gerade in diesen Tagen bietet es sich doch an, Gotteshäuser zu einer Stätte zärtlicher, stiller Begegnungen zu machen. So wird es geschehen, wenn viele Gemeinschaften gemeinsam zu Stay and Pray in die Bürgersaalkirche in Münchens Fußgängerzone einladen.

So wird es geschehen, wenn alle Jahre wieder in den Pfarreien zur Roratemesse geladen wird; eine nur vom Kerzenlicht erhellten Messfeier, entweder früh morgens oder abends, wenn es schon dunkel ist. So wird es geschehen, wenn wir der Weihnachtsbotschaft lauschen, die in Salzburgs Fußgängerzone, ebenfalls von Gemeinschaften, verkündet wird.

So wird es geschehen, wenn wir innehalten im vorweihnachtlichen Trubel und unseren Blick auf eine einsam erhellte Grotte zu Bethlehem richten, dorthin, wo der Herr wohnt, zum Haus des Brotes, zur Kirche um die Ecke unserer vorweihnachtlichen Heimat.

Foto: (c) Franziskus v. Ritter-Groenesteyn


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