Gespräche mit Gott

30. September 2007 in Aktuelles


Von Franziskus von Ritter-Groenesteyn.


München (www.kath.net)
Es ist ungewöhnlich, dass es gelingt im Jahrmarkt der Eitelkeiten Hollywoods einen Film mit einem derart plaktativ religiösem Titel an die Kinokassen zu bringen – auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick so ungewöhnlich dann doch nicht, stehen hinter dem Film sage und schreibe rund 7 Millionen verkaufte Bücher und damit lange Zeit der Platz eins auf vielen Esoterik-Bestseller-Listen der Welt. Esoterik und Christentum vertragen sich nicht. Sollte man den Film dennoch sehen?

Ich meine, ja! Man sollte allerdings dabei den Grundsatz beherzigen, alles zu prüfen, aber nur das Gute zu behalten. Was ist das Gute?

Gespräche mit Gott erzählt die Lebensgeschichte von Neale Donald Walsch, der durch einen tragischen Unfall alles verliert: Job, Geld, Haus soziale Stellung und zuletzt sogar seine Selbstachtung. Er lebt als Penner vom Dosensammeln unter Pennern. Am Tiefpunkt angelangt schreibt er seine Wut und Ohnmacht in einen Brief an Gott, an den, wie er ihn damals nannte „größten aller Schikanierer“ aller Zeiten.

Der Brief „war ein gehässiger, leidenschaftlicher Brief, voll von Ungereimtheiten, Verzerrungen und Verdammungen. Und mit einer Menge zorniger Fragen“. Kann man auf so einen Brief eine Antwort von oben erwarten? Walsch hat wohl selber am wenigsten damit gerechnet und dennoch strömten die Antworten plötzlich aus ihm heraus.

Die Antworten füllten immer mehr Blätter von Papier. Aus den Antworten wird schließlich ein Buch, das findet einen Verleger, der Verleger einen größeren Verlag und fertig ist eine weitere Selfmade-Story aus dem Hause der unbegrenzten Möglichkeiten. Ist das neu?

Zieht man einen Vergleich zum Psalmisten, so saß auch er in der Grube, ja sogar „die Fesseln des Todes“ umfingen ihn und „die Ängste der Unterwelt“ bedrängten ihn (Ps 116, 3). Auch er schrie zum Herrn und wurde erhört. Als Christ kennt man das also.

Die cineastische Visualiserung sozialen Abstiegs bis tief hinein in jede Mülltonne des Staates Oregon und der anschließende Aufstieg zu internationalem Ruhm und Ansehen, zu mehr als je zuvor - Ist das das Gute? Hiob könnte ein Lied davon singen. Doch Hiob lebte sein Leben gerecht. Walsch lebte sein Leben, wie er selbst reumütig einräumt, nach dem Lustprinzip.

Er hatte bereits Frau und Kinder verlassen, bevor ihm der Halswirbel brach. Warum sollte Gott also mit ihm sprechen? Und doch, steht da nicht geschrieben „das Schwache in der Welt hat Gott erwählt.“ (1 Kor 1,27)

Die schwer anzuknüpfende Freundschaft unter Pennbrüdern – ist das das Gute? Mag sein, durchaus sehenswert; manch einer mag Obdachlose dadurch mit neuen, barmherzigeren Augen sehen als zuvor.

Was aber ist das das wirklich Gute an diesem Film?

Definitiv nicht das manchmal anklingende pantheistische Weltbild einer kosmischen Energie. Auch nicht das angesicht einer wissbegierigen Zuhörerschaft propagierte allbeherrschende Prinzip der Selbsterlösung aus allem Leid, was hier in einer Vortragsszene angedeutet wird.

Doch läßt man esoterisches Gedankengut einmal bei Seite, birgt der Film auch für überzeugte Christen durchaus Chancen. Chancen seine persönliche Gottesbeziehung zu vertiefen.

Vielen Christen ist es nicht klar und auch Walsch war es wohl nicht klar: Gott spricht mit uns Tag für Tag und er tut dies mit jedem Einzelnen von uns.

Eine seiner ersten Fragen, die Walsch an Gott stellte, war daher diese: „Wie redet Gott und mit wem?“ Und das war die Antwort, die er in seinem Innersten hörte: „ Ich rede mit jedermann. Immer. Die Frage ist nicht, mit wem ich rede, sondern wer zuhört!“

Es ist also letztlich eine Frage des Hinhörens und des Hinsehens, ob wir unseren Schöpfer wahrnehmen oder nicht. Hier ist die Botschaft des Films klar und gut: Gottes Handeln verbirgt sich gerne hinter dem, was wir einen glücklichen Zufall nennen, hinter Menschen, die unsere Lebensbahn zu einem bestimmten Zeitpunkt kreuzen, Botschaften, die wir lesen oder zufällig in den Medien aufschnappen.

Das also ist das Gute an Gespräche mit Gott. Unser Blick wird geschärft für die Gegenwart Gottes und wir werden dialogfähiger, kommunikativer in Bezug auf unseren Schöpfer.

Ein Weiteres ist gut, und zwar die Botschaft: Wir müssen lernen uns anzunehmen wie wir sind und wir müssen uns selbst erst verzeihen lernen. Hier steht der Film in guter biblischer Tradition. Schließlich ist das auch der tiefere Sinn des Wortes Jesu an uns „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Wer nicht lernt zu sich selber Ja zu sagen, der kann dies auch nur schwer zu anderen.

Auch, dass wir lernen, die Dinge neu zu sehen, sie mit den Augen Gottes zu sehen, plötzlich im Leid einen tieferen Sinn zu erkennen aus der Gewissheit heraus, dass Gott immer nur das Beste für uns möchte, auch wenn es uns oft als Gegenteil erscheint – auch das ist gut. Denn wenn wir die Dinge aus der allwissenden Perspektive Gottes betrachten könnten, dann würden wir sehen, was uns jetzt noch verborgen ist: eine drohende Gefahr, ein Hindernis, eine glückliche Wendung, neues Leben, was auch immer.

Als Mensch erkennen wir diese Zusammenhänge oft erst sehr spät wenn überhaupt, aber wenn wir sie erkennen, macht alles plötzlich einen wirklichen Sinn. Ist es nicht jener Sinn der nur der Liebe entspringen kann?

Ja, hier treffen die Gespräche mit Gott auf eine wichtige christliche Wurzel: „Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ 1. Joh 4,16, denn „die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht“ 1. Joh 4,18.

Der Film kommt am 11. Oktober in die Kinos.


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