Vatikan ratifiziert Abkommen mit Bosnien-Herzegowina

26. Oktober 2007 in Weltkirche


Die katholische Kirche trage dazu bei, dass Frieden und Stabilität in dem ethnisch-konfessionell geteilten Land gesichert sind, sagte Kardinal-Staatssekretär Tarcisio Bertone.


Vatikan (www.kath.net / RV) Am Donnerstagvormittag haben Vertreter des Heiligen Stuhls und des Staates Bosnien-Herzegowina im Vatikan das gegenseitige Abkommen vom 19. April 2006 offiziell ratifiziert, wie Radio Vatikan berichtete.

Dabei wird nicht nur das Verhältnis zwischen den beiden Staaten neu geregelt. Kardinal-Staatssekretär Tarcisio Bertone betonte bei der Zeremonie, dass die katholische Kirche einen wichtigen Beitrag dazu leisten könne, Frieden und Stabilität in dem ethnisch-konfessionell geteilten Land zu sichern.

Der derzeitige Präsident von Bosnien-Herzegowina, Zeljko Komsic, sieht in der heutigen Ratifizierung ebenfalls ein positives Zeichen: „Dies ist ein sehr wichtiger Moment für mein Land. Es handelt sich um eine historisch sehr bedeutende Geste. Das Abkommen ist auch ein Zeichen für den gesamten Balkan. Denn heute haben wir bewiesen, dass Bosnien-Herzegowina ein vollwertiges Mitglied der Europäischen Gemeinschaft der Völker sein kann. Vielleicht verstehen das viele bei uns noch nicht, was dieses Abkommen konkret bedeutet.”

Auch zwölf Jahre nach dem Ende des Bürgerkrieges (1992-1995) sind sich die drei Völker spinnefeind und blockieren sich und damit das Land nach Kräften. Vor dem derzeitigen Präsidenten von Bosnien-Herzegowina, Zeljko Komsic, sagte Kardinal-Staatssekretär Bertone, dass die römisch-katholische Kirche im Balkan-Staat insbesondere für die Zivilgesellschaft aber auch für die Kultur und die Bildung viel Positives leisten kann.

Derweil ist die Lage in Bosnien-Herzegowina gespannt. Nach jahrelanger Selbstblockade von Muslimen, Serben und Kroaten droht die Dauerkrise des Staates nun in politisches Chaos zu münden. Im serbischen Landesteil soll am kommenden Montag das Regionalparlament in einer Sondersitzung tagen. Dabei könnte der Rückzug aller serbischen Minister und Abgeordneten auf gesamtstaatlicher Ebene beschlossen werden, was zur Unregierbarkeit in Bosnien führen würde.

Von den etwa 4,5 Millionen Einwohnern des Landes sind etwa 48 Prozent Bosniaken, 37 Prozent Serben und 14 Prozent Kroaten. Die meisten Einwohner von Bosnien und Herzegowina sind Muslime (44 Prozent). Bosnien-Herzegowina besteht seit dem Dayton-Vertrag, also seit 1995, aus zwei Entitäten: der Föderation Bosnien und Herzegowina und der Serbischen Republik.


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